Devil erklärt sich vor dem Börsengang zur Nummer 1 des IT-Fachhandels (Update)

Die meisten Vorarbeiten sind erledigt und langsam wird es ernst mit dem Börsengang der Devil AG. Damian Sicking wagt sich an die Lektüre des Wertpapierprospekts. Ein offener Brief an Devil-Chef Axel Grotjahn.

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Von
  • Georg Schnurer

Lieber Devil-Chef Axel Grotjahn,

Devil will an die Börse

jetzt wird es allmählich ernst mit dem Börsengang der Devil AG. Die meiste Vorarbeit ist ja nun erledigt, und auch der 240 Seiten starke Wertpapierprospekt steht auf der Devil-Homepage zum Download und zur Lektüre bereit. Klar, dass ich mal einen Blick hineingeworfen habe. Das Schöne für das Publikum ist ja oft, dass die börsenwilligen Unternehmen in den Prospekten Informationen und Einschätzungen geben (müssen), die sonst immer topsecret sind. Deshalb liebe ich Börsengänge. Sie bedeuten eben auch, sich nackig zu machen. Da kommen schon mal Speckfalten und Hautunreinheiten ans Tageslicht, die man ansonsten lieber versteckt hält.

Was ja immer besonders interessant ist, ist der Abschnitt mit den Risiken. In Ihrem Prospekt umfasst dieses Kapitel sechs Seiten (18-24). Mann, wenn man da liest, was alles passieren und in die Hose gehen kann, möchte man ein solches Wertpapier nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen. Aber klar, ist ja logisch, um möglichen späteren Klagen der Investoren vorzubeugen (Stichwort "T-Aktie"), muss natürlich alles auf den Tisch.

Ähnlich schlecht kann einem werden beim Blick auf die Umsatzrendite. Obwohl das Geschäftsjahr 2006/07 (30.6.2007) für Devil nicht schlecht gelaufen ist, treibt einem die Umsatzrendite von 0,6 Prozent schon die Tränen in die Augen. Aber auch klar: Die Umsatzrendite ist das eine, viel wichtiger ist ja eine gescheite Eigenkapitalrendite, also das Kriterium "Was kriege ich am Ende raus, wenn ich 1 Euro investiere?" Auf dem Sparbuch heißt die Kapitalrendite "Zinsen". Und diese Rendite liegt bei Devil mit 20 Prozent in einem Rahmen, den man durchaus als üppig bezeichnen kann.

Nun ist, wie Sie richtig schreiben, der Wettbewerb in der Distributionslandschaft beinhart, und da ist es natürlich von Vorteil, wenn man ein paar gute Alleinstellungsmerkmale hat. In dieser Hinsicht bin ich ein wenig enttäuscht, muss ich Ihnen gestehen, denn was in Ihrem Prospekt unter der Position "Wettbewerbsstärken" aufgelistet ist, ist schon sehr hausbacken:

1. Persönliche Kundenbeziehungen
2. Langjährige Erfahrungen
3. Kompetenz im Bereich Logistik
4. Kundenorientiertheit
5. Herstellerunabhängigkeit.

Ich bin überzeugt, dass jeder Ihrer Konkurrenten genau das gleiche geschrieben hätte. Aber gut: Vielleicht ist Devil ja in allem ein bisschen besser als die anderen?

Das würde auch erklären, warum Sie auf der Eingangsseite der Devil-Homepage den Besucher mit der Headline "Devil AG – Die Nummer 1 des IT-Fachhandels" begrüßen. "Wie, die Nummer 1?", fragt sich der Branchenkenner? In Bezug auf was? Die Antwort auf diese Frage bleiben Sie leider schuldig (im Raum Braunschweig?). Irgendwo im Börsenprospekt findet man dann die Anmerkung, dass man in einer Umfrage des Bundesverbandes Technik im Einzelhandel e.V. in den Jahren 2005 und 2006 auf dem ersten Platz stand. Ja prima, aber jetzt schreiben wir das Jahr 2008. Es wundert einen also schon, warum Ihre Konkurrenten, allen voran der Marktführer Ingram Micro ("Deutschlands führender ITK-Distributor"), es zulassen, dass Sie sich als Nummer 1 bezeichnen. Vielleicht ein Indiz dafür, dass die Konkurrenz Devil noch nicht so ernst nimmt?

Nun, das dürfte sich ja mit den vielen Millionen, die Sie sich von dem Börsengang erhoffen (Sie rechnen mit 18 bis 28 Millionen Euro) bald ändern, denn Sie wollen mit der Kohle ja auch expandieren. Unter anderem durch Firmenübernahmen im In- und Ausland.

Na dann: Viel Glück!
Damian Sicking

Eine erste Reaktion von Devil (update)

"Wie, die Nummer 1?", fragte sich Branchenkenner Damian Sicking noch gestern. Eine direkte Antwort blieb Devil bislang schuldig, doch auf wundersame Weise änderte sich im Laufe des Tages die Devil-Hompage. Statt "Devil AG – Die Nummer 1 des IT-Fachhandels" lesen wir nun "Devil AG - Starker Partner des IT-Fachhandels".

Aus "die Nummer 1" wird "starker Partner"

Gut, damit ist das Numerische wohl erst mal geklärt. Freilich interessiert noch immer, wie das denn nun genau mit den im Wertpapierprospekt angegebenen Alleinstellungsmerkmalen gemeint war. "Persönliche Kundenbeziehungen, langjährige Erfahrungen, Kompetenz im Bereich Logistik, Kundenorientiertheit und Herstellerunabhängigkeit" - das reklamieren doch auch alle anderen großen Distributoren für sich. (gs)