EP-Projekt Betobia.de: Kann Geschichte sich wiederholen?

Wenn Malte Schiphorst Erfolgsmeldungen verschickt, sollte man aufmerken. Denn es kann passieren, dass das Projekt kurz danach wegen Erfolglosigkeit eingestellt wird. So geschehen beim Installationsservice Plusanschluss. Jetzt kam wieder eine Schiphorst-Jubelmeldung: Die Softwareplattform Betobia feiert den Tausendsten Eintrag. Das ist schön, aber nicht genug.

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Von
  • Damian Sicking

Lieber Malte Schiphorst, Geschäftsführer der ElectronicPartner-Tochter Comteam Portal GmbH,

Betobia-Chef Malte Schiphorst

auf der CeBIT dieses Jahres haben Sie die Softwareplattform Betobia vorgestellt, den, wie es damals hieß, "neuen digitalen Vertriebsweg für professionelle Business-Software“. Und schon im Mai verkündeten Sie: "Software-Plattform betobia startet durch.“ Und jetzt, Ende September, die vorerst letzte Erfolgsmeldung aus Ihrem Hause: "Betobia knackt die Marke von 1.000 Softewareangeboten“.

Nach so viel Tamtam war ich doch neugierig geworden und habe mir die Seite mal genauer angeschaut. Nun, ein digitaler Vertriebsweg, wie Sie sagen, ist es ja eigentlich nicht. Man kann keine Software herunterladen, nicht einmal kaufen. Aus Kundensicht handelt es sich bei Betobia eher um einen Softwarekatalog oder besser, da das Angebot ja noch immer recht übersichtlich ist, um einen "Softwareprospekt“. Aus Sicht der Anbieter ist es eine Leadgenierungsplattform.

Ich wollte auch gleich mal ausprobieren, wie das Ganze so funktioniert. Also verschaffte ich mir am 27. September erst einmal einen Überblick über die Softwareprogramme, die auf Betobia.de angeboten werden, und suchte mir dann eine Verlagssoftware der mir bis dato nicht bekannten Firma Infounit aus. In dem entsprechenden Formular auf der Betobia-Seite machte ich die üblichen persönlichen Angaben und bat um Zusendung weiterer Informationen. Ganz vorbildlich erhielt ich noch am selben Tag von Ihrem Betobia-Server eine E-Mail mit der Nachricht, dass man meine Anfrage "erfolgreich an das Unternehmen infounit Software GmbH vermittelt“ habe und ich "in nächster Zeit eine Antwort“ an meine E-Mail-Adresse erhalten werde.

So und jetzt kann man sich darüber streiten: Was heißt "in nächster Zeit“? Ein Tag, zwei Tage, eine Woche, zwei Wochen, ein Monat? Wenn Sie mich fragen, verstehe ich darunter "in den nächsten Tagen“. Tatsache aber ist, dass ich bis heute, also mehr als zwei Wochen nach meiner Anfrage, nicht die klitzekleinste E-Mail von der Firma Infounit erhalten habe. Auch keinen Anruf, keine Post. Nichts. Nicht mal den Hinweis, dass man meine Anfrage erhalten habe, sie aber momentan kapazitätsbedingt nicht beantworten könne, weil man gerade wegen Reichtums geschlossen habe oder so. Oder weil man gerade mit wichtigen Großkunden beschäftigt sei (Springer, Burda, Bauer, Bertelsmann etc.). Klingt komisch, ist aber so.

Lieber Herr Schiphorst, Sie können zwar nichts dafür, aber wenn nicht nur ich diese unschöne Erfahrung mit Ihrem schönen betobia-Service mache, sondern auch andere, dann können Sie bald wieder einpacken, fürchte ich. Denn dann geht keiner mehr auf Ihre Seite. Deshalb wäre es nicht nur interessant zu erfahren, wie viele Software-Programme schon auf Ihrer Seite aufgeführt sind oder wie viele Anbieter Ihren Service nutzen, sondern wie viele Anwender und Interessenten bereits Informationen abgerufen bzw. so wie ich (mit hoffentlich mehr Erfolg) um Informationen gebeten haben. Denn darauf kommt es am Ende des Tages an, wenn das Geschäftsmodell funktionieren soll.

Gut, das Angebot ist natürlich auch wichtig, und 1.000 Softwareprogramme sind ja schon mal gar nicht so schlecht für den Anfang. Diese Marke hatten Sie sich ja auch als Ziel bis Ende dieses Jahres vorgenommen. Doch wie gesagt: Das kann es noch nicht gewesen sein. Ich erinnere mich an eine ähnliche Erfolgsmeldung aus dem Hause EP, und zwar aus dem Januar dieses Jahres. Da verschickten die Düsseldorfer eine Pressemitteilung mit der Überschrift "Plusanschluss.de verzeichnet über 1.000 Fachhändler.“ Auch die Plusanschluss GmbH gehört zur EP-Gruppe und auch für Plusanschluss waren bzw. sind Sie ja als Geschäftsführer verantwortlich, lieber Herr Schiphorst. Leider blieb plusanschluss.de der erhoffte Erfolg verwehrt. Die Homepage ist zwar noch erreichbar, aber EP-Chef Friedrich Sobol verkündete kürzlich das Aus für das Service-Portal. Die Resonanz war nicht so stark wie erhofft, erklärte Herr Sobol. Herr Sobol ist ja erst seit Juli dieses Jahres im Amt und zeigt mit der Einstellung von plusanschluss.de, dass er nicht unbedingt viel Geduld hat mit Aktivitäten, die auf ihren Durchbruch erst noch warten.

Das ist, wie gesagt, der springende Punkt, lieber Herr Schiphorst. Das Angebot kann noch so toll sein, wenn die Nachfrage nicht da ist, dann gibt es keine Zukunft. Und wenn es Ihnen nicht gelingt, Nachfrage für Betobia zu erzeugen, dann können Sie dabei zusehen, dass sich Geschichte tatsächlich wiederholt. Nämlich die Geschichte von plusanschluss.de. Aus diesem Grunde würde es mich sehr interessieren, wie Sie es anstellen wollen, viele Interessenten auf die Seite betobia.de zu locken und dann auch dafür zu sorgen, dass sie keine Produktenttäuschung erleben. Wie zum Beispiel eine Anfrage stellen, die irgendwo im Nirwana landet und von niemanden erhört und beantwortet wird.

Beste Grüße!

Damian Sicking

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