Euronics: Kleine Delle in der Umsatzentwicklung

Die Zeit großer Umsatzzuwächse ist vorbei. Auch für die CE-Verbundgruppen. Euronics, immerhin 1,67 Milliarden Euro schwer, wies im vergangenen Geschäftsjahr ein leichtes Minus von drei Prozent aus. Trotzdem ist die Genossenschaft zufrieden, blickt zuversichtlich auf das laufende Jahr.

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Von
  • Matthias Parbel
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"Innovative traditionelle Händler mit überzeugendem Onlineauftritt sind gefragt", Benedict Kober, Vorstandssprecher Euronics Deutschland

(Bild: Euronics)

Die Umsatzentwicklung bei der CE-Verbundgruppe Euronics Deutschland hat im zurückliegenden Geschäftsjahr 2011/2012 erneut eine leichte Delle abbekommen. Bei einem Zentralumsatz von 1,67 Milliarden Euro fiel das Ergebnis der Genossenschaft aus Ditzingen bei Stuttgart um etwa drei Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum aus. Bereits im vorangegangenen Geschäftsjahr musste Euronics einen Umsatzrückgang von etwa sieben Prozent auf 1,72 Milliarden Euro verbuchen. So gesehen ist die Gruppe noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Kein Wunder, dass Vorstandssprecher Benedict Kober von einer stabilen Umsatzentwicklung spricht. Zumal die Mitgliedsbetriebe an den 1.892 Standorten in Deutschland einen Außenumsatz von 3,75 Milliarden Euro erwirtschafteten. Diese insgesamt ordentliche Gesamtbilanz bescherte denn auch den Händlern Bonuszahlungen in Höhe von 95,5 Millionen Euro (Vorjahr 94,1 Millionen). Zusätzlich wurden knapp 5,5 Millionen Euro für Warenrückvergütungen ausgeschüttet.

Somit steht Euronics im Vergleich zum Wettbewerb nach wie vor ordentlich da. Electronic Partner aus Düsseldorf beispielsweise wies für das Geschäftsjahr 2011 gut 1,64 Milliarden aus, während die Expert-Gruppe aus Langenhagen bei Hannover 2011/2012 einen Innenumsatz von 1,85 Milliarden Euro bilanzierte. Im laufenden Geschäftsjahr (31. März) will die Gruppe die Zwei-Milliarden-Grenze knacken.

Den leichten Umsatzknick führt Kober vor allem auf die konjunkturelle Situation ab Juli 2012 zurück. Während zuvor aufgrund der Abschaltung der analogen Satellitenübertragung und vor allem durch die Fußball-Europameisterschaft der Handel starke Verkaufszahlen realisieren konnte, ermüdete speziell der Absatz bei TV-Geräten. So habe sich das zuvor zweistellige Plus bis Ende September wieder aufgelöst. "Im Geschäftsjahr 2011/2012 verzeichnete Euronics einen atypischen Geschäftsverlauf. Insbesondere die Analogabschaltung führte zu zahlreichen vorweggenommenen Käufen. In der Folge blieb die Umsatzbilanz im zweiten Halbjahr schwach", erklärte Kober anlässlich der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Stuttgart.

Aber nicht nur das nachlassende Käuferinteresse drückte auf die Umsätze, sondern auch der anhaltende Preisverfall. Auf Euronics bezogen bedeutete dies "trotz guter Absatzzahlen einen Rückgang von drei Prozent". Dies bestätigt auch die gfu (Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik), die für die ersten drei Quartale 2012 bei den Durchschnittspreisen für TV-Displays einen Rückgang der Konsumentenpreise gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 0,9 Prozent registrierte. Besonders bei den Plasma-TV-Geräten gab das Preisniveau um durchschnittlich 5,9 Prozent nach.

Zentrales Lager der Euronics Deutschland in Ditzingen bei Stuttgart

(Bild: Euronics)

Zufriedener äußerte sich Kober zur Entwicklung der Produktsegmente Smartphones, E-Books und Tablets. Sie seien zweifellos Umsatztreiber im CE-Markt gewesen. Außerdem hätten sich die Konsumenten für neue, innovative Bedienkonzepte begeistert, womit Fernseher gemeint seien, die sich mit dem Smartphone steuern lassen und auf Dienste im Internet zugreifen können.

Bedienkomfort sowie intelligente Technologien und exzellentes Design seien auch bei Haushaltsgeräten gefragt. Als wichtigstes Verkaufsargument aber hätte sich einmal mehr die Energieeffizienz herausgestellt, so der Vorstandssprecher. "2012 erwarteten die Verbraucher ein Höchstmaß an Beratungskompetenz in Bezug auf Einsparmöglichkeiten im Haushalt." Dies werde sich auch im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen.

"Für Euronics war das zurückliegende Geschäftsjahr ein Jahr der qualitativen Konsolidierung. Viele unserer Mitglieder sind in das so genannte Cross-Channel-Marketing eingestiegen und haben erfolgreich neue Formen des Dialogs mit Verbrauchern im Netz probiert", betonte Kober. Diesen Weg werde die Gruppe auch im aktuellen Geschäftsjahr weiter verfolgen und zugleich "den Ausbau unserer Multi-Channel-Strategie weiter vorantreiben". Dabei sei es wichtig, dass der Service-Gedanke in der Online-Welt neu interpretiert werde, um "die großen Chancen einer digital-lokalen Vermarktung zu nutzen". Gleichwohl müsse trotz der Veränderungen im Einkaufsverhalten die persönliche Kundenansprache eine feste Erfolgsgröße bleiben. Denn: "Gute Fachhandelsleistungen werden weiterhin nachgefragt. Innovative traditionelle Händler mit einem überzeugendem Onlineauftritt sind gefragt", stellt Kober schon mal klar. Darum bleibe die "Zuführung zum stationären Handel" ein Gradmesser für alle Online-Aktivitäten.

Zugleich appellierte Kober an die Händlerschaft: "Eine Billigstrategie bringt keinen wirtschaftlichen Erfolg". Darum wolle sich die Verbundgruppe künftig stärker auf Produkte und Marken konzentrieren, die auf selektive Vertriebskonzepte setzen und dabei Fachhandelsleistungen angemessen honorieren. Zusätzlich sollen die Fachhändler noch mehr auf Spezialisierung setzen, beispielsweise auf media@home, Euronics mobile sowie Euronics Hausgeräte.

Im laufenden Jahr will Euronics an zwölf Standorten neue Fachmärkte eröffnen. Erstmals sollen Regiebetriebe realisiert werden. Das bedeutet, die Zentrale koordiniert bis auf weiteres Fachmärkte, für die es noch keine Nachfolgeregelung gibt.

Durchaus optimistisch gestimmt ist Kober bei seinen Erwartungen zum laufenden Geschäftsjahr. Anlass dazu gibt ihm die "Consumer Electronics Branche, die sich auch 2013 dynamisch weiterentwickeln und dem Markt durch attraktive Neuheiten entsprechende Impulse geben wird". Dabei würden nicht nur neue Produkte den Markt erobern, sondern auch neue Marktsegmente und Anwendungsmöglichkeiten entstehen. Als Wachstumssegmente führte er TV-Geräte – insbesondere Modelle größer 46 Zoll –, kombiniert mit neuen Bildschirm-Technologien, Wellness, digitale Gesundheitsüberwachung, Sicherheitstechnik sowie Mobilität – und hier vor allem Tablets und Smartphones – an. Außerdem könne sich das Thema Heimvernetzung für Weiße Ware zu einem Umsatztreiber entwickeln. Unterstützt wird diese Hoffnung auch von der gfu. Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Kamp prognostizierte Anfang dieses Jahres eine Umsatzsteigerung bei Consumer Electronics von etwa 29 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 30 Milliarden Euro in 2013. (map)
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