Franchising: Selbständig und trotzdem nicht allein

Franchise-Konzepte liegen im Trend: während andere Branchen in der Wirtschaftskrise starke Einbrüche vermelden mussten, prognostiziert der Deutsche Franchise-Verband e.V. für 2010 einen erneuten Anstieg bei der Zahl der Franchise-Nehmer.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Krise? Welche Krise? In der deutschen Franchise-Wirtschaft war 2010 davon nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die turbulente Wirtschaftsentwicklung des Jahres 2009 hat dem Thema Franchise sogar noch weiteren Auftrieb verschafft: Denn die in diesem Zusammenhang zum Teil verbundenen Unsicherheiten für Arbeitnehmer mit Kurzarbeit oder verstärkter Zeitarbeit haben vielfach den Gang in die Selbstständigkeit auch und gerade mit Franchising gefördert. So erwartet der Deutsche Franchise-Verband e.V. (DFV) für 2010 eine positive Gesamtentwicklung mit einem Anstieg der Franchise-Nehmer um 3.000 auf insgesamt 64.000. Durch dieses Plus und den grundsätzlich guten Rahmenbedingungen im Franchising prognostiziert der DFV auch ein generelles Wachstum auf dem Arbeitsmarkt. Bis Jahresende gehen wird es rund 470.000 Franchise-Beschäftigte geben. Das wären 11.000 Mitarbeiter mehr als noch 2009.

Damit zeigt sich einmal mehr, dass in Zeiten der anziehenden Konjunktur Franchising in Deutschland einen bedeutsamen Anteil bei der Schaffung von Arbeitsplätzen besitzt. Diese Zahlen sind natürlich nicht ohne die Franchise-Systeme möglich. Gab es im Vorjahr noch 980 unterschiedliche Systeme so wird erwartet, dass sich 2010 bis zu 1.000 Franchise-Geber fest am Markt etablieren. Durch diese Entwicklung kann am Ende des Jahres mit einem Gesamtumsatz von 48 Milliarden Euro gerechnet werden. Das entspricht gegenüber 2009 einem Plus von 4 Milliarden Euro.

Auch ein Gutachten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) bescheinigt der Franchise-Wirtschaft in Deutschland im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft ein überproportionales Wachstum: Die Beschäftigtenzahl in diesem Sektor ist demnach jedes Jahr um 6,5 Prozent gewachsen. In den nächsten fünf Jahren rechnet man mit bis zu 200.000 weiteren Arbeitsplätzen.

Tatsächlich ist Franchising eine attraktive Alternative für alle, die sich zwar selbstständig machen wollen, aber nicht den Mut für eine komplette Neugründung haben. Im Vergleich dazu bietet das Franchise-System deutlich mehr Sicherheit: Der Franchise-Nehmer übernimmt gegen Gebühr eine bereits bestehende und bewährte Geschäftsidee und profitiert außerdem vom Know-how und der Unterstützung "seiner" Zentrale. Im Detail bedeutet dies: Der Franchise-Geber entwickelt eine Geschäftsidee von A-Z, von den Produkten über Werbung, Ladengestaltung bis hin zur Schulung. Anschließend realisiert er seine Idee in Form von mindestens einem Pilotbetrieb. Dabei systematisiert und perfektioniert er permanent sowohl Arbeitsabläufe als auch Organisationsstrukturen. Das erprobte, ausgereifte und "funktionierende" Geschäftskonzept wird dann Franchise-Nehmern zur Betreibung an, in der Regel, vertraglich festgelegten Standorten zur Verfügung gestellt.

Die Vorteile des Franchisings: ein bekannter Markenname als "Türschild", größere Attraktivität bei Lieferanten, Vertrauensvorschuss aufgrund der Markenbekanntheit bei den Kunden, schnellere Expasionsmöglichkeiten, Übernahme eines bewährten Geschäftskonzeptes und dennoch großer unternehmerischer Spielraum. Und: Der Franchise-Geber ist als Partner noch immer im Hintergrund, bietet Service, gute Einkaufskonditionen und Dienstleisungen an, und entwickelt seine Geschäftsidee weiter, kümmert sich um Produktinnovationen, Marketingkonzeption und überregionale Werbung – alles Dinge, von denen der Franchisenehmer profitiert, ohne sich selbst darum kümmern zu müssen.

Nachteile des Franchisings: Der große Vorteil des Systems ist auch sein Nachteil. Der Franchise-Nehmer hat vergleichsweise wenig Einfluss auf die Entscheidungen in der Zentrale. Zwar bieten viele Franchise-Geber ihren Partnern ein Mitspracherecht bei Marketing, Produktinnovationen etc. – beispielsweise in Form eines Beirats – an, aber dies ist in Bezug auf die unternehmerische Entscheidungsfreiheit, die ein Unternehmer mit eigenem Geschäfskonzept hat, vergleichsweise mager. Vertrieb, Kundenbeziehungen und Mitarbeiterführung stehen im Vordergrund, eigene Konzepte spielen keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Auch arbeitet der Franchise-Geber nicht umsonst: für die Vorteile, die eine Partnerschaft mit ihm bietet, kassiert er Gebühren, die der Franchise-Nehmer aufbringen muss. Auch ist er nicht völlig frei in der Gestaltung seines Unternehmens, denn der Partnervertrag gibt einen gewissen Rahmen verbindlich vor.

Wer über eine Selbständigkeit als Franchise-Nehmer nachdenkt, sollte deshalb nicht nur das passende Konzept suchen, sondern auch sich und den Franchise-Geber auf Herz und Nieren prüfen: Können Sie Menschen motivieren? Sind Sie teamfähig? Wie ist es um Ihre kaufmännische und fachliche Qualifikation bestellt? Kann der Franchise-Geber Ihnen Referenzbetriebe nennen? Existiert ein umfangreiches Handbuch zur Betriebsführung? Ist der Franchise-Geber Mitglied im DFV? Wer sich für das Geschäftsmodell Franchising interessiert und prüfen möchte, ob es für ihn geeignet ist, kann dies anhand einer Checkliste prüfen, die der Deutsche Franchiseverband Interessenten kostenlos zur Verfügung stellt. Auch worauf bei der notwendigen Finanzierung zu achten ist, vermittelt der DFV gemeinsam mit dem Verband Deutscher Bürgschaftsbanken in der Checkliste. Diese und weitere Informationen können kostenlos unter info@franchiseverband.com angefordert werden. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)