Geschäftsklima im Mittelstand bleibt auf hohem Niveau

Nach einer langen Zeit des Aufschwungs erwarten die Experten jetzt wieder Stagnation. Aber die tritt nicht ein. DAllen Prognosen zum Trotz erreicht das Geschäftsklima sogar ein neues Hoch.

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Von
  • Marzena Sicking

Wer wissen will, wie es den Unternehmen in Deutschland geht, muss sich nur die Ergebnisse des Ifo-Index und des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers anschauen. Beide Indikatoren besagen, dass es den Firmen so gut geht wie schon lange nicht mehr.

So ist der Ifo-Geschäftsklima-Index im Juni um 0,3 auf 114,5 Punkte gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Auch das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer stieg um 0,4 Zähler auf 27,0 Saldenpunkte.

Analysten und Experten aus der Finanzwirtschaft hatten allerdings etwas anderes erwartet. Um genau zu sein, erklären sie schon seit Februar, dass der konjunkturelle Höhepunkt überschritten und mit einer Abkühlung des Aufschwungs zu rechnen sei. Doch Verbraucher und Unternehmer schienen solche Voraussagen nicht weiter zu stören, das Geschäftsklima zeigt sich robust und bricht seit Monaten immer wieder die eigenen Rekorde.

Doch die Party scheint jetzt tatsächlich zu Ende zu sein, die Schuldenkrise in der EU und die hohen Rohstoffpreise trübt jedenfalls die Stimmung der befragten Unternehmer. Laut Ifo-Index freuen sich die Firmenchefs zwar über die aktuell gute Geschäftslage, doch die Einschätzung für die kommenden Monate ist eher verhalten. Man rechne mit einer Normalisierung oder gar einer Abkühlung des Aufschwungs. Das hat vor allem Auswirkungen auf die Personalpolitik: die meisten Firmen wollen beim Aufstocken des Personals jetzt erst mal wieder auf die Bremse treten. Trotzdem geht der Ifo-Index noch von einem Wachstum von drei Prozent in diesem Jahr aus, dass wäre das zweite Rekordjahr in Folge.

Auch die mittelständischen Unternehmen, die für das KfW-Mittelstandsbarometer befragt wurden, geben sich hinsichtlich der Geschäftserwartungen für die kommenden Monate weniger optimistisch als bisher (-1,8 Zähler auf 13,9 Saldenpunkte). Ebenso werden hier Rückgänge bei den Beschäftigungs- und Absatzpreiserwartungen verzeichnet (-0,7 Zähler respektive -1,8 Zähler). Bei den befragten Großunternehmen fällt die Eintrübung der Erwartungen sogar etwas stärker ausfällt als im Mittelstand. Die Prognose für das gesamte Jahr bleibt aber trotzdem bei einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate von 3,5 Prozent.

Fazit: Auch wenn nach den Analysten jetzt auch die Unternehmer selbst nicht mehr daran glauben wollen, dass der Aufschwung so weitergeht wie bisher, gibt es laut Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW, ganz sicher keinen Grund zur Sorge: "Es ist mit einem sanften Abflachen der konjunkturellen Dynamik in Richtung der Potenzialwachstumsrate zu rechnen und nicht mit einer scharfen Korrektur.“ Und auch in diesem Punkt sind sich alle Analysten einig: Das Hauptrisiko besteht in einer Ausweitung der Eurokrise über den Kreis der aktuell betroffenen EWU-Mitgliedsstaaten hinaus. Allerdings will man "positive Überraschungen“ - insbesondere von der Binnenwirtschaft - auch nicht ausschließen. (masi)