Gründung in Deutschland kostet 225 Euro

Das IfM Bonn hat das Gründungsgeschehen in Deutschland genauer beleuchtet und präsentiert Erkenntnisse zu regionalem Gründungsgeschehen und Kosten der Verfahren.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Lust auf ein eigenes Unternehmen ist den Deutschen gründlich vergangen: Wie das IfM Bonn auf Basis der Zahlen für Januar bis November 2012 meldet, ist die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen im vergangenem Jahr im Vergleich zu 2011 um 51.000 (bzw. 12,8 Prozent) zurückgegangen und liegt aktuell bei 350.000. Damit wurden 2012 mehr Unternehmen liquidiert als gegründet. Zuletzt gab es einen solch negativen Gründungssaldo Mitte der 1970er Jahre.

Inzwischen wurden die vorliegenden Zahlen für 2011 und 2012 detaillierter ausgewertet. Wie die Statistik zeigt, wurden schon 2011 im Durchschnitt nur noch 149 Gewerbebetriebe pro 10.000 Einwohner neu angemeldet und damit zehn Gewerbebetriebe weniger als noch im Vorjahr (2010: 159; 2009: 161). Die Untersuchung der Gewerbeanmeldungen in den verschiedenen Regionen hat ergeben, dass der Rückgang in 342 (und damit in 83 Prozent) der Kreise und kreisfreien Städte zu verzeichnen ist. Nur 17 Prozent verzeichnen zunehmende bzw. gleichbleibende Gründungsaktivitäten. Ganz vorne mit dabei: die kreisfreie Stadt Offenbach am Main. Hier steigt die Zahl der neuen Gewerbeanmeldungen seit 2006 kontinuierlich an und hat mit einem Durchschnitt von 510,9 Anmeldungen auf 10.000 Einwohner zum sechsten Mal in Folge den Spitzenplatz in diesem Ranking erreicht. Auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf ist die Lust darauf, sein eigener Chef zu sein, ungebrochen.

(Bild: IFM Bonn)

Doch den Sprung ins "kalte Wasser" wagen dennoch immer weniger Menschen. Laut Statistik werden immer weniger reine Existenzgründungen verzeichnet. Immer häufiger wird das Gewerbe hingegen als Nebenerwerb gestartet. Allerdings dürfte die Zahl der Menschen, die tatsächlich versuchen, sich nebenbei ein Gewerbe aufzubauen, deutlich geringer sein, als die Statistik vorgibt. Denn hier werden auch die Personen als "Gewerbetreibende" erfasst, die sich eine Photovoltaikanlage installiert haben und den überschüssigen gewonnenen Strom ins Netz einspeisen. Damit sind sie nämlich offizielle Energieproduzenten, die ein Gewerbe anmelden müssen. Das dahinter echtes Unternehmertum steckt, darf in den meisten Fällen aber bezweifelt werden. Ohne diese "Nebengewerbler" würde die Statistik allerdings noch schlechter aussehen.

Gestiegen ist in den letzten Jahren nur eins: der Aufwand. Wer in Deutschland eine eintragungspflichtige Kapitalgesellschaft gründen will, muss dafür im Durchschnitt 5,6 Arbeitstage und damit 0,7 Arbeitstage mehr als noch 2011 aufwenden. Das hat eine europaweite Vergleichsstudie der Europäischen Kommission ergeben. Grund für den erhöhten Zeitbedarf sind laut IfM Bonn vor allem längere Verfahrensdauern bei der steuerlichen Anmeldung. Im Vergleich mit 27 anderen EU-Staaten liegt Deutschland damit auf Platz 19 (Vorjahr: 15). Der durchschnittliche Zeitaufwand in der EU für eine Gründung beläuft sich auf 5,4 Arbeitstage. Immerhin sind aufgrund geringfügiger Änderungen im Bereich der Gewerbemeldegebühren die Kosten 2012 gesunken, allerdings nur von 226 auf 225 Euro.

Der EU-weite Durchschnitt liegt bei 372 Euro. Am angenehmsten gründet es sich übrigens in Dänemark: Der zeitliche Aufwand beträgt hier nur einen Arbeitstag und die Kosten liegen bei gerade einmal 89 Euro. Steuernummern werden hier – wie auch in vielen anderen Ländern – nämlich ad hoc und online und nicht wie in Deutschland erst nach einer umfassenden Prüfung vergeben. (gs)
(masi)