Herr Kellerhals, machen Sie den Weg frei!

Seit Monaten haben sich Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals und der Handelskonzern Metro öffentlich in der Wolle. Es geht vor allem um eins: Um Macht und auch um Eitelkeit. Inzwischen muss man sich fragen, ob Kellerhals wirklich noch das Wohl des Unternehmens im Auge hat.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals (72),

bei aller Sympathie für das, was Sie Ende der 1970er Jahre gemeinsam mit Ihren Kollegen Leopold Stiefel und Walter Gunz durch die Gründung von Media-Markt geschaffen haben, jetzt reicht es allmählich. Mein Verständnis für Ihre seit Monaten andauernde Bockigkeit und Blockadepolitik sinkt von Tag zu Tag. Als ob das Unternehmen Media-Saturn Holding (MSH), an dem Sie noch eine Minderheitsbeteiligung halten, nicht schon genug mit den Herausforderungen des Marktes zu kämpfen hätte, halten Sie durch Ihre Machtdemonstrationen ("Machtspiele" wäre sicher das falsche Wort, denn von einem "Spiel“ kann angesichts dessen, um was es geht, keine Rede sein) das Unternehmen und sein Management zusätzlich auf Trab. Sie sorgen dafür, dass MSH einfach nicht zur Ruhe kommt. Oder geht es – ganz aktuell – nicht auf Ihre Intervention zurück, dass Interims-Finanzchef Georg-Mehring-Schlegel schon nach vierwöchiger Amtszeit wieder seinen Hut nehmen musste?

Media Saturn-Zentrale in Ingolstadt.

(Bild: MSH/Martin Hangen)

Die Konsequenzen Ihrer Störmanöver sind enorm und reichen längst über das MSH-Biotop hinaus. Dass sich der Aktienkurs der Muttergesellschaft Metro seit Monaten nur noch in südlicher Richtung bewegt und mit aktuell rund 22 Euro 50 Prozent unter dem Vorjahreskurs liegt, und dass jetzt sogar über einen Rausschmiss aus dem Dax spekuliert wird, ist nicht zuletzt auch eine Folge der ungelösten Streitigkeiten zwischen Ihnen und dem Metro-Vorstand.

Lieber Herr Kellerhals, deshalb sollten Sie sich selbst kritisch fragen, ob Sie Teil der Lösung oder nicht vielmehr Teil des Problems sind.

Wir Außenstehende gewinnen immer mehr den Eindruck, dass es Ihnen in erster Linie nicht um das Unternehmen MSH, sondern um Sie selbst, die Person Erich Kellerhals, geht. Ihre Vorwürfe gegen das Metro-Management klingen jedenfalls zum Teil völlig abstrus. Nachdem Sie im vergangenen Jahr dem damaligen Metro-Chef Eckhard Cordes vorwarfen, er wolle Ihr Lebenswerk zerstören, klagen Sie die Metro-Leute jetzt an, diese wollten nichts Geringeres als Sie zu enteignen.

Lieber Herr Kellerhals, ist das nicht ein bisschen dick aufgetragen? Mein Eindruck ist, dass Sie sich da in etwas hineingesteigert haben. Glauben Sie denn wirklich, dass die Leute in der Metro-Zentrale in Düsseldorf Ihnen etwas Böses wollen? Ich vermute vielmehr, dass ihnen die Person Erich Kellerhals völlig egal ist. Viel eher kann ich mir vorstellen, dass der amtierende Metro-Vorstand Olaf Koch und seine Kollegen Ihnen nur das Beste wünschen – vorausgesetzt, Sie lassen sie in Ruhe arbeiten. Das Ziel der durchaus vernunftbegabten Metro-Manager besteht doch nicht darin, Ihnen zu schaden; das können Sie nicht ernsthaft glauben. Koch und seine Leute wollen nur eins: Dass MSH anständige Zahlen abliefert. Und dass dies momentan nicht geschieht, liegt – tut mir leid, das sagen zu müssen – leider nun einmal auch an Ihnen, lieber Herr Kellerhals.

Lieber Herr Kellerhals, mir ist wirklich nicht ganz klar, was Sie mit Ihrer Bockigkeit erreichen wollen – außer auf Ihrer Machtposition zu bestehen. Sie geben das Bild eines zornigen, starrköpfigen alten Mannes ab, der nicht akzeptieren kann, dass sich die Welt auch ohne sein Zutun weiterdreht. Aus diesem Grund wiederhole ich meine Bitte aus dem vergangenen Jahr: Ziehen Sie sich zurück, genießen Sie Ihr Leben und lassen Sie den Dingen ihren Lauf.

Beste Grüße!

Damian Sicking

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