ITK-Wirtschaft gibt sich betont zuversichtlich für 2011

Zum Weihnachtsgeschäft müssen die Kassen klingeln. Sonst sieht‘s flau aus. Gut 30 Prozent des Umsatzes werden zum Jahresende erwirtschaftet. Die Distribution ist schon jetzt zufrieden, hofft auf anhaltende Zuwächse im kommenden Jahr. Schützenhilfe kommt von den Branchenverbänden.

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Von
  • Matthias Parbel
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Allein zu Weihnachten läßt noch einmal jede Menge ITK- und CE-Hightech die Kassen des Handels klingeln.

(Bild: Bitkom)

Jetzt legt sich der Fachhandel mächtig ins Zeug, tritt zum Endspurt an. Zum Jahresendgeschäft sollen die Kassen noch mal richtig klingeln. Schließlich tätigt allein die CE-Branche ein Drittel ihres Jahresumsatzes um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel. Ähnlich im IT- und TK-Fachhandel. Notebooks, Netbooks, Tablet-PCs, Smartphones, MP3-Player oder auch Digitalkameras, sind ebenso für den Gabentisch gefragt, wie LCD- und Plasma-Fernseher. "Als Weihnachtsgeschenke sind die Produkte der Consumer Electronics-Branche aufgrund ihrer innovativen Technik und ihrer attraktiven Nutzungsmöglichkeiten jedes Jahr besonders beliebt", stellt Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu – Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, fest. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das einen CE-Umsatz von etwa 7,9 Milliarden Euro im Weihnachtsgeschäft. Und damit ein Plus von rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ähnlich optimistisch betrachtet auch August-Wilhelm Scheer vier Wochen vor Weihnachten die Situation. Der Präsident des Bitkom sieht die Branchenumsätze der ITK-Wirtschaft für den letzten Monat im Jahr auf Höhenflug. So stellt er nach dem ersten Adventssamstag fest: "Wir sind hochzufrieden mit der Entwicklung zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts und gehen von einer Fortsetzung des positiven Trends in den kommenden Wochen aus." Zum Jahresschluss rechnet er damit, dass der Verkauf von Computern um mehr als 16 Prozent auf 13,3 Millionen Geräte im Gegenwert von etwa 6,6 Milliarden Euro steigt. Dabei entfallen mittlerweile 71 Prozent der Verkäufe auf mobile Geräte, wie Notebooks, Netbooks oder Tablet-PCs.

"Das Jahresendgeschäft findet auf jeden Fall statt." Mit diesem knappen Satz gegenüber heise resale bringt Andreas Wenninger, Vorstand der Verbundgruppen-Holding Synaxon AG in Bielefeld, die Antworten der Handelskanäle auf den Punkt. Und dass in den letzten Wochen des Jahres am Point of Sales besonders gute Umsätze getätigt werden, daran zweifelt Wenninger nicht. Dies treffe auch für Projektgeschäfte zu, die in der Vergangenheit gestreckt oder gar auf Eis gelegt worden sind. "Jetzt wird Vollgas gegeben", ist sich der Synaxon-Manager sicher.

Cloud-Computing verlangt nach mehr Know-how: Uwe Kannegießer, Director Value Added Distribution, Ingram Micro

(Bild: Ingram)

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommen auch die Spezialisten unter den Distributoren, wie heise resale auf Nachfrage erfahren hat. Beispielsweise Uwe Kannegießer, Director Value Added Distribution bei Ingram Micro in Dornach. Für ihn setzen im Business Segment Cloud Computing und Virtualisierungslösungen die Trends. Aber auch aus dem Enterprise- und SMB-Segment gebe es starke Nachfrage. "Während im Großkundenumfeld der Fokus auf den virtualisierten Client mehr und mehr zunimmt, geht es im SMB immer noch oft um die reine Konsolidierung am Server", erläutert Kannegießer. So sehe man bei Ingram "bei Virtualisierungs-Projekten neben Infrastruktur- und Management-Lösungen die Schwerpunkte bei Business Continuity und Client-Virtualisierung; auch stark in Verbindung mit Security-Anwendungen". Insgesamt werde im Zusammenhang mit Cloud Computing vermehrt Know-how am Markt gefragt sein.

Der positiven Grundstimmung kann sich Uwe Neumeier nur anschließen. "Der Investitionsstau im Projektgeschäft scheint sich aufzulösen, denn wir spüren ein deutliches Anziehen im B-t-B Projektgeschäft, insbesondere im Server-Storage-Umfeld", betont der Geschäftsführer von Actebis Peacock. Vor diesem Hintergrund seien optimistische Erwartungen für das kommende Jahr durchaus angebracht. "Wir rechnen 2011 mit einem moderaten Wachstum." Diese Erwartung hegt auch Klaus Hellmich, CEO der Actebis-Gruppe in Soest für das Europageschäft des Distributors. "Nach einem positiven Geschäftsjahr 2009 konnten wir in diesem Jahr erneut zulegen und sind überzeugt, am Wachstum des sich belebenden Marktes im nächsten Jahr weiter partizipieren zu können."

B2B-Projektgeschäft zieht an: Uwe Neumeier, Geschäftsführer Actebis Peacock

(Bild: Actebis)

Wenn es nach den Distributoren geht, sollte auch der Fachhandel beim derzeitigen Jahresendgeschäft und vor allem im kommenden Jahr steigende Umsätze erwirtschaften können. Denn äußerten sich vor zwölf Monaten die Grossisten noch recht verhalten auf die Frage nach ihren Erwartungen für 2011, so sieht dies wenige Wochen vor dem Jahreswechsel ganz anders aus. "Wir erwarten einen rundum positiven Verlauf des Geschäfts", prognostiziert beispielsweise Jörg Hasselbach. Der Vertriebs- und Einkaufs-Chef bei Devil in Braunschweig peilt für das laufende Geschäftsjahr 2011 (endet am 30. Juni) einen Umsatz von 350 Millionen Euro an. Das wären immerhin 48 Millionen mehr als im Geschäftsjahr 2010. Somit habe das Unternehmen "2010 auf Ertragsseite das beste Ergebnis seit seinem Bestehen erzielt." Aber nicht nur Devil kann von einem rekordverdächtigen Ergebnis schwärmen. Auch Wave Computer in Linden sieht sich im Jubiläumsjahr auf Höhenflug. "Das Jahr 2010 ist das bislang erfolgreichste in der zwanzigjährigen Firmengeschichte", freut sich Vertriebsleiter Gaylord Link. Da wundert es nicht, wenn die Erwartungen fürs kommende Jahr entsprechend hoch angesetzt sind. Gaylord ist zuversichtlich, "unseren Erfolg auch im Jahr 2011 weiter ausbauen zu können". Damit dies klappt, will er unter anderem den Kundenstamm um 50 Prozent vergrößern.

Rundum zufrieden mit dem Geschäftsjahr: Jörg Hasselbach, Gesamtleitung Vertrieb und Einkauf, Devil

(Bild: Devil)

Dass die Geschäfte im kommenden Jahr besser als 2010 laufen werden, daran zweifelt auch Katja Förster nicht. Die Unternehmenssprecherin des TK-Distributors Komsa in Hartmannsdorf führt dies auf qualitativ hochwertige Produkte, wie Smartphones, Heimvernetzung und andere mehr zurück, "die zunehmend auf den Markt drängen und für die jetzt die entsprechende Akzeptanz beim Kunden vorhanden ist und damit auch die Kaufbereitschaft steigt". Ebenso macht auch Uwe Bauer, Vorstand der zu Komsa gehörenden Fachhandelsgruppe Aetka, dem Handel Mut für 2011. "Für den Fachhandel ist es die vorausgesagte Zeit des Umbruchs und der Entscheidungen. Spezialisierung versus Sortimentsbreite, hochwertig versus billig und eigene Marke versus Fremdmarke. Vor allem aber Einzelkämpfer versus Kooperation. Der Fachhandel hat die gute Situation, beim Endkunden als Anlaufstelle Nummer eins gesehen zu werden, wenn es um Beratung geht." Dies habe, so Bauer weiter, beispielsweise bei der Vermarktung von Smartphones sehr gut funktioniert. "Da sind die Fachhändler gegenüber anderen Vertriebsformen vorn", fügt er mit einem leichten Seitenhieb in Richtung Retail und Onlinehandel hinzu.

Will die Zahl der Kunden um 50 Prozent steigern: Gaylord Link, Vertriebsleiter, Wave Computersysteme

(Bild: Wave)

Ungeachtet dessen sieht der Aetka-Vorstand die Mitgliedsfirmen auf gutem Weg, die den Schwung mit ins neue Jahr nehmen würden. "Wir sind optimistisch, dass sich der Markt weiter positiv entwickelt." Da wird ihm sicherlich Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer nicht widersprechen. Im Vorfeld des Nationalen IT-Gipfel am 7. Dezember in Dresden, unterstrich Scheer am Dienstag dieser Woche erneut die Bedeutung der ITK-Branche für die deutsche Volkswirtschaft. Demnach würden 40 Prozent aller innovativen Unternehmen in Deutschland Neuerungen einführen, die im Wesentlichen auf ITK beruhen. Weiter erklärte er, dass 81 Prozent der Anbieter von Software und IT-Services sowie 78 Prozent der Hardware-Hersteller in diesem Jahr neue Produkte oder Dienste auf den Markt gebracht hätten. "Das ist der mit Abstand höchste Wert aller Branchen in Deutschland." Immerhin, so Scheer, erwartet der Bitkom in diesem Jahr bei einem Plus von 1,4 Prozent einen Branchenumsatz von 142 Milliarden Euro. Das Exportvolumen beziffert der Verband bei einem Zuwachs um 15 Prozent auf 44 Milliarden Euro. (map)
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