Jet Computer: "Der Insolvenzantrag war der richtige Weg"

Im Komponenten- und Peripheriemarkt knirscht es. Erst stellte Jet Computer einen Insolvenzantrag, dann B.com. Heise resale sprach mit Andreas Jansen, Geschäftsführer Jet Computer über die Gründe der wirtschaftlichen Schieflage.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Robert Höwelkröger

Hofft auf strategische Investoren, Andreas Jansen, Geschäftsführer Jet Computer.

(Bild: Jet Computer)

Jet Computer in Laatzen bei Hannover steht seit 8. März im Insolvenzverfahren. Jetzt sucht Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Rainer Eckert für den Hersteller und Distributor nach einem Investor. Die Chancen stünden nicht schlecht, sagt Andreas Jansen, Geschäftsführer des Unternehmens und gibt sich gegenüber heise resale optimistisch.

Ebenfalls dringend auf Suche nach einer Lösung befindet sich derzeit B.com. Der Kölner Distributor, ebenso wie Jet Computer mit Schwerpunkt Komponenten und Peripherie, hatte wenige Tage später beim Amtsgericht Köln Insolvenzantrag gestellt. Auch hier dürfte zu geringes Eigenkapital den Ausschlag für die wirtschaftliche Schieflage gegeben haben. Zahlungsausfälle drohten.

Das Problem ist in der Distribution nicht neu. Der verschärfte Wettbewerb bei gleichzeitig zurückgehenden Absatzzahlen sowie dramatisch sinkenden Preisen und Handelsspannen, verstärkt die angespannte Situation um ein Vielfaches. Auf der einen Seite nimmt der Druck zur Expansion überproportional zu, auf der anderen Seite reicht aber dafür die Eigenkapitaldecke nicht aus. Zwar kann kontrolliertes Wachstum helfen, aber nur wenn genügend Eigenmittel abrufbar sind. In der Praxis führt zu schnelle Expansion bei gleichzeitig bröckelnden Handelsspannen und rückläufiger Nachfrage im Komponenten und Peripheriemarkt unweigerlich zu wirtschaftlichen Problemen. Wenn da nicht gegen gesteuert wird, bleibt zu befürchten, dass B.com und Jet Computer in diesem Jahr nur der Anfang einer dramatischen Situation sein werden.

Andreas Jansen: „Kommen gestärkt aus der Insolvenz“

Heise resale: Herr Jansen, was geht in Einem vor, wenn man beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag stellen musste?

Andreas Jansen: Das war sicherlich keine leichte Entscheidungen. Aber ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg ist.

Heise resale: Warum musste Ihr Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen?

Jansen: Wir wollen an dieser Stelle nicht ins Detail gehen. Es gibt drei Gründe für die Notwendigkeit eines Insolvenzantrags: Wenn man akut zahlungsunfähig ist, das Stammkapital aufgebraucht ist und wenn man auf eine drohende Zahlungsunfähigkeit zusteuert. Die ersten beiden Punkte liegen nicht vor.

Heise resale: Gab es keine Alternative zum Insolvenzantrag?

Jansen: Wir haben natürlich auch im Vorfeld schon an Lösungen gearbeitet. Da diese nicht direkt griffen beziehungsweise wir natürlich auch an rechtliche Zeitrahmen gebunden sind, gab es aus unserer Position keine vernünftige Alternative zum Insolvenzantrag. Wir sind aber überzeugt, dass wir gestärkt aus der vorläufigen Insolvenz herauskommen werden.

Heise resale: Welche Auswirkungen hat das vorläufige Insolvenzverfahren auf das Tagesgeschäft bei Jet Computer, welche Auswirkungen auf die Beschäftigten und auf die Produktionsstätten in Fernost?

Jansen: Das Tagesgeschäft wird normal weitergeführt. Sicherlich sind wir am Anfang in einigen Punkten eingeschränkt, da die Entscheidungen vom vorläufigen Insolvenzverwalter gegengezeichnet werden, aber unsere wichtigsten Partner wie Edifier, QPAD, Xilence oder Zignum haben ihre volle Unterstützung zugesagt, so dass wir Warenverfügbarkeit sowie den entsprechenden Service für unsere Kunden sicherstellen können.

„Unsere Hauptlieferanten stehen hinter uns“

Heise resale: Welche Auswirkungen hat die derzeitige Situation auf Ihre Partner im Fachhandel, beim Retail und bei den E-Tailern?

Jansen: Kurzfristig kann es zu Lieferengpässen kommen, aber wir sind zuversichtlich, dass sich diese auch genauso zeitnah beheben lassen.

Heise resale: Wie haben Ihre Lieferanten reagiert, welche Folgen hat dies für die Kreditlinien?

Jansen: Unsere Hauptlieferanten stehen, wie bereits erwähnt, voll und ganz hinter uns und unterstützen uns auch in dieser schwierigen Lage.

Heise resale: Sie hoffen auf Investoren beziehungsweise strategische Partnerschaften, um aus dieser Lage möglichst schnell heraus zu kommen. Wie können potenzielle Partner helfen? Könnten dies auch Distributoren sein?

Jansen: Wir verhandeln da ergebnisoffen. Wir verhandeln zur Zeit mit Finanzinvestoren und strategischen Investoren. Ich persönlich sehe einige Vorteile für Jet Computer bei einem strategischen Investor. Aber auch ganz ohne externen Investor ist es möglich, gestärkt aus der vorläufigen Insolvenz herauszukommen.

Heise resale: Jet Computer ist kein Einzelfall in einem Marktumfeld, das bereits bei einigen Komponenten- und Peripherie-Lieferanten (so zuletzt B.Com) zur wirtschaftlichen Schieflage geführt hat. Ist dies zurückzuführen auf zu knapp kalkulierte Preise, zu niedrige Margen oder zu viele Marktteilnehmer? Hat dieses Produktumfeld bei der Fülle an Lieferanten mittelfristig überhaupt eine Überlebenschance?

Jansen: Natürlich braucht ein Unternehmen unserer Größe ein belastbares Geschäftsmodell. Europa hat zurzeit einige Schwierigkeiten, die sich natürlich auch auf unser Geschäft auswirken. Wir können von China aus die anderen Märkte erreichen und durch die Marktkenntnisse in Europa die lukrativen Bereiche erkennen und sehr gut bedienen. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der richtigen Strategie und den richtigen Produkten unser Segment im Markt neu definieren können.

Heise resale: Wird Jet Computer deshalb das Produktportfolio verändern; auch unter dem Aspekt langfristiger wirtschaftlicher Erholung?

Jansen: Wir werden uns zunächst auf unsere wichtigsten Lieferanten konzentrieren. Auf der anderen Seite suchen wir natürlich immer nach interessanten – vor allem aus wirtschaftlicher Sicht – Marken und Produkten.

Heise resale: Wie hoch war der zuletzt ausgewiesene Umsatz, wie hoch das Ergebnis? Wie hoch sind die Umsatzanteile zwischen Eigenmarke und Produktion sowie auf der anderen Seite Distribution?

Jansen: Zu den Zahlen haben wir in der Vergangenheit keine offiziellen Aussagen getätigt und werden dies auch für die Zukunft beibehalten. (roh)