Kolumne: "Et kütt wie et kütt" - zur Übernahme von Sysdat durch Cancom

Mit dem Kölner Systemhaus Sysdat (80 Millionen Euro Umsatz, 280 Mitarbeiter) hat sich die Cancom AG einen dicken Fisch geangelt. Die Akquisition macht aus verschiedenen Gründen für beide Unternehmen Sinn, allerdings wartet auf beide Firmen viel Arbeit.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Cancom-Chef Klaus Weinmann,

Cancom-Chef Klaus Weinmann: "Jeder Jeck is anders."

(Bild: Cancom)

kennen Sie eigentlich das das Kölsche Grundgesetz? Falls nicht, sollten Sie sich dringend einige der wichtigsten Aussagen aneignen. Denn mit der Übernahme der Sysdat GmbH in Köln übernehmen Sie ein Systemhaus, das im Zentrum des rheinischen Frohsinns beheimatet ist, und ich kann Ihnen aus eigener Anschauung mitteilen: Die Sysdat-Mitarbeiter sind auch so (Ausnahmen bestätigen die Regel). Von daher bin ich sehr gespannt, wie sich die Schwaben aus Jettingen-Scheppach (Kölner: "Hä? Wo liecht dat dann?") und die Kölner vertragen werden. Jeder hat schließlich so seine ganz speziellen Macken oder anders formuliert: "Jeder Jeck is anders".

Lieber Herr Weinmann, erst vor kurzem hatten Sie weitere "sinnvolle" und "gezielte" Akquisitionen angekündigt. Mit Sysdat haben Sie sich nun gleich einen dicken Fisch geangelt. 280 Mitarbeiter, 80 Millionen Euro Umsatz – wer so einen Brocken übernimmt, der muss sich stark fühlen. Denn mit der Übernahme an sich ist es nicht getan. Sie können Sysdat nicht einfach an der langen Leine laufen und weitermachen lassen wie bisher. Denn das Geschäftsvolumen des Kölner Systemhauses ist seit Jahren rückläufig. Der Umsatz ist innerhalb von zwei Jahren von 103 (2005) auf 80,3 Millionen Euro (2007) zurück gegangen. Sysdat hat irgendwann den Anschluss verloren. Nun liegt es an Ihnen, gemeinsam mit der Sysdat-Geschäftsführung, die bis auf den Firmengründer Lothar Hellmann an Bord bleiben soll, die Wende zu schaffen und wieder die erforderlichen Wachstumsimpulse zu schaffen. Ich bin sehr gespannt. Weitermachen (lassen) wie bisher ist sicher keine Option.

Eins ist klar: Als langjähriger IBM-Premier-Partner ist Sysdat eine sehr gute Ergänzung zu Cancom (Apple, HP), so dass Sie und Ihre Mitarbeiter eine Menge über das IBM-Business lernen können. Auch unter regionalen Gesichtspunkten macht die Übernahme des Kölner Systemhauses Sinn. Aber denken Sie daran: An bestimmten Tagen erreichen Sie bei Ihrer Kölner Neuerwerbung niemanden (Weiberfastnacht bzw. "Wieverfastelovend", Rosenmontag etc.)

Für Sysdat haben Sie knapp sechs Millionen Euro gezahlt. Das scheint auf den ersten Blick wenig zu sein für ein Unternehmen dieser Größenordnung. Also ein Schnäppchen? Branchenkenner sind anderer Meinung. Die Sysdat-Altgesellschafter können nach ihrer Meinung froh sein, so viel für ihre Anteile bekommen zu haben. Die wesentliche Bemessungsgröße zur Festlegung des Kaufpreises ist der Gewinn. Nun geben Sie den Gewinn von Sysdat für 2007 mit 1,5 Millionen Euro an, allerdings auf Ebitda-Basis nach HGB (also vor Schulden, Steuern und Abschreibungen). Das entspricht nach Ansicht von Experten einem Nettoergebnis knapp über der Nulllinie. Klingt nicht unwahrscheinlich. Zumindest im Jahr 2006 lag der Jahresüberschuss von Sysdat bei 124.000 Euro, nach einem Fehlbetrag von (minus) 564.000 Euro im Jahr zuvor (Quelle: Sysdat-Konzernabschluss 2006). Und das bei einem deutlich höheren Umsatzvolumen.

Gleichwie ob viel oder wenig: Die Kaufsumme von sechs Millionen ist auf jeden Fall interessant, vor allem für alle diejenigen Systemhausgesellschafter in Deutschland, die nach einem Käufer für ihr Geschäft suchen. Denn viele Übernahmegespräche scheitern an den überzogenen Preisvorstellungen der Verkäufer. Die Inhaber können sich jetzt fragen: Wenn man für so ein großes Unternehmen wie Sysdat nur sechs Millionen kriegt, wie viel bekomme ich dann für meine kleine Firma?

Lieber Herr Weinmann, viel Erfolg mit Ihrer neuen Kölner Tochter. Und wenn es mal Probleme geben sollte, dann denken Sie an immer an Kapitel 3 des Kölschen Grundgesetzes: "Et hätt noch immer jot jejange."

Mit den besten Grüßen

Damian Sicking ()