Kolumne: Good News, Teil 5: Manager sind nicht so krank, wie sie sich fühlen.

Am Ende seiner "Good-News"-Initiative ist Damian Sicking heilfroh, dass diese Woche vorbei ist. Denn es ist keine gute Zeit für gute Nachrichten. Nächste Woche kann er wieder aus dem Vollen schöpfen: Dann sind auch wieder schlechte Nachrichten erlaubt.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Branchenveteran Dr. Jürgen Rakow,

genau vor einer Woche habe ich an dieser Stelle angekündigt, nur noch gute Nachrichten zu verbreiten. Motto: Gute Nachrichten für gute Stimmung für gute Geschäfte. Als zeitliche Grenze meiner "Good-News"-Initiative hatte ich das Ende der Krise oder diesen Freitag definiert, je nachdem, was früher eintreten würde. Jetzt hat sich entgegen meiner Hoffnung doch herausgestellt, dass die Krise erst später beendet sein wird. Vielleicht nächste Woche?

Branchenveteran Dr. Jürgen Rakow

(Bild: privat)

Es ist an der Zeit, ein Fazit zu ziehen. Das lautet: Ich bin verdammt froh, dass diese Woche vorbei ist. Denn die Suche nach guten Nachrichten war in den letzten Tagen so was von aufwendig und zeitraubend, dass ich mir das länger gar nicht mehr leisten kann – honorartechnisch gesehen. Es gibt derzeit am Markt einen totalen Mangel an guten Nachrichten und dafür ein Überangebot an schlechten. Schlechte Nachrichten kriegt man derzeit hinterhergeschmissen. Die Frage, die ich mir aber immer öfter stelle, ist: Warum glaubt eigentlich offenbar jeder, dass er seine schlechten Nachrichten unbedingt unters Volk bringen muss? Gestern zum Beispiel: Erst teilt Adobe mit, dass das Unternehmen 600 Arbeitsplätze abbauen will, dann schraubt Nokia seine Geschäftserwartungen herunter, und schließlich verkünden die Marktforscher von IDC, dass es um den PC-Absatz im nächsten Jahr schlecht bestellt sein wird. Ja, okay, alles ganz schlimm. Aber: WILL ICH DAS WISSEN???

Ich weiß nicht, ob es Ihnen auch so geht, aber mir gehen die Menschen mächtig auf den Senkel, die mir immer ins Ohr flennen, wie schlecht es ihnen geht. Und jetzt fangen auch noch die Firmen damit an! Das nervt! Inzwischen habe ich den schweren Verdacht, dass viele Firmen nur aus dem Grund ihre schlechten Nachrichten in die Welt posaunen, weil sie sonst nichts mitzuteilen haben. Mann, wenn das einzig Interessante an einem Unternehmen seine schlechten Nachrichten sind, dann ist es wirklich nicht schade drum. Oder?

Aber gut, ich will diese Woche nicht mit einem trostlosen Ende beschließen. Ein paar gute Nachrichten habe ich trotzdem gefunden:

1. Logitech hat die 1-Milliardenste Maus verkauft. Toll.

2. Bell Micro hat die 75-Millionste Festplatte verkauft. Glückwunsch.

3. Die Universität Hamburg wird im nächsten Jahr den neuen Studiengang "IT-Management und -Consulting" aufbauen. Mit freundlicher Unterstützung von Steria Mummert Consulting. Gegen den Fachkräftemangel. Lobenswert.

Haut Sie alles nicht so vom Hocker? Hm, kann ich verstehen, aber was soll ich machen, der Markt gibt einfach nicht mehr her.

Hoffentlich ist Ihnen jetzt nicht schlecht geworden. Wenn doch, habe ich doch noch eine gute Nachricht für Sie. Die ist allerdings nicht ganz neu, aber ich habe sie die ganze Zeit frisch gehalten, um sie zum passenden Zeitpunkt auf den Markt zu werfen. Diese gute Nachricht lautet: Manager fühlen sich kranker, als sie in Wirklichkeit sind. Das hat das Institut für Arbeits- und Sozialhygiene in Karlsruhe herausgefunden. Die 314 von den Wissenschaftlern befragten und untersuchten Manager schätzten den eigenen gesundheitlichen Zustand schlechter ein, als er tatsächlich war. Oder positiv formuliert: Manager sind gesünder als sie glauben. Das ist doch eine gute Nachricht, oder? Also, ich finde schon.

Und das bringt uns wieder zu unserem Thema zurück: "Sich kranker fühlen, als man tatsächlich ist" – ist das nicht das gleiche wie "Die Stimmung ist schlechter als die Lage"? Und wenn Manager nicht so krank sind, wie sie sich fühlen, ist dann vielleicht auch die Lage nicht so schlecht wie die Stimmung? Wäre das denkbar? Man klammert sich momentan ja an jeden Strohhalm.

Wie auch immer: Ich bin jedenfalls froh, dass diese "Good-News"-Woche vorbei ist. Ich habe mir wirklich einen abgebrochen. Es wäre nett, wenn Sie jetzt sagen: "Hat man gar nicht gemerkt" oder etwas in der Art. Nächste Woche kann ich dann wieder aus dem Vollen schöpfen und mir die besten schlechten Nachrichten aussuchen. Das ist wenigstens eine gute Nachricht – jedenfalls für mich.

Beste Grüße

Damian Sicking

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In seiner Antwort an Damian Sicking fordert Dr. Jürgen Rakow: "Mut und klare Entscheidungen".

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