Kolumne: Good News - gute Nachrichten gegen schlechte Stimmung

Allmählich kann man die schlechten Nachrichten und Horrormeldungen nicht mehr hören. Sie drücken auf die Stimmung und machen schlechte Laune. Das ist negativ für die Konjunktur. Damian Sicking fordert zur Umkehr auf und geht mit gutem Beispiel voran.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

ITK-Verbandsgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder

(Bild: Bitkom)

Lieber Bitkom-Geschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder

bekanntlich ist Wirtschaft zum großen Teil Psychologie. Die Stimmung ist wichtig. Ist die Stimmung in der Bevölkerung gut, geht es auch der Wirtschaft und den Unternehmen gut. Leider ist auch das Umgekehrte richtig: Ist die Stimmung schlecht, geht es auch den Unternehmen schlecht. Derzeit ist die Stimmung alles andere als gut. Sie ist sogar schlechter als die Lage. Erschwerend kommt hinzu, dass die schlechte Stimmung die tatsächliche Lage mit nach unten zieht. Wir kennen dieses Phänomen unter dem Ausdruck "self fulfilling prophecy".

Die Medien sind an dieser negativen Entwicklung nicht ganz unschuldig. Viele basteln noch immer ihre Schlagzeilen nach dem einfachen Schema "bad news are good news". Besonders ehrgeizige Journalisten gehen noch einen Schritt weiter. Sie machen sogar aus eigentlich guten Nachrichten schlechte Nachrichten, folgen also dem Motto "good news are bad news are good news". Beispiel gefällig? Am 21.11. schlagzeilte Spiegel-online "Heizölpreis bricht um sechs Prozent ein." (Dachzeile: "Angst vor Rezession"). Statt sich über das günstigere Heizöl zu freuen, ärgert sich der Spiegel-online-Redakteur darüber, dass der Preis vor ein paar Tagen noch höher war. Absurd, nicht wahr? Ich zitiere mal den Vorspann aus dem Spiegel-online-Artikel: "Der weltweite Wirtschaftsabschwung wirkt sich auf den Ölpreis aus: Er sinkt und sinkt. Die Kosten für Heizöl sind innerhalb nur einer Woche um mehr als sechs Prozent eingebrochen. Pech, wer vor einigen Tagen geordert hat: Der muss den höheren Preis zum Zeitpunkt der Bestellung zahlen." Ja, die Welt ist ungerecht, und wer zu früh Heizöl kauft, den bestraft das Leben. Heute war ich tanken. Der Spritpreis war schon wieder einen Cent gefallen. Sauerei! Aber mir tun vor allem die Menschen leid, die vorgestern getankt haben.

Kann denn nicht die Regierung mal was für die gute Stimmung tun? Vielleicht sollte sich Kanzlerin Angela Merkel ein Beispiel an ihrem italienischen Kollegen Silvio Berlusconi nehmen. Der ist ja in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Berlsuconi hat die Journalisten des Landes dazu aufgerufen – ach was: aufgefordert –, nur noch positive Nachrichten zu verbreiten. Der ihm gehörenden Mediengruppe Mediasat hat er einfach verboten, schlechte Nachrichten in Umlauf zu bringen. Einem sehr positiven Beitrag der Financial Times Deutschland (ftd) entnehmen wir die Information, dass Berlusconi in persona telefonisch in eine TV-Diskussion eingriff, weil ihm der Inhalt und die Statements viel zu negativ waren. Zitat aus dem ftd-Artikel: "Er (Berlusconi) griff zum Telefon, rief in der Sendung an, schimpfte, tobte und knallte den Telefonhörer auf. Der Moderator rang um Worte, während im Studio das Freizeichen tutete." Ja, so wünscht man sich einen Regierungschef, voller Einsatz, auch nach Feierabend. Schade, dass ich die Sendung verpasst habe.

Wir – damit meine ich im Wesentlichen mich – schließen uns jedenfalls dem Aufruf des italienischen Regierungschefs zur positiven Berichterstattung an und gehen natürlich mit gutem Beispiel voran. Gute Nachrichten für eine bessere Stimmung! Schließlich spüren wir so etwas wie eine volkswirtschaftliche Verantwortung und fragen uns im Gegensatz zu manchen anderen vaterlandslosen Gesellen aus der Großindustrie nicht, was unser Land für uns, sondern was wir für unser Land tun können. Ab heute werden wir bis zum Ende der Krise oder bis Ende nächster Woche – je nachdem, was früher eintritt – nur noch positiv berichten. Wir würden uns freuen, wenn Sie, lieber Herr Dr. Rohleder, als Geschäftsführer des ITK-Verbands Bitkom, uns in dieser wichtigen Mission auf alle mögliche Weise unterstützten würden. Unser von den Pfadfindern geliehenes Motto lautet "Jeden Tag eine gute Nachricht". Dementsprechend heißt diese Kolumne ab jetzt "Good news".

Das Schöne ist ja: Es gibt sie, die guten Nachrichten, man muss sie gar nicht erfinden. Gerade gestern meldete zum Beispiel der Dokumentenmanagement-Anbieter Docuware AG, dass er "sämtliche in der Langfristplanung vorgesehenen Expansionsmaßnahmen im kommenden Jahr ohne Einschränkungen durchführen" wird. Der Vorstand ist auch für das Jahr 2009 "zuversichtlich" und sieht das Unternehmen "selbst für den Fall größerer wirtschaftlicher Turbulenzen bestens gerüstet". Na, ist das eine gute Nachricht?

Und da ich schon dabei bin, noch ein gute Nachricht: In ein paar Stunden ist Wochenende! Genießen Sie es.

Beste Grüße

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale.

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