Kolumne: Jeder will Mitarbeiter "mit Erfahrung" - warum nur?

Liebe ActionIT-Geschäftsführer Gernot Sonnek und Mark Scherer,

der von Ihnen erst im Jahr 2006 gegründete Komponenten-Distributor expandiert. Als ehemalige Mitarbeiter der Devil AG hatten Sie ja einiges an Erfahrung mitgebracht. Nun haben Sie sich mit Daniela Plaire (Einkauf) und Torsten Flachmeyer (Retail & Kooperationen) zwei weitere ehemalige Devil-Angestellte als Verstärkung geholt. Also ebenfalls zwei erfahrene Branchenkämpfer, ja, mehr noch, zwei "äußerst erfahrene" (!) Mitarbeiter, wie zu lesen war.

Ja, viele meinen, Erfahrung sei wichtig. Deshalb sind Erfahrungen fast immer ein Plus. Stellenbewerber, die Erfahrungen in dem gesuchten Metier vorweisen können, haben immer einen Vorteil. Nicht immer zu Recht, wenn Sie mich fragen. Denn Erfahrung an sich hat keinen besonderen Wert. Nehmen Sie zum Beispiel den "erfahrenen Liebhaber", also den Casanova, der viele Frauen rumgekriegt hat. Ich bin ziemlich sicher, dass 99 Prozent der Frauen überhaupt keinen Wert darauf legen, dass ihr Liebhaber über viel Erfahrung verfügt. Wichtig ist vielmehr etwas anderes: Gut muss er sein! Und zwar dann, wenn es drauf ankommt. Ich bin zwar kein ausgewiesener Experte in diesen Dingen, aber ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass es erfahrene Liebhaber gibt, die ganz miserabel sind in dem, was sie tun. Vielleicht sogar die Mehrzahl. Aber das ist ein Thema für sich. Was ich sagen will, ist Folgendes: Erfahrung an sich ist zunächst einmal überhaupt nichts wert. Nur das ist etwas wert, was man aus der Erfahrung gelernt hat: Wissen, Können, Klugheit.

Nein, die Unternehmen der IT-Branche und auch alle anderen brauchen keine Leute mit Erfahrung. Was die Unternehmen brauchen, sind Leute, die aus Erfahrung klug und gut geworden sind. Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Ihre erfahrenen und äußerst erfahrenen Mitarbeiter auch klug und gut sind.

Beste Grüße

Damian Sicking

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