Kolumne: Langfristig sind wir zwar alle tot, aber Samsung ist Marktführer

Samsung steht im Drucker-Markt weiterhin mit beiden Füßen auf dem Gaspedal. Der verantwortliche Manager Jürgen Krüger wurde jetzt dafür belohnt und bekräftigt die Absicht, Marktführer zu werden. Langfristig. Und genau das ist das Problem.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Damian Sicking

Mann mit großen Zielen: Samsung-Manager Jürgen Krüger

(Bild: Samsung)

Lieber Samsung-Manager Jürgen Krüger,

vor mehr als einem Jahr sind Sie von Kyocera Mita zu Samsung gewechselt. Ich hoffe, dass Sie heute sagen können, wenn Sie in den Rückspiegel blicken, jawohl, das war die richtige Entscheidung. Jetzt sind Sie auf der Karriereleiter wieder eine Stufe weiter nach oben gekommen. Als Chef der nun eigenständigen "Printing Division" berichten Sie nicht mehr an den Leiter der IT-Sparte Karl Tucholski, sondern direkt an das European Printing Headquarter von Samsung in England.

Offenbar geht es bei Samsung kräftig voran, vor allem was das Drucker-Geschäft betrifft. Das Printer-Business soll bei Samsung der wachstumsstärkste Bereich sein und gleichzeitig auch noch der mit der größten Wertschöpfung. Wobei letzteres natürlich auch etwas über die (niedrige) Wertschöpfung in den anderen Produktbereichen aussagen kann. Das wissen wir aber nicht, weil Sie keine Zahlen nennen. Egal. Sie, lieber Herr Krüger, haben jedenfalls Ihre Mannschaft kräftig aufgestockt, von 30 Mitarbeitern im vergangenen Jahr auf nun etwa 70 Personen. Doch das ist nur ein Zwischenschritt. In drei Jahren sollen sogar 300 Mitarbeiter für Samsungs Printer-Business in Deutschland tätig sein. Die Erfahrung zeigt, dass Sie gerne Verstärkung von der Konkurrenz holen. Geht wahrscheinlich nicht anders.

Positiv wirkt sich auf die Absatzentwicklung sicher auch aus, dass Sie endlich den Streit mit Tech Data schlichten konnten und Tech Data wieder Samsung-Drucker an die Händler verkauft. Das Zerwürfnis war durch das Tech-Data-Zentrallager im tschechischen Bor vor zwei Jahren entstanden; Samsung hatte darauf die Zusammenarbeit eingestellt. Seit April dieses Jahres liefert Tech Data wieder.

Trotzdem ist es natürlich eine gewaltige Herausforderung, jedes Jahr mehr als 25 Prozent zu wachsen, wie Sie es sich vorgenommen und jetzt noch einmal bekräftigt haben. Gegenüber dem Branchendienst Channelpartner betonten Sie nun, dass Sie an dem Ziel, "langfristig die Nummer 1 zu werden", festhalten. Aber was heißt "langfristig"? Das ist wieder diese Samsung-typische Unkonkretheit. Nur nicht festlegen, nur nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Herr Krüger, seien Sie ein Kerl und sagen Sie "Bis zum Tag X wollen wir Marktführer in Deutschland sein". Oder noch besser: "Bis zum Tag X werden wir Marktführer in Deutschland sein".

"Langfristig Marktführer" klingt wie "Irgendwann will ich den Marathon unter vier Stunden laufen." Das ist doch wischiwaschi! Ich meine: Was heißt denn schon "langfristig"? Langfristig sind wir alle tot, wie es der geniale John Maynard Keynes es auf den Punkt gebracht hat. Wer weiß, ob wir – Sie und ich – die Marktführerschaft von Samsung überhaupt noch erleben werden, langfristig betrachtet. Schon so manches langfristig angekündigte Ziel fiel schlussendlich dann doch auf einen ganz bestimmten Tag: den Sankt Nimmerleins Tag .

Beste Grüße

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale. ()