Kolumne: Transtec-Vorstand Uysal-Soylu geht von Bord - er wird nicht der Einzige sein

"Es wird in nächster Zeit vermehrt zu personellen Veränderungen an den Konzernspitzen kommen, die nicht geplant waren", sagt der Personalberater Peter Herrendorf. Bei Transtec in Tübingen war es schon Anfang der Woche soweit.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Für Transtec-Vorstand Uysal-Soylu ist die Zeit um.

(Bild: Transtec)

Lieber ehemaliger Transtec-Vorstand Ertugrul Uysal-Soylu,

die Personalberatung Booz & Company hat gestern die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die den Unternehmensführern ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Viele Firmenchefs würden die Rezession unterschätzen und hätten ein unzureichendes Krisenmanagement. Statt beherzt das Unternehmen an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und dafür zu sorgen, dass die Firma gestärkt aus der Krise wieder hervorgeht, würden viele Vorstände und Geschäftsführer den Kopf in den Sand stecken und einfach so weitermachen wie bisher. Für Peter Herrendorf, Geschäftsführer der Personalberatung Ray & Berndtson, keine große Überraschung. "Nicht jeder Manager ist zu jeder Zeit der richtige", sagt er in einem Artikel in der Financial Times Deutschland von gestern mit der Headline "Kreditkrise überfordert Manager". Woher soll auch ein Kapitän, der immer nur bei schönem Wetter in Küstennähe gesegelt hat, die Fähigkeit haben, ein Schiff durch Sturm und raue See zu manövrieren? Daher steht für Personalberater Herrendorf fest: "Es wird in nächster Zeit sicher vermehrt zu personellen Veränderungen an den Konzernspitzen kommen, die nicht geplant waren."

Nicht geplant, lieber Herr Uysal-Soylu, war wohl auch Ihr Ausscheiden aus dem Unternehmen Transtec, das am Montag Abend per Ad-hoc-Mitteilung verkündet worden war. Darin heißt es, dass Sie Ihr Amt "mit sofortiger Wirkung niedergelegt" haben. Ihr Aufgabenbereich – immerhin die wichtigen Ressorts Produktstrategie, Marketing, Einkauf und Vertrieb – werden "bis auf Weiteres" vom zweiten Vorstandsmitglied Axel Queck übernommen. Ihr Ausscheiden erfolgt "im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat", der Ihnen auch gleichzeitig "seinen Dank für die geleistete Arbeit" ausspricht. Das alles klingt nicht nach einer gütlichen Trennung. Dass sich der Aufsichtsrat – also im Wesentlichen Transtec-Gründer Bernd Bruscha, der noch immer knapp 80 Prozent der Anteile hält – nicht etwa für die erfolgreiche, sondern nur für die "geleistete Arbeit" bedankt, muss weh tun.

Lieber Herr Uysal-Soylu, Sie waren fast genau vier Jahre Vorstand bei der Transtec. Vielleicht reicht das ja für das Leben eines Mannes. Nach einem für Transtec katastrophalen Jahr 2004, an dessen Ende ein Fehlbetrag von fast neun Millionen Euro stand, übernahmen Sie zum 1. Januar 2005 das Kommando und schafften es in den beiden Folgejahren auch, die Blutungen zu stoppen. Doch bereits im Jahr 2007 verließ Sie das Glück: Der Umsatz ging trotz der im Oktober 2006 erfolgten Teilübernahme des PC-Herstellers Krystaltech Lynx Europe zurück, und das Unternehmen sackte mit einem Fehlbetrag von fast zwei Millionen wieder in die Verlustzone. Die Enttäuschung auch bei den Aktionären kann man sich vorstellen. Leider blieb dies kein einmaliger Ausrutscher. Obwohl für das Gesamtjahr 2008 noch keine Zahlen vorliegen, dürfte es nicht viel besser verlaufen sein als das Vorjahr. Jedenfalls kündigte der Transtec-Vorstand – also Sie – in einer Zwischenmitteilung im November 2008 einen Umsatzrückgang gegenüber 2007 und ein zwar gegenüber dem Vorjahr verbessertes, aber noch immer "deutlich negatives Vorsteuerergebnis" an.

Kurzum: Zieht man Bilanz Ihrer vierjährigen Tätigkeit als Transtec-Vorstand, so drängt sich das Wort "Erfolgsgeschichte" nicht gerade auf. Klar, man kann sagen, Sie haben Schlimmeres verhindert, aber in der Regel wirkt dieser Hinweis wenig überzeugend. Aber eins brauchen Sie sich von niemandem sagen zu lassen, lieber Herr Uysal-Soylu: dass Sie ein Schönwetterkapitän sind. Denn so richtig schönes Wetter hat das Unternehmen Transtec bereits seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.

Nun wird jemand anders die Chance bekommen zu zeigen, dass er es besser kann als Sie. Das muss nicht mehr Ihr Problem sein, lieber Herr Uysal-Soylu. Sie können sich jetzt erst mal erholen und so richtig ausschlafen. Oder auch lange Fernseh gucken. Oder beides. Gerade wird gemeldet, dass Sony einen neuen Fernseher entwickelt hat, der sich ganz alleine ausschaltet, wenn die Leute davor eingeschlafen sind. Wäre das nichts für Sie?

Beste Grüße

Damian Sicking

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