Kostendruck führt zu Entlassungen bei Ingram Micro

Im PC- und Peripherie-Geschäft gerät die Distribution immer stärker unter Druck. Bei Ingram Micro müssen deshalb 30 Mitarbeiter gehen. Einziger Lichtblick: Die Geschäftsbereiche Volume und Value/Verticals werden weiter ausgebaut.

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Von
  • Matthias Parbel

Ingram Micro-Chef Marucs Adä plant keine weiteren Entlassungen im laufenden Jahr.

(Bild: Ingram Micro )

Jetzt helfen keine Schönwettermeldungen mehr: Der eisige Wind, der den PC-Markt allein im zweiten Quartal um etwa 20 Prozent hat schrumpfen lassen, pfeift mittlerweile auch bei Ingram Micro durch alle Standorte und Bereiche in Deutschland. Während der Broadline-Distributor in den zurückliegenden Monaten vor allem mit dem Ausbau der Geschäftsbereiche Volume und Value/Verticals – zuletzt mit der Gründung der Business Unit New Energy – auf sich aufmerksam machte, entwickelte sich das Brot- und Butter-Geschäft mit PCs und Peripherie immer mehr zu einer kritischen Masse in der Bilanz des Grossisten. Zumal dieses Produktumfeld der nach wie vor größte Umsatzbereich ist. "Der Rückgang im PC-Markt ist massiv und geht auch an uns als Großhändler nicht spurlos vorüber", stellt dazu Marcus Adä, Vorsitzender der Geschäftsführung, unumwunden klar. Soll heißen, Ingram muss kräftig auf die Kostenbremse treten.

Diese Situation, der sich auch die anderen Distributoren nicht entziehen können, führte dazu, dass man das Unternehmen über mehr Effizienz "den Marktbedingungen anpassen" müsse, wie Adä heute verkündete. Was wiederum bedeutet, dass bei Personalkosten und Sachkosten der Rotstift angesetzt wird. 30 Mitarbeitern, so Adä, seien deshalb in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern Aufhebungsverträge angeboten worden. Betroffen seien von den Entlassungen Beschäftige in den unterschiedlichsten Funktionen, auch im Logistikzentrum Straubing. Adä dazu: "Sich von Mitarbeitern zu trennen, ist schmerzlich." Doch ohne diesen Schnitt gehe es nicht mehr. Dabei seien bereits in der Vergangenheit frei werdende Positionen, soweit nicht unverzichtbar, nicht mehr neu besetzt worden. Zusätzlich habe es interne Umbesetzungen gegeben, die der Ingram-Chef aber nicht näher erläutern wollte.

Ob bei anhaltendem Kostendruck mit weiteren Entlassungen zu rechnen sei, könne Adä für die nächsten ein bis zwei Jahre nicht vorhersagen. "Wir wissen nicht, wie sich bis dahin der Markt entwickelt." Wohl aber schließe er weitere Entlassungen für das laufende Jahr aus. Ingram Micro beschäftigt derzeit etwa 1.500 Mitarbeiter in den deutschen Standorten.

Mit den aktuellen Maßnahmen "zolle Ingram operativ dem schwierigen Marktumfeld Tribut". Deshalb auch, so der Vice President Central & Eastern Europe, beschränkten sich die Kosteneinsparungen auf Deutschland. "Das ist eine regionale Entwicklung". Zudem schließt Adä weitere Verlagerungen einzelner Bereiche des deutschen Distributors ins Ausland aus. Ebenso einen Umzug des Logistikzentrums in Straubing.

Im Bereich Sachkosten sollen vor allem administrative Faktoren gebündelt und zentralisiert werden. So könne sich Adä vorstellen, dass Aufgaben der TK-Division Brightpoint "von uns übernommen werden; allerdings nicht im Vertriebsumfeld". Außerdem gebe es bei angemieteten Gebäuden noch Luft zur Kostenreduzierung. Ebenso bei Transaktionskosten und Prozessen. Wichtig bei all den Maßnahmen sei, dass "die Verlässlichkeit des Distributors" bei den Kunden nicht leide. Aus diesem Grund sieht Adä auch keinen Anlass, im PC- und Peripherie-Portfolio Einschnitte vorzunehmen. Ingram stehe schließlich für One-Stop-Shopping – ein Distributor, bei dem der Handel alles aus einer Hand bekomme.

Ungeachtet dessen setzt der Broadliner seine Volume-Value-Verticals-Strategie fort. Speziell im Lösungsbereich strebe man die Marktführerschaft an. Zudem garantierten die Geschäftsbereiche Volume und Value/Verticals Wachstumschancen bei gleichzeitig besseren Margen als das PC- und Peripherie-Geschäft. Beim Ausbau der VVV-Strategie "bleiben wir konsequent am Ball. Unser Lösungsgeschäft zeigt durchweg zweistellige Wachstumsraten, die Entwicklung ist sehr erfreulich", betonte Adä. Neben der neu gegründeten BU New Energy, hat der Distributor in diesem Jahr die Business Units Physical Security und Cloud gestartet. Außerdem steigerte das Unternehmen die Aktivitäten innerhalb der Business Unit Unified Communications & Collaboration. Gute Entwicklungschancen rechnet sich Adä aber auch weiterhin auf dem Wachstumsmarkt Mobility mit der BU Brightpoint aus. (map)
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