MuM-Chef Drotleff macht der Konzernumbau auch in Krisenzeiten Spaß

Der strategische Umbau von Mensch und Maschine Software (MuM) macht gute Fortschritte. Der Ausstieg aus der Distribution von Architektursoftware ist vollzogen und mittlerweile wurden 12 Systemhäuser übernommen. Die konservativen Geschäftsprognosen erwiesen sich angesichts der Wirtschaftskrise jedoch als zu optimistisch.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Adi Drotleff, Verwaltungsratsvorsitzender, Mensch und Maschine Software SE

(Bild: MuM)

Lieber Herr Sicking,

da haben Sie allerdings Recht: Das Leben ist wahrlich kein Ponyhof, schon gar nicht in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrise. Allerdings war es auch nie mein Berufswunsch, einen Ponyhof zu leiten – das wäre mir viel zu langweilig. Insofern kann ich das mit dem "Stöhnen über das schwierige Geschäftsjahr", das Sie aus unserer Adhoc-Meldung mit feinem journalistischem Gespür herausgelesen haben, nicht wirklich bestätigen. Wer mich ein bisschen kennt, wird wissen, dass hier schon eher der Zuhörer Recht hatte, der auf einer Finanzkonferenz vor einigen Monaten während meiner Präsentation seinem Banknachbarn (für mich hörbar) zuraunte: "… dem macht die Krise ja richtig Spaß!"

Was auch schon meine Einstellung zu der Frage ausdrückt, ob wir uns für den Umbau unseres Geschäftsmodells "…sicher ein besseres Jahr als ausgerechnet das Weltwirtschaftskrisenjahr 2009 gewünscht" hätten – nö, wir haben es zwar nicht so geplant (weil man strategische Umbauten dieser Größenordnung von langer Hand vorbereitet und deshalb nicht auch noch das Timing mit dem Konjunkturzyklus synchronisieren kann), aber wir fanden es dann gar nicht so schlecht. Schließlich ist der Umbau eines Mietshauses auch einfacher, wenn gerade nicht so viele Mieter drin sind.

Und dann hauen Sie mir genüsslich meine Prognosen von vor zwei Jahren um die Ohren, dass es nur so spritzt. Wie sagte schon Mark Twain: "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie in die Zukunft gerichtet sind". Vor zwei Jahren haben wir zwar gewusst, dass der Konjunkturzyklus sich langsam dem Ende zuneigt, und deswegen auch unser stürmisches Wachstum aus 2005 bis 2007 nicht einfach hochgerechnet – aber einen derartigen Absturz der Weltwirtschaft hatten wir leider nicht auf der Rechnung. Sie wahrscheinlich auch nicht, oder tue ich Ihnen da unrecht?

So, und jetzt muss ich leider ein bisschen mit Ihnen schimpfen, lieber Herr Sicking: Da belehren Sie mich mit erhobenem Zeigefinger, weil in unserer Adhoc-Meldung zu den vorläufigen Zahlen 2009 nicht unsere ganze Strategie enthalten war. Abgesehen davon, was uns die BaFin erzählen würde, wenn in einer solchen Adhoc-Meldung die Genesis drin stände, hätten Sie mal besser kurz unsere Website besucht (mum.de ist eigentlich schnell eingetippt) und nach guter Journalistensitte recherchiert. Sie hätten dann z.B. zum "Aufbau neuer Systemhäuser" festgestellt, dass wir letztes Jahr in jedem Quartalsbericht (und auch zwischendurch) Übernahmen gemeldet haben und mittlerweile bei 12 Systemhäusern angekommen sind, die sich dem MuM-Konzern angeschlossen haben. Oder zur "Aufgabe des Distributionsgeschäfts im Bereich Architektursoftware": Längst erledigt, steht im Q1-Bericht, der am 27. April 2009 das Licht der Öffentlichkeit erblickte (leider offenbar von Ihnen unbemerkt).

Also: so ganz ohne Plan machen wir das Ganze nicht, und wir schreiben auch fleißig darüber. Das Lesen können wir Ihnen aber leider nicht abnehmen. Außer am 15. März: Da lese ich während unserer Bilanzpressekonferenz Ihnen und Ihren Kollegen aus unserem Geschäftsbericht vor. Damit keiner hinterher sagen kann, er hätt’s nicht gewusst.

Darauf freut sich schon heute
Ihr
Adi Drotleff (map)