NAS zunehmend ein Consumer-Thema

Die schlechte Verfügbarkeit hat auch das Geschäft mit NAS-Systemen für SOHOs und Consumer getroffen. Die Nachfrage ist aber ungebrochen und der steigende Bedarf an zusätzlicher und sicherer Kapazität schürt den Absatz. Als künftiges Verkaufsargument handeln Experten zudem Cloud-Funktionalitäten.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Die Cloud-Funktion gewinnt bei SOHO-NAS-Systemen schnell an Bedeutung.

(Bild: Synology)

Analysten wie In-Stat hatten dem Markt für Consumer-NAS bis 2014 ein jährliches Wachstum von durchschnittlich fast 40 Prozent prophezeit. Im Prinzip stimmt diese Vorhersage, sie wurde allerdings von der Festplattenkrise ausgebremst. "Aufgrund der Thailand-Flut und den dadurch gestiegenen Preisen gibt es seitens der Endkunden eine leichte Kaufzurückhaltung", sagt Mirko Rusch, Director Sales Central Europe bei Buffalo. "Im B2B-Bereich ist der Bedarf aber weiterhin steigend."

"Zum Start in das erste Halbjahr war die angespannte Situation im Festplattenmarkt auch für den NAS-Markt spürbar, insbesondere wenn es um Systeme mit integrierten Festplatten ging", ergänzt Björn Wunsch, Produktmanager im Einkauf bei Devil. "Entsprechend höher war die Nachfrage nach Leersystemen. Produktionsbedingt blieb die generelle Verfügbarkeit von NAS-Lösungen über viele Hersteller hinweg sporadisch hinter der Nachfrage zurück."

Michèl Hamacher, Produktmanager Einkauf, B.Com: "Aktuell verzeichnen wir ein großes Wachstum bei den Systemen ohne HDD."

(Bild: b.com)

Das Potenzial ist aber nach wie vor vorhanden: "Der Markt für NAS-Systeme ist trotz anhaltender Festplatten-Allokation ein stetig wachsender", erklärt Michèl Hamacher, Produktmanager Einkauf bei B.Com Computer. "Aufgrund der multimedialen Möglichkeiten und der Anforderungen des Konsumenten steigt die Nachfrage weiterhin." Als Einsatzszenarien sieht Hamacher unter anderem die Heimvernetzung mit zentralem Speicher, Powerline, Internet-TV, Streaming im Heimnetz sowie den Zugriff von unterwegs auf alle zuhause abgespeicherten Daten.

"Der Markt wächst rasant – geschuldet dem Trend hin zu mobilen, kleinen und flexiblen Endgeräten, denen es oft an Speicher mangelt", meint auch Markus Harbach, Leiter Einkauf bei Wave. "Kunden die ein Smartphone, Netbook oder Tablet ihr eigen nennen und somit im Speicher stets beschnitten sind, nutzen ein NAS als Storage-Lösung, um flexibel an ihre Daten zu kommen und diese in ihrer privaten Cloud zu verwenden, um selbige mit Familie und Freunden zu teilen."

Bisher war Cloud-Storage vor allem ein Business-Thema. Im Consumer-Umfeld könnte sich der Ansatz womöglich noch schneller verbreiten. Seit Jahresanfang haben fast alle Hersteller ihre Geräte entsprechend ausgestattet. "Die Cloud-Funktion ist ein wichtiges Feature für den NAS-Markt", sagt Dennis Schellhase, Product Manager bei Synology. "Hierbei ist vor allem die Nutzung als 'Private Cloud' ein echtes Kaufargument. Viele Kunden möchten ihre sensiblen Daten nicht einem fremden Anbieter überlassen. Das NAS als private Cloud mit allen Synchronisierungsfunktionen für PCs, Laptops und Mobilgeräte wird gerade im SOHO-Bereich eine immer größere Rolle einnehmen", ist Schellhase überzeugt.

"Im Bereich 'Public Cloud' gilt für Heimanwender der Vorteil, Bilder oder Videos ohne großen Aufwand in soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube zu transferieren", ergänzt Björn Kaun, B2B-Manager bei Iomega. "Wir sehen eine große Akzeptanz und Mehrwert in der Personal-Cloud-Anwendung, d.h., den Zusammenschluss von NAS-Systemen mit anderen Einzelnutzern bzw. Geräten über das Internet."

Björn Kaun, B2B Manager, Iomega: "Vorkonfigurierte Geräte gewähren einen reibungslosen Einsatz der integrierten Platten, der Kunde muss sich keine Gedanken machen, welches Modell mit welcher Firmware funktioniert."

(Bild: Iomega)

Klaus Donath, Director Networking & Software Group bei Ingram Micro Distribution, unterteilt die Cloud-Funktion bei NAS-Systemen in zwei Szenarien: "Bei der Private Cloud wird das NAS über WAN global erreichbar. Bei automatisierten Cloud-Backup-Funktionen hingegen werden Datenbestände des NAS auf ein Cloud-Storage übertragen." Die Herausforderung bestehe darin, auf die komplett veränderten Nutzungs- und Zugriffsszenarien durch mobile Devices zu reagieren. Dies geschieht über Apps für die mobilen Plattformen, mit denen sich relativ einfach der Zugriff auf NAS realisieren lässt. "Die Private-Cloud-Funktion ist somit unabdingbarer Bestandteil heutiger NAS-Server und gewinnt durch die Mobility-Trends weiter an Relevanz", erläutert Donath. "Das Cloud-Backup wird dagegen aus Gründen der Datensicherheit und des Datenschutzes durchaus kritisch gesehen. Es ergänzt die Funktionalitäten des NAS und bietet punktuell zusätzliche Sicherheit, sollte aber der persönlichen Sensibilität für private Daten entsprechend angepasst werden."

Das Gros des Absatzes wird aktuell mit Barebone-Systemen ohne Festplatten realisiert. Bisweilen sprechen Distributoren von einem Anteil von 85 Prozent. Für Reseller liegt hier der Vorteil, direkt auf jeweils verfügbare Festplatten zurückgreifen zu können. Das erleichtert Händlern zudem individuelle Konfigurationen zu erstellen und ihren Kunden obendrein einen Installations-Service anzubieten. Ein Kaufkriterium ist zudem, dass der Anwender die Geräte ohne weiteres mit größeren Kapazitäten aufrüsten kann. Der HEK liegt hier in der Regel zwischen 150 bis 250 Euro. Gefragt sind insgesamt vor allem Produkte mit zwei bzw. vier Festplatten-Einschüben.

Laut Josua Braun, Senior Regional Product Marketing Manager CBU, verkauft Netgear im SOHO-Bereich hierzulande etwa Zweidrittel der Lösungen "diskless" und zu einem Drittel mit Platten. "Im nächsthöheren Bereich der ROBO-Lösungen (Remote Office Branch Office) sehen wir auch viele Einsatzszenarien bereits im Small-Office-Segment", erklärt Netgear-Manager Braun. "Je professioneller die Anforderungen werden, umso häufiger greifen unsere Kunden zu den bereits vorkonfigurierten Systemen. Die Preise starten hier für ein diskless 2-Bay-NAS bei einem VK von 450 Euro."

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Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

Also Actebis
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ecom GmbH
Ingram Micro GmbH

Die reine Verkaufsmarge bleibt in diesem Segment limitiert. Im Endkundenbereich steigt zwar die Sichtbarkeit der Produkte, vor allem in Foren und Reviews. Meist lässt sich die Kaufentscheidung der Kunden aber nur noch schwer beeinflussen. Etwas besser sieht es im SOHO-Sektor aus. Hier wollen sich die Käufer weder mit Bastelarbeiten beschäftigen, noch mit langwierigen Installationsroutinen. "Händler sollten auf jeden Fall Markenprodukte der großen Hersteller einsetzen, da hier die Nachhaltigkeit des Services und die Investitionsbereitschaft in Technologien und Qualität gegeben ist", meint Michael Berg, Business Unit Manager Components bei Tech Data. "Besonders interessant für den Handel sind Serviceverträge mit den Käufern, die die mittel- und langfristige Betreuung des Produktes gewährleisten. Das nimmt dem Interessenten die Scheu vor einer Umstellung der bestehenden IT-Struktur und bindet den Händler stärker an den Kunden." (map)