Neue Homepage "preispanne.de": Ein höchst unanständiges Angebot!

Ja, Geiz ist geil. Aber noch geiler ist es, wenn man Produkte kauft, die irrtümlich falsch ausgezeichnet worden sind. Meint zumindest Herold Herrmann aus Starnberg und ruft dazu auf, sich auf Kosten anderer zu bereichern.

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Von
  • Damian Sicking

Lieber Preispannen-Ausnutzer Gerold Herrmann,

ich sag´s ganz offen: Es gefällt mir nicht, was Sie tun. Sie sind der Betreiber der Website Apnoti.com, einer Anlaufstelle für Schnäppchenjäger (in Ihrem Jargon "Smart Shopper"). Zum 1. September haben Sie die neue Seite preispanne.de ins Leben gerufen. Der Zweck der Seite läßt sich schon im Namen lesen: Es geht um Pannen, um Irrtümer, um Fehler und um das Ausnutzen derselben zum eigenen Vorteil, und zwar immer dann, wenn vom Anbieter versehentlich ein falscher Preis angegeben wurde. "Als Erster erfahren, wenn beim Händler die Auspreisung schiefgeht – das haben wir uns mit www.preispanne.de auf die Fahnen geschrieben. Dank unserer einzigartigen Echtzeit-Technologie informieren wir unsere Mitglieder über jedes Superschnäppchen sofort per E-Mail. Somit können unsere Mitglieder zugreifen, bevor das Angebot korrigiert wird", prahlen Sie in der Mitteilung für Ihren neuen "Service".

Wenn zum Beispiel wie in den Online-Shops von Quelle oder von Otto ein Fernseher bzw. ein Apple-MacBook versehentlich statt für 1.999 bzw. 2.000 für nur 199 bzw. 49,95 Euro ausgezeichnet werden, dann läuten bei Ihnen die Glocken. Dann freuen Sie sich diebisch und befinden sich augenblicklich im Erregungszustand. "Schade nur", sagen Sie in Ihrer Werbemitteilung für preispanne.de, "dass die Masse der Online-Shopper zu spät von dieser beachtlichen Preis-Panne hörte" (bei Quelle).

Ach ja, lieber Herr Herrmann, das würde mich jetzt aber mal wirklich interessieren: Was genau ist denn daran so schade? Finden Sie das nicht reichlich unanständig, was Sie da sagen? Ich meine, was Sie hier propagieren und wofür Sie sich stark machen, das ist nichts anderes, als sich auf Kosten anderer zu bereichern. Sie kaufen etwas und lassen jemand anders dafür bezahlen. Wir reden hier ja nicht von einem beabsichtigten besonders preisgünstigen Angebot eines Händlers, sondern von einem Versehen, von einem Irrtum, von einem Fehler, den ein Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmens begangen hat und für den er mit Sicherheit geradestehen muss. In der Regel ist dieser Mitarbeiter nicht der Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzende. Es ist der gleiche Fall wie bei der Kassiererin im Supermarkt, die sich zu Ihren Gunsten verrechnet hat, und Sie haben es gemerkt: So wie Sie offenbar ticken, machen Sie diese Kassiererin nicht nur nicht auf ihren Irrtum aufmerksam und geben ihr das überzählige Geld zurück, sondern Sie haben zudem nichts Eiligeres zu tun, als ihre Freunde und Bekannten zu benachrichtigen, sie sollten sich ganz schnell bei dieser Kassiererin an die Kasse stellen, die habe wohl gerade einen schlechten Tag. Dass die Frau am Abend den Fehlbetrag aus ihrer eigenen Tasche ausgleichen muss, ist Ihnen das etwa egal?

Ich weiß nicht, ob das illegal ist, was sie da treiben. Vermutlich nicht. Aber für mich ist es trotzdem versuchte Abzocke. Wir können das auch "legalen Betrug" nennen. Sie sagen, dass für Sie das, was Sie "Smart Shopping" nennen, eine Leidenschaft ist. Aber das, was Sie mit der Seite preispanne.de tun, ist nicht smart. Es ist unanständig. Sie bereichern sich auf Kosten anderer. Wissen Sie, wie man solche Menschen nennt, die auf Kosten anderer leben: Schnorrer und Schmarotzer. Nichts, worauf man stolz sein sollte.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen für Ihren "Service" nicht viel Erfolg wünschen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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