Not macht erfinderisch!

Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch der Tüftler und Erfinder. Gerade wenn die Not am größten ist, sprießen die Ideen. Daher dürfen wir in den kommenden Monaten noch einiges erwarten.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Siemens-Chef Peter Löscher

(Bild: Siemens)

Lieber Siemens-Chef Peter Löscher,

in der "Bild"-Zeitung schrieben Sie vor kurzem: "Auf geht’s Deutschland – schieß ein Tor! Dafür haben wir die richtigen Stürmer. Mit den Ideen unserer Erfinder bleiben wir weiter Exportweltmeister."

Ein super Statement. Sehe ich genauso. Wir sind Spitze. Und unsere tollen Erfindungen werden dafür sorgen, dass wir auch Spitze bleiben. Gerade jetzt ist die beste Zeit für Erfindungen. Warum jetzt? Naja, wegen der Krise und weil mehr und mehr Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. Denn wir wissen doch: Not macht erfinderisch! Und wenn wir jetzt mal dem Orakel aus Frankfurt, also Deutsche-Bank-Volkswirt Norbert Walter glauben, dann wird die Not im Laufe dieses Jahres noch größer, was wiederum gute Aussichten für noch mehr und bessere Erfindungen bedeutet. Also, da freuen wir uns doch jetzt schon auf die vielen tollen Ideen, die da in den nächsten Monaten kommen werden.

Aber halt, sind wir wirklich so gut, wie Sie sagen, lieber Herr Löscher? Ich möchte es gerne glauben, aber jetzt veröffentlichte die unabhängige "Information Technologie and Innovation Foundation" (ITIF) eine Studie, in der wir gar nicht so gut aussehen. In einer Rangliste mit insgesamt 40 Staaten und Regionen der Erde, die danach bewertet und klassifiziert wurden, welche Anstrengungen sie in den letzten zehn Jahren unternommen haben, um die eigene Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, belegt die Bundesrepublik lediglich Platz 35 (PDF-Datei). Und bei der Beurteilung der aktuellen Innovationskraft kommt Deutschland im internationalen Vergleich auch nur auf Rang 15 – und steht damit hinter Ländern wie Belgien, Dänemark oder auch Luxemburg.

Mit anderen Worten: Wir müssen etwas tun. Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, der trägt sie an der falschen Stelle. In Ihrem Bild-Beitrag fordern Sie, lieber Herr Löscher, unter anderem eine steuerliche Förderung von Unternehmen, die Forschung und Entwicklung (F&E) betreiben. Damit stehen Sie auf einer Linie mit dem Branchenverband Bitkom, der bereits im vergangenen Jahr ein Positionspapier zur steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung veröffentlicht hat ("Impulse für den Innovationsstandort Deutschland"). Ein hervorragender Ansatz, wenn Sie mich fragen. Leider habe ich auch im Konjunkturpaket 2 keinen entsprechenden Hinweis darauf gefunden. Das ist schade, denn im "Europäischen Jahr der Kreativität und Innovation" hätte ich in dieser Hinsicht ein bisschen mehr Engagement der Politik erwartet.

Wie auch immer: Viel zu oft geht unter, dass Deutschland nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern zugleich die Wiege der Tüftler und Erfinder ist. Es ist kein Zufall, dass die größte Erfindermesse der Welt, die IENA ("Ideen – Erfindungen – Neuheiten") in Deutschland stattfindet. Vielleicht werde ich selbst vom 5. bis 8. November 2009 auf der IENA in Nürnberg ausstellen. Denn ich selbst habe etwas erfunden, was für alle Autofahrer in den Großstädten der Welt eine Revolution darstellen dürfte: den ausrollbaren Parkplatz! Eine geniale Sensation! Was ist die größte Not eines Autofahrers in einer Großstadt? Richtig, die Parkplatznot. Es gibt einfach keine freien Parkplätze. Aber Not macht erfinderisch. Hier schafft mein ausrollbarer Parkplatz Abhilfe. Der funktioniert so, dass man den Parkplatz ganz bequem und platzsparend im Kofferraum immer an Bord hat und ihn bei Bedarf einfach vor oder hinter seinem Fahrzeug ausrollt, darauf fährt und fertig. Was sagen Sie nun, ist das genial? Ist das ein zukünftiger Exportschlager? By the way: Hat Siemens vielleicht Interesse an einer industriellen Fertigung? Ich könnte Ihnen eine günstige Lizenz anbieten. Oder wir machen gleich ein Joint Venture. Lassen Sie uns doch mal telefonieren.

Beste Grüße

Damian Sicking

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