SSDs profitieren von der Festplattenkrise

Seit Sommer hat sich der Preisabstand zwischen SSDs und Festplatten zum Teil halbiert. Mit steigendem Zuspruch dürfte das aktuell stabile Preisgefüge und die gute Verfügbarkeit aber nicht zu halten sein.

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Von
  • Matthias Parbel

Im Einsteigersegment lag der Preisabstand zwischen SSDs und Festplatten nie günstiger.

Der Absatz von Solid-State-Disks (SSDs) brummt. Handel und Distribution verzeichnen kontinuierlich steigende Umsätze und Verkaufszahlen. Ein Trend, der zwar schon seit Jahren bestand hat, nun aber zusätzlichen Nährboden erhält: "Die Situation im Harddisk-Markt hat einen positiven Effekt auf die momentane Nachfrage bzw. die Umsätze mit SSDs", erklärt Marina Schätzle, Marketingmanager DACH bei OCZ Technology.

So ganz eindeutig ist die Tendenz allerdings noch nicht. "Die von vielen Markteilnehmern erwartete erhöhte Nachfrage nach SSDs, alternativ zu Festplatten, fällt bisher eher verhalten aus", schränkt Ulf Kilper, Produktmanager RAM, Flash und HDD im Einkauf bei Devil, noch ein. "Die Preisentwicklung im SSD-Bereich wäre ohne die bekannten Produktionsprobleme bei den HDDs sicherlich nicht so stabil geblieben."

Im 5-Wochen-Rückblick haben sich die HEKs bei den meisten Typen kaum bewegt. Einige wenige Modelle wie Samsung-Laufwerke aus der 830-Serie wurden um rund fünf Prozent teurer. Um knapp 13 Prozent günstiger zu haben sind dagegen Kingstons SSD 320 mit 80 und 120 GByte.

Im heise resale Preisradar beträgt der durchschnittliche Verkaufspreis für Festplatten und SSDs momentan 126,79 Euro (brutto). Im Wochenvergleich ist dies ein Plus von zirka elf Prozent und gegenüber der KW 41 liegt die Steigerung bei 53 Prozent (82,66 Euro). Die Preiserhöhung gehen aber komplett auf das Konto der Festplattenfraktion. Die meistgesuchte SSD ist in der KW 46 die Crucial M4 CT128M4SSD2 mit 128 GByte (160,06 Euro). Darüber hinaus platzieren sich unter den Top 10 die beiden 120-GByte-Drives OCZ Agility 3 AGT3-25STA3-120G (132,70 Euro) und Corsair Force Series 3 F120 (133,75 Euro).

"Die Verfügbarkeit ist gut", beschreibt Hormoz Vardeh, BU Manager Storage bei Actebis Peacock, die Marktlage. "Bedingt durch die Festplatten-Allokation nimmt die Nachfrage stetig zu." Es besteht allerdings die Gefahr, dass eine anhaltend steigende Nachfrage die Verfügbarkeit negativ beeinflusst und sich dadurch die Preise nach oben entwickeln könnten. "Der Fachhandel sollte deshalb sicherstellen, dass er genügend SSDs vorrätig führt, um sie als Alternative zu den fehlenden Festplatten anbieten zu können", rät OCZ-Managerin Schätzle. "SSDs sind eine sinnvolle Alternative für Harddisks – sowohl im Assemblier- als auch Upgrade-Geschäft. Gerade auf der Devil-Hausmesse Anfang November haben Fachhändler verstärktes Interesse an SSDs gezeigt und sich umfassend über die Möglichkeiten informiert."

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Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

Actebis Peacock
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ecom GmbH
Ingram Micro GmbH

Die Branche geht von einer stetig steigenden Nachfrage aus und erwartet ein gutes bis sehr gutes Jahresendgeschäft. Wie nachhaltig SSDs Profit aus der Festplattenkrise schlagen können, muss sich zeigen. Wichtig wäre aber jetzt, den Grundstock zu legen. Jeder der einmal mit einem Flash-Speicher als Boot-Medium gearbeitet hat, möchte nicht zurück zur mechanischen Platte. Allerdings stehen als Gegenargument nach wie vor die geringe Kapazität und der Preis im Raum. Für knapp 100 Euro erhalten Wiederverkäufer derzeit eine 640-GByte-Harddisk im 2,5-Zoll-Format. Zu diesem HEK gibt es beispielsweise auch Kingstons 96-GByte-SSD (SVP100S2/96G). Für günstige SSDs mit 120 bzw. 128 GByte müssen Reseller 130 bis 140 Euro veranschlagen. Seit dem Sommer hat sich der Preisabstand halbiert. Daher kann man Notebook-Besitzern eigentlich nur raten, jetzt zuzuschlagen.

Anfang Oktober konnten Reseller und Anwender noch auf moderat sinkende Preise hoffen, bis Weihnachten gilt dies nun aber als unwahrscheinlich. Bis Mitte Dezember sollte der Handel vielmehr mit zunehmenden Lieferengpässen rechnen. Von Hamsterkäufen raten Experten allerdings ab, denn mit einem steigenden Preisabstand zu Festplatten dürfte das Kaufinteresse im gleichen Maße zurückgehen. (map)
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