Steuerliche Betriebsprüfung in Deutschland schreckt ausländische Investoren ab

Na sowas: Unternehmer wünschen sich, dass der Fiskus häufiger als bisher bei ihnen vorbeischaut. Sie fürchten den Aufwand und die Kosten, die wegen der langen Intervalle bei Betriebsprüfungen verursacht werden.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Tatsache, dass der deutsche Fiskus nur alle Jubeljahre für eine Betriebsprüfung im Unternehmen vorbeischaut, kommt gar nicht gut an – im Gegenteil. Die langen Intervalle sorgen nicht für Entspannung, sondern für Kummerfalten bei den Firmenchefs: Sie fürchten aufwendige und intensive Prüfungsprozesse und die damit verbundenen Kosten. Das sind die Ergebnisse der aktuellen Deloitte-Umfrage "German Income Tax Audits – Survey on the Experiences of Inbound Investors" unter 234 Teilnehmern aus 18 Ländern. Demnach glauben vor allem ausländische Investoren, dass die steuerlichen Betriebsprüfungen in Deutschland einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand mit sich bringen. Ähnlich ist die Situation demnach auch in Frankreich und den USA, in Großbritannien und den Niederlanden sind die Bedingungen nach Ansicht der Befragten deutlich besser.

Wie die Ergebnisse weiter zeigen, sind es aber nicht nur die dazugehörigen Prozesse und der Zeitaufwand, den die Befragten fürchten, sondern vielmehr die drohenden Nachzahlungen, die so eine Prüfung mit sich bringen kann. Am meisten bringt dem Fiskus die Prüfung der Voraussetzungen für eine Gruppenbesteuerung Organschaft ein: Durchschnittlich 97 Prozent der jährlichen Ertragsteuern sind bei hiervon betroffenen Umfrageteilnehmern als Steuernachforderung angefallen – der Mittelwert aller Betriebsprüfungs-Nachforderungen liegt bei 49 Prozent der "normalen" Ertragssteuerbelastung. Auch fürchten die Unternehmer, dass bei zukünftigen Betriebsprüfungen die mögliche Verlagerung ihrer Produktions- oder Vertriebsfunktionen ins Ausland besonders kritisch betrachtet werden wird.

Wenig überraschend: Insgesamt wird das deutsche Steuerrecht als besonders kompliziert empfunden. "Schwerer als das anspruchsvolle Steuerrecht in Deutschland wiegen für die Studienteilnehmer die langen Abstände und die aufwendige Prozedur, die das Risikomanagement verkomplizieren. Die Unternehmen sollten sich so gut wie möglich vorbereiten – hilfreich ist ein 'Quick Check', um bereits im Vorfeld potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu beseitigen", resümiert Christian Ehlermann, Partner Tax bei Deloitte. Über ein Ergebnis der Studie dürften sich die Mitarbeiter der Finanzämter aber freuen: Zwar sind die Verfahren selbst nicht gerade beliebt, aber die Betriebsprüfer hinterließen in der Regel einen positiven Eindruck: lediglich 20 Prozent der Befragten empfanden die Atmosphäre während der Prüfung als gespannt bis unfreundlich. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)