Warum Schiessl und Holdschik jetzt in Lampen & Leuchten machen

Der Absatz von LED-Lampen boomt und verspricht für die kommenden Jahre traumhafte Wachstumsraten. Grund genug für den Computer-2000-Gründer Jochen Tschunke, zusammen mit den langjährigen Spitzenmanagern Günter Schiessl (Ex-Tech-Data) und Paul Holdschik (Ex-Cancom) eine neue Firma zu gründen und an diesem warmen Regen teilzuhaben.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Damian Sicking

Liebe Unternehmensgründer Günter Schiessl und Paul Holdschik,

Existenzgründer Paul Holdschik

(Bild: Cancom)

Existenzgründer Günter Schiessl

(Bild: Tech Data)

ich musste ja so lachen! Auf der CeBIT schenkte mir Fujitsu-Channel-Manager Jörg Brünig einen Kugelschreiber. "Das Ding ist voll kompostierbar", sagte er, "sogar die Mine". Darauf ein anderer, der mit am Tisch saß: "Das ist es also, was von Green-IT übrig geblieben ist: ein kompostierbarer Kugelschreiber von Fujitsu." Haha, ist ja echt was dran, nicht wahr? Im vergangenen Jahr noch DAS Thema nicht nur auf der CeBIT, spricht heute kaum noch jemand davon. Motto: "Gestern wurd´ sich drum gerissen, heut wird es auf den Müll geschmissen." Ich bin gespannt, ob es dem aktuellen Hysterie-Thema Cloud Computing besser ergeht.

Dabei ist ja Energieeinsparung und damit Kosteneinsparung nach wie vor ein Thema, nicht nur in der IT-Branche, sondern überall. Und natürlich ein Markt, und zwar ein Markt mit glänzenden Wachstumsaussichten. Wer Produkte anbieten kann, mit denen Firmen – und auch Privatkunden – ihren Energieverbrauch senken und damit Kosten einsparen können, der kann sich eine goldene Nase verdienen, wenn er es richtig anfängt. Das dachte sich auch jemand, der schon immer ein Gespür für gute Geschäfte hatte: Jochen Tschunke, sozusagen der Gründervater der IT-Distribution in Deutschland. Tschunke hatte Anfang der 1980er Jahre den IT-Großhändler Computer 2000 gegründet, der später von Tech Data übernommen worden war. Tschunke nun suchte ein paar Mitstreiter, die ebenfalls viel Geld verdienen wollten. Er brauchte nicht so lange zu suchen. Denn da gab es zwei erfahrene Manager, die beide Mitte vergangenen Jahres ihre Geschäftsführer- bzw. Vorstandsposten aufgegeben hatten, um, wie es so oft heißt, sich "neuen Herausforderungen" zu stellen. Der eine heißt Günter Schiessl und war bis dato Geschäftsführer bei Tech Data, und der andere heißt Paul Holdschik, der gerade aus dem Vorstand des Systemhauses Cancom ausgeschieden war.

Inzwischen ist klar, welche Herausforderungen Sie lockten. Zusammen mit Tschunke gründeten Sie im November letzten Jahres die Firma Ecobility GmbH in München. Mit an Bord ist auch Tschunkes Sohn Oliver. Das Startup verfügt über ein Stammkapital von 100.000 Euro, ist aber darüber hinaus mit Finanzmitteln von mehr als einer Million Euro ausgestattet. Auf Ihren Visitenkarten steht nun unter Ihren Namen "Geschäftsführender Gesellschafter". Sie sind also unter die Unternehmer gegangen. Herzlichen Glückwunsch!

Was macht Ecobility? Im Amtsdeutsch handelt es sich bei dem "Gegenstand des Unternehmens" um "Herstellung und Groß- und Einzelhandel von und mit Produkten der Energieeinsparung sowie Erbringung von Dienstleistungen aller Art". Was Ecobility tut, ist "Green", aber nicht "IT". "Green-light" trifft es schon eher, wobei "light" hier nicht abwertend gemeint ist, sondern für "Licht" steht. Denn Sie verkaufen, sagen wir es doch ruhig, Lampen & Leuchten. Natürlich keine gewöhnlichen Lampen & Leuchten, sondern solche auf LED-Basis, und zwar NUR solche auf LED-Basis. Und genau dies ist der Wachstumsmarkt, von dem Firmengründer träumen. Nach Angaben von Marktkennern basiert heute nicht einmal ein Prozent aller Lampen und Leuchten, die von Deutschlands Decken hängen, auf LED-Basis. Das wird sich schnell ändern. Bis zum Jahr 2020 sollen schon drei Viertel aller Beleuchtungskörper auf LED-Technologie beruhen. Ich weiß ja nicht, wie viele Leuchtkörper das insgesamt sind, aber ich bin sicher, dass es eine sehr, sehr große Menge ist.

Mit anderen Worten: Hier geht in den nächsten Jahren die Luzie ab. Der wesentliche Grund für das enorme Wachstum: Mit LED-Lampen lassen sich die Stromkosten enorm reduzieren, von einer Halbierung ist hier die Rede. Wenn eine Firma 2000 herkömmliche Leuchtstoffröhren auf LED-Technologie umrüstet, dann hat sich diese Investition spätestens innerhalb von drei Jahren amortisiert, haben Sie mir gesagt. Das hört sich interessant an.

Der Privatkundenmarkt interessiert Sie dabei weniger. Ihre neue Firma konzentriert sich ausschließlich auf industrielle und gewerbliche Kunden. Derzeit bauen Sie das Unternehmen auf, elf Mitarbeiter sind bereits an Bord, zum Jahresende sollen es 30 sein. Die Vision: Ecobility soll einmal so etwas wie damals Computer 2000 in der IT-Branche sein. Dass bis dahin noch ganz schön viel Wasser die Isar hinunter läuft, ist Ihnen klar. Die gesamte Energiesparbranche ist noch jung und dementsprechend unsortiert. Hier gibt es noch keine etablierten Vertriebskanäle und -strukturen. Jeder macht erst mal alles. Endkundenvertrieb, Zwischenhandel, Großhandel, Hauptsache erst mal den Fuß in die Tür bekommen, Geschäft generieren und Umsatz machen. Dann sieht man weiter. "Schaun wir mal, dann sehn wir´s wohl", wie man bei Ihnen im schönen München sagt.

Wäre dies auch eine Idee für den IT-Handel, auf den Vertrieb von LED-Lampen- & -Leuchten umzusatteln? Bei dieser Fragen wiegelten Sie ab. Die Markteintrittsbarrieren scheinen zwar niedrig, aber man muss sich doch erst in die gesamte Thematik einarbeiten. Außerdem dauern die Vertriebsperioden sehr lang, zumindest im Firmenumfeld. Das bedeutet: Wer hier nicht ausreichend Kapital im Rücken hat, dem geht schnell die Luft aus. Allerdings: Als zusätzliches Geschäftsfeld zum bestehenden IT-Kerngeschäft läßt sich dieser Bereich durchaus aufbauen, die potenziellen Kunden dafür haben und kennen die Händler und Systemhäuser ja schon: ihre Bestandskunden nämlich.

Liebe Firmengründer Schiessl und Holdschik, immer mehr Managern geht ein Licht auf und sie erkennen, dass in der IT-Branche nicht mehr die großen Wachstumsraten und auch nicht mehr das dicke Geld zu verdienen ist. Viele von ihnen gehen in die "Irgendwas-mit-Energieeinsparung-Branche", sei es Sonne, Wind oder eben LED. Viel Glück!

Beste Grüße

Damian Sicking

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