Wem gehört jetzt der Distributor Devil?

Wie heißt der neue Mehrheitsgesellschafter von Devil? DAM Group, meinen Sie? Falsch! DAM Group ist nur der Finanzpartner. Darüber, wer hinter der "Erwerbergesellschaft" steckt, gibt sich der Braunschweiger Distributor noch bedeckt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Damian Sicking

Blauer Himmel über Devil

(Bild: Devil)

Lieber Devil-Chef Axel Grotjahn,

ein Drittel aller Beteiligungsgesellschaften ("Heuschrecken") in Europa und den USA werden in den kommenden Jahren verschwinden, erwarten Experten. Ein Drittel! Ganz schön viele, wenn Sie mich fragen. Die Gründe: Erstens tun sich die Investmentfirmen schwer, frisches Kapital von ihren Investoren einzusammeln. Zweitens bekommen sie von den Banken keine Kredite mehr. Und drittens verlieren ihre Beteiligungen jetzt in der Krise mächtig an Wert und sind unverkäuflich.

Wie gut, dass Devil noch rechtzeitig eine Privat-Equity-Firma gefunden hat, die das Unternehmen der insolventen Tulip Beteiligungs GmbH abgekauft hat. Die Frage ist nur: Wer ist diese Firma, also wem gehört Devil nun? In Ihrer Pressemitteilung von letzter Woche sprechen Sie lediglich von einer "Erwerbergesellschaft" ("Erwerbergesellschaft" - hört man auch nicht oft), nennen aber keine Namen. Bei oberflächlichlichem Lesen kann der Eindruck entstehen, dass es sich bei der neuen Devil-Eigentümerin um die DAM Capital Group handelt. Genauso haben es die meisten Kollegen aus der Channelpresse auch verstanden und in ihren Artikeln entsprechend dargestellt. Aber das ist, genau genommen, eine Fehlinformation, wenn auch keine böswillige.

Denn die DAM Group mit Sitz in Luxemburg ist weder eine Beteiligungs- noch eine "Erwerbergesellschaft". Die Tochter der Anschutz Corporation hat sich nach eigenen Angaben "auf flexible Finanzierungslösungen für Mittelstandsunternehmen in ganz Europa spezialisiert". Auf ihrer Homepage schildert die DAM-Group anhand einiger Projekte wie zum Beispiel bei Triumph-Adler, bei Nordmilch und Teleplan die Art ihrer geschäftlichen Aktivitäten. Keine Unternehmensbeteiligungen!

Wer ist also die geheimnisvolle "Erwerbergesellschaft" und wer steckt dahinter? Ich habe gestern bei Ihnen im Hause nachgefragt und erhielt folgende Antwort: "Als Erwerbergesellschaft wurde eine bestehende sogenannte `Vorratsgesellschaft´ eingesetzt, um die Loslösung von der insolventen Mutter so schnell wie möglich zu bewerkstelligen und das Geschäft der Devil AG unbelastet weiterführen und ausbauen zu können. Hinter der Erwerbergesellschaft steht eine Gruppe von Finanzierern und Kreditgebern, die vom Geschäftsmodell der Devil AG und seinem Erfolg überzeugt sind." Gut, mehr Details (Management-buy-out?) wollen Sie zum jetzigen Zeitpunkt offenbar nicht preisgeben. Die DAM-Group jedenfalls, das wurde mir bestätigt, ist nicht die "Erwerbergesellschaft", sondern lediglich ihr Finanzierungspartner. Damit wäre diese Frage schon mal geklärt.

Lieber Herr Grotjahn, Ihnen und Ihren Mitarbeitern muss nach der Klärung der Situation ein dicker Stein vom Herzen gefallen sein. Wird denn jetzt alles gut? Ich hoffe sehr und drücke Ihnen die Daumen. Hoffentlich lasten jetzt nicht enorme Schulden auf der Devil AG. Denn in der Regel verlangen die Beteiligungsgesellschaften von den übernommenen Firmen, dass diese ihnen den Kaufpreis wieder zurückzahlen müssen. Dadurch geraten manche übernommene Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten bis hin zum Existenzkampf. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, lieber Herr Grotjahn, aber ich finde diese Praxis – naja, wie soll ich sagen – anstößig. Das ist für mich so ähnlich, als wenn ein adoptiertes Kind die Kosten für die Adoption von den Adoptiveltern wieder zurückzahlen muss. Oder kann man das so nicht sagen?

Beste Grüße

Damian Sicking

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