"Wer sich als Pfannkuchen verkauft, wird auch als Pfannkuchen gegessen.“

Wenn man manchen Experten glauben will, dann ist Prahlen und Aufschneiden die Maxime Nummer 1 in Vorstellungs- und Kundengesprächen. Meistens geht das ins Auge. Aber das stellt sich dann erst hinterher heraus.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Damian Sicking

Liebe Stellensuchende,

heute mal eine kleine Geschichte:

"Und denk dran“, hatte sein Freund Günther ihm am Telefon gesagt, "wer sich als Pfannkuchen verkauft, der wird auch als Pfannkuchen gegessen.“ Müller hatte am nächsten Tag sein Vorstellungsgespräch bei der Machreibach GmbH. Die Position war ihm auf den Leib geschnitten, und er wollte den Job unbedingt haben. "Blöder Spruch", sagte seine Frau Marga beim Abendessen, als er ihr von Günthers gut gemeintem Rat erzählte. "Ich zum Beispiel mag Pfannkuchen. Und ich bin nicht die einzige. Sonst gäbe es bestimmt nicht in jeder Stadt, die was auf sich hält, ein Pfannkuchenhaus.“

Müller sah seine Frau an. "Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht doch nur darum, dass man sich nicht als Stoffel verkaufen soll. Denn der Bedarf an Stoffeln ist in den Firmen derzeit gerade eher gering“, versuchte er zu scherzen. "Trotzdem ist der Spruch blöd“, entgegnete Marga. "Nicht weil er falsch ist, sondern weil ein Pfannkuchen eben genau das sein kann, was der Typ auf der anderen Seite des Tisches gerade sucht. Der will vielleicht gar keinen tollen Hecht oder Karpfen oder so was. Vielleicht braucht der gerade einen Pfannkuchen, und da wäre es ja ganz schön blöd, wenn der Pfannkuchen vorgäbe, etwas anderes zu sein. Viel schlimmer finde ich diese Blender und Aufschneider, die im Vorstellungs- oder Kundengespräch so tun, als seien sie ein viergängiges Menü, und dann stellt sich später heraus, dass sie in Wahrheit nur eine trockene Semmel sind.“ "Hm, ja, stimmt schon“, gab Müller seiner Frau Recht.

Am nächsten Tag hatte er sein Vorstellungsgespräch beim Geschäftsführer der Machreibach GmbH. Müller war in Topform. Seriös und schlagfertig, kompetent und humorvoll. Das Gespräch verlief besser als gedacht. Offenbar fand das auch sein Gegenüber. "Wie sieht´s aus, Herr Müller, es ist Mittagszeit. Darf ich Sie noch zum Essen einladen? Dann können wir unsere interessante Unterhaltung fortsetzen.“ Müller war begeistert. "Aber gern“, beeilte er sich zu sagen, "mit dem größten Vergnügen.“ Er jubelte innerlich. Wenig später parkte der Machreibach-Chef seinen Wagen auf dem Parkplatz seines Lieblingsrestaurants. "Sie mögen doch Pfannkuchen?“ fragte er Müller beim Aussteigen. Müller musste schmunzeln. "Ich liebe Pfannkuchen“, sagte er.

Beste Grüße

Damian Sicking

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