Werbetreibende reden im Netz am Kunden vorbei

Englisch ist eine Weltsprache, die allerdings nicht von jedem auf der Welt gesprochen wird: 1,7 Milliarden Internetnutzer verstehen bei englischsprachiger Werbung nur "Bahnhof".

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Unternehmen, die ihre Waren über das Internet an den Kunden bringen wollen, sollten bei ihrer Werbung nicht darauf setzen, dass die vernetzte Welt ein Dorf ist, das mit einer Sprache spricht. Im Gegenteil: wer gute Geschäfte machen will, sollte seine Kommunikation an die jeweilige Landessprache anpassen.

Denn die Weltsprache Englisch ist keinesfalls die bevorzugte Kommunikationsart im Netz. Und mit englischsprachigen Werbeslogans erreicht man auch nicht unbedingt die meisten Kunden. Im Gegenteil: Wer im Internet nur Englisch spricht, quasselt an 1,7 Milliarden Internetnutzern vorbei.

Wer im Web erfolgreich vermarkten will, sollte seine Kommunikation lieber an die jeweiligen regionalen Märkte anpassen und sich gerade um die nicht-englischsprachigen Konsumenten bemühen, so das Ergebnis der Studie "Untapped Billions", die vom Centre for Economics and Business Research im Auftrag von Populis durchgeführt wurde.

So seien 85 Prozent aller Internetnutzer nicht mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen und täten sich entsprechend schwer, den englischen Botschaften zu folgen. Bestes Beispiel sei Deutschland: hier wurde der Slogan "Come in and find out" als "Komm rein und finde wieder hinaus" missverstanden.

Von zwei Milliarden Internetnutzern sind nur 300 Millionen – also gerade ein mal 15 Prozent – mit Englisch aufgewachsen. Sich bei den Werbebotschaften auf die große Mehrheit einzustellen, ist aber nicht nur eine freundliche Unterstützung, sondern ein knallhartes Geschäft: Die Internetnutzungsraten wachsen vor allem außerhalb des englischen Sprachraums, die große Mehrheit der nicht-englischsprachigen ist mit Ausgaben von 262 Milliarden Euro im Jahr 2010 auch für die Mehrheit der weltweiten Online-Käufe verantwortlich. Die Pro-Kopf-Ausgaben lagen in dieser Gruppe im vergangenen Jahr bei 154 Euro, Tendenz steigend. Allerdings bestätigen die Analysten auch, dass die Kaufkraft der englischsprachigen Konsumentengruppe mit 533 Euro pro Person bisher noch deutlich höher ist.

Dennoch sollten sich Firmen stärker auf Konsumenten außerhalb des englischen Sprachraums einstellen, so der Tipp der Experten. Die Zahl derjenigen Internetnutzer wachse rasant und ihr verfügbares Einkommen wachse schneller als das im englischsprachigen Raum. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)