c't Digitale Fotografie - Sommer-Spezial 2018
S. 44
Objektive
Aufmacherbild

Alte Objektive an modernen Kameras

Das Fotografieren mit alten Objektiven kann aus vielen Gründen reizvoll sein – auch mit aktuellen Kameras. Für den einen ist es die Möglichkeit, die jahrelang ungenutzten Schätzchen wieder einzusetzen. Den anderen fasziniert die entschleunigte manuelle Fotografie. Dieser Artikel erklärt, was Sie beim technischen Zusammenspiel von Kamera und Objektiv beachten müssen und wie Sie Abbildungsfehler mit wenigen Handgriffen in der Bildbearbeitung ausbessern.

Tabelle
Tabelle: Auflagemaße im Vergleich

Bevor das alte Fremdobjektiv seinen Platz an der digitalen Kamera einnehmen kann, benötigt man einen Adapter. Dieser Adapter erfüllt zwei Funktionen: Er muss das Objektivbajonett mit dem Kameragehäuse verbinden und die Differenz des Auflagemaßes anpassen. Das Auflagemaß bezeichnet den Abstand vom Sensor zur Auflagefläche des Bajonettanschlusses im Kameragehäuse. Es ist nicht genormt und variiert je nach Kamerahersteller und -system. Damit die Objektive bis unendlich fokussieren, muss das Auflagemaß der eingesetzten Kamera mindestens gleich lang oder kürzer sein als das des ursprünglichen Bajonettsystems.

Da die meisten Adapter keinerlei Signale zwischen Kamera und Objektiv übertragen, erfolgt das Fotografieren durch den optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera mit manuellem Fokus und bei offener Blende. Der Grund: Wenn das Objektiv auf die Arbeitsblende abgeblendet ist, wird auch das Sucherbild entsprechend dunkler. Abhilfe schafft der elektronische Sucher spiegelloser Systemkameras oder der Liveview-Modus moderner DSLRs. Dank des digitalen Signals kann der Nutzer die Helligkeit des Bildes unabhängig von der Arbeitsblende einstellen. Vorteilhaft für das genaue Fokussieren ist ein langer Einstellweg des Objektivs von unendlich zur Naheinstellgrenze, Kameras mit Fokus-Peaking zeigen zudem die aktuelle Schärfeebene schraffiert an und erleichtern so das Scharfstellen zusätzlich. Dieses auf den ersten Blick umständliche Vorgehen belohnt nicht nur mit einer entschleunigten Vorgehensweise beim Fotografieren, die mehr Zeit für die bewusstere Gestaltung lässt. Das haptische Erlebnis – etwa beim Drehen am Entfernungsring – fügt der Entstehung eines digitalen Fotos auch eine handwerkliche Komponente hinzu.

Abbildungsqualität