c't Digitale Fotografie - Sommer-Spezial 2018
S. 42
Weißabgleich
Aufmacherbild

Kreativer Weißabgleich

In komplizierten Lichtsituationen gerät der automatische Weißabgleich der Kamera mitunter an seine Grenzen. In solchen Fällen muss der Fotograf manuell nacharbeiten und der Kamera eine verbindliche Farbtemperatur vorgeben. Diese Funktion kann man leicht zweckentfremden und als kreatives Gestaltungsmittel einsetzen.

Moderne Digitalkameras besitzen einen sehr guten automatischen Weißabgleich (white balance: WB). Er sorgt für eine ausgewogene Darstellung der Farben unter automatischer Berücksichtigung der Farbtemperatur des Aufnahmelichtes. Wenn aber weder die Vorgaben noch die WB-Korrektur zu einer neutralen Farbwiedergabe führen, kommt der manuelle Weißabgleich zum Einsatz. Voraussetzung dafür: ein farbneutrales Hilfsmittel, das als Referenz dient.

Die Kalibrierung

Die linke Bildhälfte zeigt die Farbwiedergabe des Motivs mit automatischem Weißabgleich. Für die rechte Bildhälfte wurde der Weißabgleich mithilfe eines blauen Farbfilters manuell eingestellt.

Dazu erstellt man im Aufnahmelicht eine Referenzaufnahme, mit der die Kamera auf die neutrale Farbdarstellung kalibriert wird. Für diese Referenzaufnahme gibt es zwei Konzepte: Entweder nimmt man eine Graukarte auf oder fotografiert in Richtung der Lichtquelle durch einen Diffusionsfilter (zum Beispiel Expodisc). Mit dieser Aufnahme als Referenz eicht man die Kamera auf die jeweilige Farbtemperatur des Aufnahmelichtes. So werden die Farben des Motivs bei der eigentlichen Aufnahme neutral und ohne Farbstich dargestellt. Der Vorteil der Graukarte liegt im vergleichsweise günstigen Anschaffungspreis von 10 bis 20 Euro. Der Nachteil: Die DIN-A4-große Karte muss ins Aufnahmelicht gehalten werden – und das ist nicht immer möglich. Mit Weitwinkelobjektiven ist es zudem schwierig, eine brauchbare Referenzaufnahme zu erstellen, da diese idealerweise schattenfrei und formatfüllend sein soll. Mit einem Vorsatzfilter gibt es diese Einschränkungen nicht.