c't Fotografie 4/2020
S. 92
Familien-Fotografie
Aufmacherbild
Nikon D810 | 35 mm | ISO 500 | f/3.5 | 1/100 s | EV -0,33

MEHR Mut

ZU AUTHENTISCHEN BILDERN

Weg von der Inszenierung dekorierter Neugeborener – hin zur Schlichtheit. Haben perfekte Babyporträts ausgedient? Im Mittelpunkt stehen nun ehrliche Aufnahmen. Mit einer Reportage oder Homestory gelingen diese besonders gut im natürlichen Umfeld von Neugeborenen.

Wo sind eigentlich die niedlichen Babys geblieben, die in Blumentöpfen und Blütenknospen wie illustrierte Fabelwesen wirken, uns knopfäugig von Wandkalendern anschauen oder die tellergroßen Handflächen, in denen unbekleidete Neugeborene sicher und geborgen liegen?

In den Neunzigern verbreitete sich von Australien aus das Phänomen „Baby als Kunstobjekt“ um die ganze Welt. Aber bis sich ein entsprechender Babyfotomarkt hier in Deutschland entwickelte, vergingen noch weitere 15 Jahre.

Mittlerweile kehrt sich der Trend um. Heute suchen die Menschen nach mehr Schlichtheit und Authentizität. Beim Essen nennt sich das „clean eating“ und richtet den Fokus auf unverarbeitete Lebensmittel. In der Neugeborenen-Fotografie wagte Sevi Koch als erste Fotografin einen Richtungswechsel. Bei ihren Schwarz-Weiß-Aufnahmen verzichtete sie gänzlich auf Dekoration und erhielt dafür im Jahr 2018 den Titel „Fotografin des Jahres“ der Vereinigung professioneller Kinderfotografen.