c't 8/2017
S. 59
Test
Audio-/Videorecorder

Kleiner Ton-Profi

Musik-Camcorder Zoom Q2n

Was haben günstige Camcorder, filmende Fotokameras und Smartphones gemein? Den schlechten Ton beim Filmen. Zoom verspricht mit seinen Musik-Camcordern Top-Sound auch fürs Video.

Der Q2n im Hochkant-Design sieht wie die Miniatur eines Studio-Mikros aus. Der große Pluspunkt ist sein XY-Stereomikrofon, verbunden mit dem seitlichen Drehrad für die manuelle Aussteuerung. Sein Fixfokus-Objektiv erzeugt ab rund 30 Zentimetern Entfernung scharfe Full-HD-Bilder mit 24, 25 oder 30 Vollbildern/s. Die hohe Qualität der Tonaufnahmen erleichtert jeder Schnittsoftware die einfache Synchronisation mehrerer Kameras.

Der Q2n bietet eine gute Aussteuerungsanzeige, aber nur einen winzigen Monitor für die Bildkontrolle. Bild: Hans Ernst, MedienBureau

Vom größeren Q4n hat der 2n einiges an Ausstattung mitbekommen, vom identischen Objektiv bis zu den Mikrofonkapseln. Trotz des Firmennamens muss der Q2n ohne Zoom auskommen; das Objektiv arbeitet mit fester Brennweite; die wie bei Actionscams sehr weitwinklige Perspektive lässt sich in fünf Stufen verändern. Doch diese digitalen Ausschnittsvergrößerungen gehen zu Lasten der Bildauflösung, das Video wird mit zunehmender Tele-Wirkung immer grobkörniger.

Mangels Touchdisplay erfolgt die Bedienung über zwei Tastenreihen links und rechts vom Display. Damit gehen die nötigen Einstellungen schnell von der Hand. Weil das Display auf der Rückseite sich nicht klappen oder drehen lässt, ist das Anvisieren des Motivs in beengter Umgebung mühsam. Obendrein räumt der Mini-Monitor mit 160 × 128 Pixeln zur Aufnahmekontrolle wegen der umliegenden Menü-Piktogramme nur eine nutzbare Bilddiagonale von 2,7 Zentimetern ein. Zum Einrichten wäre eine Smartphone-App äußerst hilfreich – doch Fehlanzeige mangels Wi-Fi und Bluetooth.

Generell filmt der Q2n im Automatikbetrieb, eine manuelle Blenden- und Shutter-Steuerung und ein manueller Weißabgleich fehlen. Tunen lässt er sich aber über insgesamt zehn verschiedene Video-Presets, von „Outdoor“ über „Concert Hall“ und „Rehearsal Studio“ bis „Garage“.

Für die Tonaufnahme empfiehlt sich unbedingt die manuelle Aussteuerung per Poti, kontrolliert über die sehr brauchbare Levelanzeige auf dem Schirmchen. Nur wenn eine manuelle Kontrolle nicht möglich ist, sollte man zu den Auto-Gain-Presets „Concert“, „Solo“ oder „Meeting“ greifen. Letztere Einstellung taugt für den einfachen Mitschnitt von Besprechungen, wenn man den Pegel nicht dauernd im Auge behalten kann.

Ob der Q2n in Full-HD mit 25p oder 30p aufzeichnet, entscheidet die Vorgabe des HDMI-Ausgangs. Wie bei allen bisherigen Zoom-Camcordern verrät selbst die gedruckte deutsche Bedienungsanleitung nur an einer Stelle per „Anmerkung“, dass man PAL für den HDMI Out gewählt haben muss, um mit einer Bildrate von 25 Vollbildern/s (25p) zu filmen.

Die Bildqualität zeigte sich im Test absolut auf dem Niveau des größeren Q4n – mit für seine Preisklasse sehr guter Lichtempfindlichkeit und annehmbarem Rauschverhalten, auch unter schwierigen Lichtverhältnissen, etwa in dunklen Proberäumen oder bei schnell wechselndem Scheinwerferlicht auf der großen Bühne.

Deutlich bessere als klassentypische Leistungen liefert der Q2n beim Sound, der maximal mit 96 kHz und 24 Bit aufgezeichnet wird: unverzerrte Signale trotz hoher Lautstärke, ausgewogene Frequenzverteilung und eine beeindruckende Stereotrennung. Wer will, kann den Q2n über eine Line-In-Miniklinkenbuchse mit externen Tonsignalen versorgen oder ein Zusatzmikro anschließen. Dabei wird das interne Stereomikrofon allerdings abgeschaltet.

Netterweise lässt sich der Q2n über seine Micro-USB-Buchse per USB 2.0 High Speed als Massenspeichergerät am PC betreiben und als Audio-Interface oder USB-Mikro nutzen, wenn auch nur mit 16 Bit bei maximal 44,1 kHz. Mit iOS-Geräten funktioniert das allerdings nicht. Im Webcam-Modus filmt der Zoom in WVGA mit 1280 × 720 Pixeln; dann wird das Gerät per USB mit Strom versorgt. Normalerweise läuft der Q2n mit zwei Batterien oder NiMH-Akkus im AA-Format.

Fazit

Tabelle
Tabelle: Zoom Q2n

Für YouTube-Videos, für Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven oder als Zweitkamera ist der kleine Zoom zu empfehlen. Bei Konzert-, Theater- oder Sportaufnahmen liefert er spektakuläre Einsichten aus Blickwinkeln, die normale Kameras nicht so einfach hinbekommen. Wer bereits einen Camcorder besitzt oder mit dem Smartphone filmt, erhält mit dem Q2n zudem eine gute Ton-Ergänzung für wenig Geld. Denn der kleine Zoom glänzt mit brillantem Sound, den konventionelle Kameras unter 1000 Euro oder günstigere Modelle ohne Zusatzmikro nicht zustande bringen. (uh@ct.de)