c't Extra 2019
S. 96
Geschichte
50 Jahre Internet
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Als die Rechner online gingen

Das Internet wird 50 – ein Blick zurück

Bevor das Internet 1995 kommerzialisiert wurde, diente es vor allem dem Austausch von Computerdaten und erster E-Mails zwischen Universitäten. Doch die zugrunde liegenden Protokolle wie TCP/IP mussten sich zunächst gegen Konkurrenten aus Europa durchsetzen.

Das Internet hat viele Väter und Mütter. Dementsprechend gibt es viele Geburtstage zu feiern. Einer dieser Feiertage ist der 29. Oktober. Im Jahre 1969 versuchte Charley Kline, sich im Computer Lab der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) in einen Computer am Stanford Research Institute (SRI) einzuloggen. Kline war als Doktorand der Assistent des Informatik-Professors Leonard Kleinrock und betreute in seinem Auftrag ein paar Forschungsrechner. Rund 20 Leute waren anwesend, als Kline die Verbindung von einem Computer über eine Telefonleitung und einen Hilfscomputer zum anderen Computer nach Stanford schaltete.

Als die Befehlszeile des SRI-Rechners auf Eingabe wartete, versuchte Kline „Login“ zu übermitteln. Über „Lo“ kam er nicht hinaus, denn das g kam nicht an, dann brach die Verbindung ab. Aber die erste Host-zu-Host-Kommunikation hatte stattgefunden und war um 22:30 von beiden auch per Telefon zusammengeschalteten Admins der UCLA und des SRI in den Logbüchern dokumentiert worden.

Bald wurden ein weiterer Rechner an der Westküste in Santa Barbara angeschlossen und eine erste Langstrecke nach Utah installiert: Das „Arpanet“ nahm seine Arbeit auf. Das von der Forschungsbehörde ARPA (Advanced Research Projects Agency, später DARPA) finanzierte Vernetzungsprojekt war mindestens ebenso wichtig wie die Mondlandung von 1969, bei der die Bodenstationen auf den US-Schiffen noch mit Fernschreibern kommunizieren mussten.

In diesem Artikel beschreiben wir die Frühzeit des Netzes, bis hin zu der Zeit, als das NSFnet der National Science Foundation als direkter Nachfolger des Arpanets von kommerziellen Internet-Providern abgelöst wurde. Damals veröffentlichte die c’t im Oktober 1994 den Schwerpunkt „Datenautobahn in Deutschland“. Ich schrieb über die anstehende Kommerzialisierung des Netzes unter dem heute immer noch passenden Titel „Sex, Lügen und Video“: „Eine ziemlich wilde Koalition von Aktivisten und Konzernen probiert sich an der Bestäubung der lukrativen Heimelektronik, die endlich Sinn, womöglich Demokratie oder gar bilaterale Kommunikation bringen soll. Jedenfalls ist das die Hoffnung der einen Fraktion, während die andere von Netzbandbreiten, Profit, Wachstumsmärkten und Umschlagszeiten redet.“