c't 18/2020
S. 68
Titel
Glasfaser-Grundlagen: Internetverbindung
Bild: Thomas Kuhlenbeck

Schnelle Fasern

Glasfasern fürs lokale Netz und fürs Internet

Mit Glasfaser verbindet man vor allem das ­Versprechen an superschnelles ­Internet. Doch auch für lokale Netzwerke ist die ­Technik interessant. Was kann man als Internetkunde von Glasfaser­tarifen erwarten und wann lohnt eine Glasfaserinstallation für das Heim- und Firmennetz?

Von Jan Mahn und Urs Mansmann

Keine Bezeichnung für eine Datenleitung hat je so große Aufmerksamkeit erfahren wie die Glasfaser: Telekommunikationsunternehmen werben damit, Politiker stellen ihre Glasfaserstrategien vor und die Kunden versprechen sich von einem Glasfaseranschluss den Beginn des goldenen Digitalzeitalters. Wenn man es genau nimmt, ist der Begriff noch nicht einmal ganz korrekt, umfasst er doch nur einen Teil der verwendeten Technik. Statt von Glasfasern müsste man den Überbegriff Lichtwellenleiter (kurz LWL) verwenden, der sowohl Fasern aus Glas als auch solche aus Kunststoff einschließt.

Nutzen kann man optische Übertragungsverfahren, ob nun über Glas oder Kunststoff, für viele unterschiedliche Datenübertragungen – in Fernsehstudios und Fußballstadien transportieren die Fasern zum Beispiel Videosignale von Kameras, in der Industrie gibt es weitere Spezial-Einsatzgebiete. Häufigste Anwendung ist aber die Übertragung von Netzwerkpaketen. Um die soll es auf den folgenden Seiten gehen.

Netzbetreiber nutzen Glasfasern, um ihre Kunden ans Internet anzubinden – worauf man dabei als Verbraucher achten muss, erfahren Sie ebenfalls in diesem Artikel. Die Technik ist aber auch dann interessant, wenn Sie privat ein Nebengebäude oder eine Etage vernetzen möchten oder in einem Unternehmen für das Netzwerk verantwortlich sind. Ab Seite 72 erfahren Sie, welche Komponenten und Standards Sie für lokale Netzwerke benötigen. Ab Seite 76 geht es um die Standards für Steckverbinder und Kabel.

Das Glasfaserkabel genießt einen guten Ruf beim Kunden. Eine Glasfaserverbindung gilt – vollkommen zu Recht – als schnell und zuverlässig. Das nutzt beispielsweise Vodafone für seine Werbung und verkauft TV-Kabelanschlüsse nach dem Standard DOCSIS 3.1 mit bis zu 1 GBit/s Downstream als „Glasfaser-Internet“, obwohl der Anschluss zum Kunden über ein Kupfer-Koaxialkabel läuft. Wenn auf dem größten Teil der Strecke zwischen Kunde und Rechenzentrum Glasfaser zum Einsatz kommt, reicht das aus Vodafones Sicht für die Bezeichnung aus.

Internet-Entwicklungsarbeit

In der Realität ist bei allen VDSL- und Kabelanschlüssen irgendwo Glasfaser im Spiel, allerdings handelt es sich in diesen Fällen um die Varianten FTTC, also „Fiber to the Curb“, auch gelesen als „Fiber to the Cabinet“ – die Glasfaser verläuft bis zum Bordstein beziehungsweise zum Schaltschrank. Das letzte Stück in den Haushalt erfolgt aber bei FTTC stets über die bestehende konventionelle Kupferverkabelung. Bei „Fiber to the Building“ (FTTB) endet der Lichtwellenleiter im Keller größerer Wohnhäuser.

Anders als in den meisten anderen europäischen Ländern haben deutsche TK-Unternehmen, besonders die Telekom, nur zurückhaltend in den Glasfaserausbau investiert. Stattdessen haben sie die bestehenden Kupfernetze ertüchtigt. Die Telefonleitungen, die seit über 100 Jahren technisch kaum verändert verlegt wurden, bieten heute mit Supervectoring Datenraten von bis zu 250 MBit/s im Downstream und 40 MBit/s im Upstream. Mit dem FTTC-Ausbau rückte die Telekom mit der Glasfaser also einen Schritt näher an die Kunden, ohne sie direkt bis in den Keller zu legen. Ein solcher Ausbau kostet im Mittel 500 Euro pro Haushalt.

Breitbandanschlüsse für Kabel-TV knacken mit ihren Koaxialkabeln, die auf hohe Bandbreiten ausgelegt sind, sogar die Gigabit-Marke. Allerdings erhält man hier einen Upstream von maximal 50 MBit/s. Die Kabelanbieter bauen ihre Netze kaum mehr in die Fläche aus, sondern konzentrieren sich darauf, vorhandene Anschlüsse schneller zu machen.

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