c't 21/2020
S. 66
Titel
Multibanking-Apps
Bild: Rudolf A. Blaha

Kontenversammlung

Bankgeschäfte im Griff mit Multibanking-Apps

Eine Multibanking-App bündelt Ihre Konten auf dem Smartphone – übersichtlich mit allen Umsätzen und Salden an einem Ort. Oft lohnt sich ihr Einsatz aber bereits mit einem Konto.

Von Markus Montz

Sie haben mehrere Konten bei verschiedenen Kreditinstituten und wollen jederzeit den Überblick über Ihre finanzielle Situation haben? Sie haben nur ein Konto, möchten aber Ihre Einnahmen- und Ausgabenstruktur übersichtlich aufbereitet abrufen? Und von überall die vergessene Rechnung überweisen oder sogar das volle Banking-Programm mit Daueraufträgen und Terminüberweisungen durchziehen?

Dann dürfte eine Multibanking-App das Richtige für Sie sein, denn genau diese Features gehören zu deren Stärken. Bislang bewegen sich diese Apps jedoch in einer Nische: Dem statistischen Amt der EU zufolge erledigen 61 Prozent aller Bundesbürger zwischen 16 und 74 Jahren Bankgeschäfte online. Jeder Zweite greift dabei zum Smartphone, wie der Branchenverband Bitkom 2019 herausfand. Doch nur jeder Zwanzigste nutzt bislang eine Multibanking-App. Dabei sind diese Apps häufig komfortabler als die Apps Ihrer Hausbank  – ohne dass Sie extra an einen PC müssen.

Wir  vergleichen deshalb ab Seite 68 sechs Multibanking-Apps von Drittanbietern. Dabei konzentrieren wir uns auf Kandidaten, die neben einem Umsatzabruf auch wichtige aktive Bankingfunktionen wie Überweisungen und Daueraufträge beherrschen sollen. Neun Haus-Apps von Banken haben wir bereits in c’t 11 /2020 einem Check unterzogen [1].

Helferlein für überall

Die wichtigste Funktion einer Multibanking-App ist der Echtzeit-Überblick über die eigenen Finanzen. Da immer mehr Zahlungen elektronisch ablaufen, bietet sich das Smartphone als Kontrollinstrument geradezu an. Unterwegs behalten Sie so Ihre Einnahmen und Ausgaben auf dem Schirm. Das klappt auch über mehrere Konten hinweg.  Damit die vielen Informationen jedoch alle auf dem Smartphone übersichtlich angezeigt werden, muss eine App den knappen Platz optimal ausnutzen. Noch komfortabler ist es, wenn sie zusätzlich auch auf einem Tablet oder auf dem PC läuft und dafür eine Sync-Funktion an Bord hat.

Alle getesteten Multibanking-Apps haben Tools zur Finanzanalyse und -kontrolle an Bord – wenn auch in unterschiedlich ausgefeilter Form. Um solch ein Feature sinnvoll einzusetzen, müssen Sie allerdings Umsätze händisch in Kategorien einteilen. Auch dabei ist eine Sync-Funktion von Nutzen. 

Sicherheitsfragen

Bei all diesen Vorteilen müssen Sie der App vertrauen können. Schließlich geht es nicht nur um Ihr Geld: Umsatzdaten verraten viel über Sie als Person. Sie sollten daher vorab wissen, wie ein Anbieter mit diesem Wissensschatz umgeht und inwieweit sein Geschäftsmodell darauf aufbaut. Kostenlose Apps finanzieren sich, abgesehen von In-App-Käufen von Abos, oft über Provisionen. Die bekommen die Anbieter über Affiliate-Programme oder wenn Sie auf Vertragswechselangebote eingehen, nachdem die App Ihre Umsatzdaten auf Strom- oder Versicherungsverträge abgesucht hat. Aber Obacht: Das muss nicht das beste Angebot für Sie sein!

Gemeinsam mit unseren Juristen haben wir Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärungen durchgesehen. Außerdem haben wir die Sicherheitskonzepte der Anbieter geprüft, etwa beim Umgang mit PINs und Passwörtern oder auf Verschlüsselungsstrategien.

Zum Thema Sicherheit gehört außerdem die obligatorische Zwei-Faktor-Authentifizierung im Bankkonto. Die Banken haben die Zweite Europäische Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2), die diese sogenannte Starke Kundenauthentifizierung (SCA) regelt, unterschiedlich umgesetzt. Im schlimmsten Fall müssen Sie bei einem „Kontenrundruf“, also dem Abruf aller Umsatzdaten verschiedener Konten auf einmal, für alle Zugänge Ihre Zugangsdaten vollständig neu eingeben und mit einem zweiten Faktor bestätigen.

Manche Schwierigkeiten haben die Banken zu verantworten, etwa photoTAN-Grafiken, die Sie nicht mit demselben Smartphone einlesen können, auf dem sie angezeigt werden. Einige Apps zeigen aber, wie man die Schwierigkeiten für Anwender minimiert. Trotzdem wünschen wir uns von den Banken mehr Bewegung. Schließlich wollen die Schöpfer der PSD2 nicht Komfort oder Sicherheit verbessert wissen, sondern Komfort und Sicherheit [2].

Mehr Komfort und Sicherheit soll die PSD2 übrigens auch für die Bankenschnittstellen bringen. Bei den neuen, seit Kurzem obligatorischen PSD2-Schnittstellen der Banken rumpelt es noch an der einen oder anderen Stelle. Das wirkt sich auch auf die drei Multibanking-Apps aus, die diese Schnittstellen nutzen, und mag das Nischendasein mit erklären. Es spricht aber vieles dafür, dass sich die Lage allmählich bessert und sich Multibanking-Apps stärker verbreiten könnten als bisher. Ab Seite 74 erklären wir in einem eigenen Beitrag das Konzept hinter der PSD2-Schnittstelle – und was dieses Konzept von den offenen Bankschnittstellen unterscheidet, die es in Deutschland bereits seit Jahrzehnten gibt. (mon@ct.de)

Kommentieren