c't 4/2021
S. 176
FAQ
Smartphone vs. Navi

FAQ

Navigationsgeräte

Jeder hat Google Maps oder Apple Karten auf seinem Smartphone. Warum sollte man überhaupt noch ein separates Navigationsgerät oder gar ein überteuertes Einbaunavi im Auto kaufen?

Von Jörg Wirtgen

Navigation

In welchen Situationen führen die ­separaten Navis einen besser als die Smartphones?

Möchte man Ziele ansteuern, die Apple oder Google nicht im Daten­bestand haben – beispielsweise Geocaches oder Orte abseits von Straßen –, lassen sie sich in der Regel einfacher mit tragbaren Navis verwalten. Auch überträgt man vorab am Rechner geplante Touren einfacher auf Navis als auf Smartphones; zudem verstehen speziell Wandernavis mehr Karten- und Koordinatenformate.

Die Navis routen Fußgänger und Radfahrer mit gutem Kartenmaterial und passend eingestellter Routenberechnungsmethode meist besser als die Smartphones – Apple führt einen auf Standardkarten in der Regel grottig, Google immerhin etwas besser. Für Offroad-Touren, etwa Wandern, Langlauf oder Bergtouren, aber auch schon Radtouren abseits von Straßen, benötigt man anderes Kartenmaterial als das von Google und Apple, für beispielsweise Segler oder Sportflieger nochmals spezielleres.

Nicht jeder mag zudem Apple oder Google anvertrauen, wo man sich hinbewegt. Wer sein Smartphone per Custom-­ROM Google-frei hält, kommt ohnehin nicht an Maps.

Navis sind dafür ausgelegt, offline zu funktionieren; einige aktualisieren Stau- und Baustelleninformationen per TMC/UKW, was kein Smartphone beherrscht. Android und iOS funktionieren hingegen ohne Datenverbindung nur eingeschränkt. Selbst wenn man sich in Maps das Kartenmaterial vorab herunterlädt, nutzt die App es nur für Autorouten und lässt Fahrrad- und Fußgängerrouten weiter von Google-­Servern erstellen. Und ohne Mobilfunk steht man nicht nur im tiefen Wald ohne Wegführung da, sondern beispielsweise auch, wenn einem im Ausland das Roaming zu teuer ist oder wenn man für Dienstreisen nicht das private Datenvolumen nutzen möchte.

Mit Navigations- und Karten-Apps für Android und iOS lassen sich einige dieser Nachteile ausbügeln, beispielsweise bekommt man OpenStreetMap- oder topografische Karten, kann vorbereitete Touren importieren oder Routen offline erstellen [1, 2].

Wandernavis wie das Garmin Montana 700 [4] haben durchaus ihre Daseins­berechtigung neben den Karten-Apps von Google und Apple.

Einbaunavis in Autos

In welchen Punkten sind die von den Fahrzeugherstellern zum Einbau angebotenen Navis den Smartphones überlegen?

Die eingebauten Navis lassen sich legal während der Fahrt bedienen, wogegen die Smartphones eine Halterung benötigen, sollen sie nicht auf Konsolen herumwackeln oder vom Beifahrer abgelesen werden – zumal das Bedienen eines Smartphones während der Fahrt verboten ist. Benötigt man beim Aussteigen das Smartphone, muss man es aus einer etwaigen Halterung entnehmen. Smartphones benötigen eine Ladevorrichtung, um lange Strecken durchzuhalten. Auf dem Armaturenbrett angebrachte Handys überhitzen sich bei sonnigem Wetter leicht, unterbrechen den Ladevorgang oder schalten sich gleich ganz aus.

Moderne Einbaunavis haben größere und bei Sonnenlicht besser ablesbare Displays als Smartphones, viele lassen sich per Tasten am Lenkrad bedienen. Sie sind ins Infotainmentsystem integriert und regeln beispielsweise bei Ansagen die Musik herunter. Einige Autos blenden die Navigationsanweisungen zusätzlich neben dem Tacho oder sogar in die Windschutzscheibe ein.

Die Kartenupdates kosten bei vielen Fahrzeugherstellern allerdings weiterhin anachronistisch viel, zudem lassen sich einige die Stauwarndienste zusätzlich bezahlen.

Erst Fahrzeuge mit Android Auto oder Apple CarPlay integrieren das Smartphone fast so gut ins Infotainmentsystem wie das eingebaute Navi, lediglich die Anzeige im Tachofeld oder Heads-up-Display fehlt. Trotz scheinbarer Kompatibilität gibt es hier aber noch viele Probleme beim Verbinden von Smartphones und Auto.

Tragbare Navis im Fahrzeug

In welchen Punkten sind tragbare Navis bei Autofahrten den Smartphones überlegen?

Rein mechanisch sind Stand-alo­ne-Navis ähnlich umständlich mit Hal­terung und Strom zu versorgen wie Smartphones – man kann sie aber dann häufiger mal in der Halterung belassen. Zusätzlich können sie als Dashcam dienen, falls sie geeignete Kameras haben – vorbehaltlich der rechtlichen Diskussion [3].

Sein empfindliches Handy mag man nicht unbedingt einer Motorrad- oder Fahrradhalterung anvertrauen – die spezialisierten Navis sind für den ­ruppigen Einsatz vorgesehen.

Fahrrad und Motorrad

Wie sieht es für Rad- und Motorradfahrer aus?

Die Navigationsgeräte für Fahr- und Motorräder sind wasserdicht und es gibt dafür stabile Halterungen. Für Smartphones gibt es zwar ähnlich widerstandsfähige Gehäuse, doch darin lassen sich die Handys nicht mehr gut bedienen – und man möchte sie auch nicht für einen Schnappschuss oder Insta-Post wieder herausfummeln.

Wie im Auto sprechen auch die bessere Ablesbarkeit bei Sonne und die längere Laufzeit für die separaten Navis. Einige Geräte benachrichtigen einen, wenn man bestimmten POIs vorbeifährt, Sehenswürdigkeiten etwa, und haben eine Sturzerkennung, die per verbundenem Smartphone Notrufe auslösen kann.

Wandern, Offroad

Was kommt abseits der Straßen zusätzlich zum Tragen?

Outdoor-Navis bleiben bei Hitze, Kälte und Feuchtigkeit benutzbar, sie überstehen auch eine ruppige Behandlung besser – etwa wenn man sie außen an Jacke oder Rucksack trägt, um schnell draufzuschauen. Mit Knöpfen oder robustem Touchscreen bedient man die meisten auch mit Handschuhen oder dreckigen Fingern zuverlässig.

Manche Outdoor-Navis haben für Notfälle Satellitenfunk an Bord. Einige Navis haben Wechselakkus oder laufen mit Standardbatterien. Auch wenn die Laufzeitproblematik der Smartphones inzwischen dank Powerbanks ihren Schrecken verloren hat, überbieten das Wandernavis mit ausgefeilten Stromspar­modi, die sogar mehrtägige Laufzeiten erlauben. (jow@ct.de)

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