c't 7/2021
S. 102
Test & Beratung
Mini-PC

Tiger-Box

Mini-PC-Barebone Intel NUC11 mit Tiger-Lake-Prozessor Core i5-1135G7

Endlich bringt Intel seine ­NUC-­Barebones mit aktuellen Mobilprozessoren auf den Markt. Zwar gibt es höchstens vier CPU-Kerne, aber die sind flott, und es kommen attraktive Ausstattungsvarianten.

Von Christof Windeck

Mit der Mini-PC-Familie „Next Unit of Computing“ (NUC) hat Intel einen Treffer gelandet. Doch die neuen NUC11-­Typen mit Core-i-Prozessoren der elften Generation „Tiger Lake“ kommen verspätet. Wir konnten das mittlere Modell NUC11TNKi5 mit dem Vierkerner Core i5-1135G7 im Handel ergattern. Es kostete als Barebone mit aufgelötetem Prozessor, Gehäuse und Netzteil knapp 400 Euro. Die rund 100 Euro billigere Version mit dem Doppelkerner Core i3-1115G4 war noch nicht lieferbar. In jedem Fall braucht man noch RAM (16 GByte DDR4-3200 kosten rund 110 Euro), eine M.2-SSD (beispielsweise mit 512 GByte für 60 Euro) sowie ein Betriebssystem; unser Testmuster würde also als kompletter Linux-PC mindestens 570 Euro kosten und mit ­Windows 10 über 600 Euro.

In die NUC11-Typen mit flachen „K“-Gehäusen passen jetzt zwei M.2-SSDs statt nur einer; das mitgelieferte Netzteil ist sehr klobig.

Mehr Flexibilität

Genau wie seine Vorgänger gibt es den NUC11 mit unterschiedlich hohen Gehäusen: Das flache „K“-Gehäuse – wie es unser Prüfling hat– sowie höhere „H“-Typen, in die zusätzlich noch ein 2,5-Zoll-­Datenträger mit SATA-Anschluss passt. Neu in der NUC11-Generation – wenn auch noch nicht lieferbar – sind hohe Gehäusevarianten, die einen zweiten Ethernet-Anschluss haben. Das ist für kleine Server-Projekte spannend, für die zudem die Rechenleistung des billigeren Core-i3-­Doppelkerns ausreichen dürfte.

Das neue K-Modell bringt einen zweiten Einbauplatz für eine M.2-SSD, die allerdings nur 4,2 Zentimeter lang sein darf (M.2-2242). Außerdem ist sie nur mit einer einzigen PCIe-3.0-Lane oder per SATA angebunden und mit mehr als 512 GByte findet man in der Bauform M.2-2242 nur teure Exoten. Die NVMe-SSD WDC SN520 funktionierte bei unserem Prüfling klaglos, obwohl auf der zweiten M.2-­Fassung der Hinweis „SATA“ klebte.

Schön ist zudem der schnelle Ethernet-­Adapter mit bis zu 2,5 GBit/s, der auch unter Linux funktioniert, genau wie der Rest des Systems (ausprobiert mit Ubuntu 20.10). Wi-Fi 6 gabs schon beim Vorgänger NUC10. Neu ist Thunderbolt 4, das sich an einer der beiden hinteren USB-C-Buchsen nutzen lässt; die zweite beherrscht nur Thunderbolt 3. Beide sind USB-4-kompatibel inklusive alternativem DisplayPort-Modus und USB Power Delivery (USB-PD) mit bis zu 15 Watt. Leider gibt es vorn am Gehäuse keine USB-C-Buchsen; eine Audio-Klinkenbuchse fehlt ganz.

Rechenleistung

Intels Tiger-Lake-Mobilprozessoren sind für flache Notebooks gedacht und liefern besonders hohe Rechenleistung pro Kern. Das bringt Singlethreading-Software gehörig auf Trab – also etwa Büroanwendungen. Im Benchmark BAPCo Sysmark 25, der unter anderem Office-Software prüft, sind die Tiger Lakes die derzeit schnellsten Mobilprozessoren. Weil sie jedoch nur zwei oder vier Kerne haben, können sie bei Multithreading nicht mit Apples M1 und den AMD-Ryzen-4000U-Mobilprozes­soren mit bis zu acht Kernen mithalten. Dem Apple M1 hinkt der Core i5-1135G7 im Rendering-Benchmark Cinebench R23 um 30 Prozent hinterher, dem Ryzen 7 4800U um 46 Prozent. Dem AMD-Sechskerner Ryzen 5 4500U bleibt er jedoch dicht auf den Fersen (knapp 8 Prozent Rückstand) und liegt im erwähnten Sysmark 25 um rund 25 Prozent vorne.

Der Intel-Chip ist mit 28 Watt Thermal Design Power (TDP) in einer deutlich höheren Abwärmeklasse eingestuft als der Ryzen mit nur 15 Watt. Allerdings dürfen beide Chips ihre nominelle Leistungsaufnahme kurzzeitig weit überziehen. Unter Dauervolllast gibt es keine großen Unterschiede in der Leistungsaufnahme zwischen dem NUC11 und Minicomputern mit sechs- und achtkernigen Ryzen 4000U [1, 2]. Spannend wäre der Vergleich zum neuen Ryzen 5000U, aber damit bestückte Mini-PCs dürften noch einige Monate auf sich warten lassen.

Ärgerlich ist beim NUC11, dass Intel wegen der hohen Spitzenlast ein sehr ­klobiges Netzteil beilegt. Zudem liegt die Leistungsaufnahme im Leerlauf vergleichsweise hoch für einen Mini-PC mit Mobilprozessor. Weil die beiden HDMI-2.0-Buchsen intern unterschiedlich ­beschaltet sind – an HDMI 1 ist noch ein ­Konverterchip vorgeschaltet –, spart der Anschluss eines Einzeldisplays an HDMI-Buchse 2 rund 1,6 Watt. Mit zwei Full-HD-Displays gleichzeitig steigt die Leerlaufleistungsaufnahme auf etwa 9 Watt, ähnlich viel wie beim Anschluss eines einzigen 4K-Schirms.

Zwar ist der NUC11 im Leerlauf sehr leise, aber unter Last hört man ihn mit 1 Sone deutlich, wenn auch noch erträglich; allerdings ist die Regelung auch im Modus „Quiet“ etwas nervös. Kurzzeitig rauscht der Lüfter mit bis zu 1,8 Sone, aber das kommt im Bürobetrieb nicht oft vor. Im ­Vergleich zum Vorgänger NUC10 mit Core i5-10210U [1] ist der NUC11 unter Last schneller, sparsamer und deutlich leiser, schluckt aber im Leerlauf 4 bis 5 Watt mehr. Die mit 22 Sekunden unnötig lange Boot-­Dauer nervt bei beiden NUC-­Generationen, lässt sich aber mit der BIOS-Setup-Option „Fast Boot“ deutlich verkürzen.

Der Core i5-1135G7 liefert im NUC11TNKi5 höhere Singlethreading- und vergleichbare Multithreading-Rechenleistung wie der Sechskerner AMD Ryzen 5 4500U, der in Mini-PCs wie Asrock Mars [1] und Asus PN50 [2] zum ­Einsatz kommt. Im Vergleich zum etwas billigeren Mars ist der NUC11 unter Last erheblich leiser, im Vergleich zum 50 Euro teureren PN50 etwas lauter.

Anders als man erwarten würde, übertrumpft der Core i5-1135G7 den Ryzen 7 4800U knapp im 3D-Benchmark 3DMark Fire Strike. Doch das (ältere) PC-Spiel Dirt Rally lief in Full-HD-Auflösung und mit „hoher“ Detailstufe auf dem erwähnten Ryzen mit knapp 60 Bildern pro Sekunde, während der NUC11 bloß 49 schaffte.

Die Xe-GPU kann beim NUC11 bis zu vier 4K-Displays mit je 60 Hz Bildwiederholfrequenz ansteuern, je zwei per HDMI 2.0b und USB-C. Doch mit zwei HDMI-2.0-Displays mit 4K gab es Probleme, das zweite zeigte öfters Bildstörungen. Mit einem oder zwei USB-C-Displays spielte ein HDMI-Monitor hingegen problemlos zusammen. An den USB-C-Buchsen angeschlossene USB-C-SSDs erkannte der NUC wiederum nicht, weshalb sich auch USB 3.2 Gen 2x2 nicht nutzen ließ. Die USB-A-Buchsen lieferten hingegen den vollen Durchsatz von USB 3.2 Gen 2.

An der Rückseite des NUC11 sitzen auch zwei USB-C-Buchsen mit Thunderbolt 4 und USB-PD; insgesamt lassen sich vier Displays anschließen.

Fazit

Die NUC11-Varianten sind eine willkommene, aber auch dringend fällige Modernisierung Intels erfolgreicher Mini-PC-Serie. Wermutstropfen des NUC11 sind die fehlende Audio-Klinkenbuchse, USB-C-­Hake­leien, der etwas hohe Energiebedarf im Leerlauf und der leicht nervende Lüfter. Die 10-Nanometer-Prozessoren bringen jedoch vor allem Bürosoftware und Web-­Anwendungen gehörig auf Trab, dabei liegen sie vor dem AMD Ryzen 4000U und nur knapp hinter einem Mac mini mit Apple M1 [3]. Anders als ein Mac mini lässt sich der NUC11 auf bis zu 64 GByte RAM hoch­rüsten, und ins hohe Gehäuse passen bis zu drei SSDs mit zusammen über 12 TByte Kapazität. (ciw@ct.de)

Intel NUC 11 Pro NUC11TNKi5 
Mini-PC-Barebone mit Core i5-1135G7
Hersteller Intel, www.intel.de
Typenbezeichnung / Codename BNUC11TNKI50000 / Tiger Canyon
Prozessor Core i5-1135G7 (4 Kerne, 8 Threads, 2,4–4,2 GHz, 28 Watt, Tiger Lake)
Grafik / RAM (Slots frei) Intel Xe, 80 Exec. Units, in CPU integriert (IGP) / max. 64 GByte DDR4-3200 (2 × SODIMM)
Anschlüsse vorn 2 × USB-A 3.2 Gen 2 (10 GBit/s)
Anschlüsse hinten 2 × HDMI 2.0b, 2 × USB-C mit USB 4 (davon je 1 × Thunderbolt 3 / 4), 1 × RJ-45, 1 × USB-A 3.2 Gen 2, 1 × USB-A 2.0, Stromversorgung
Festplattenschächte 1 × M.2-2280 (PCIe 4.0 x4), 1 × M.2-2242 (PCIe 3.0 x1/SATA 6G)
2,5-GBit/s-Ethernet / WLAN Intel I225-LM / Intel AX201 (Wi-Fi 6, 2 x 2)
Soundchip / TPM / BIOS-Version – / Firmware (fTPM 2.0) / 0043 (23.12.2020)
Netzteil Chicony A15-120P1A (19V/120W), 7,5 cm × 2,6 cm × 16 cm, Kleeblattstecker, Kabel 1,75 m
Abmessungen Gehäuse 11,8 cm × 3,5 cm × 15,5 cm (Tiefe inkl. Stromstecker)
mitgeliefertes Zubehör / Besonderheiten VESA-100-Montageadapter / LED-Beleuchtung im BIOS-Setup steuerbar
Messwerte (Windows 10, FHD-Display, USB-Tastatur/-Maus)
Cinebench R20 / R23 2047 (526) / 5359 (1369) Punkte (Singlethreading)
3DMark Fire Strike / BAPCo SYSmark 25 3625 / 1344 Punkte
PCIe-4.0-SSD 6,8 / 4,1 GByte/s (lesen / schreiben)
USB-A 3.2 Gen 2 1057 / 972 MByte/s (lesen / schreiben)
WLAN-Durchsatz 2,4 (5) GHz 202 / 106 (653 / 160) MBit/s (nah / 20 Meter Distanz)
Bootdauer bis Login 22 Sekunden (mit Fast Boot im BIOS-Setup: 13 Sekunden)
Leistungsaufnahme Soft-off / Energie sparen 1,0 / 3,4 W
Leerlauf / Volllast CPU / CPU + GPU 6,8 (8,41) / 47 (722) / 41 W
Geräusch im Leerlauf / CPU-Volllast < 0,1 Sone (plusplus)/ 1,0 Sone (neutral), kurzzeitig 1,8 Sone (minus)
Preis Testgerät / Garantie 400 € / 3 Jahre Bring-in
1 Display an HDMI 1 2 für 28 Sekunden (Power Limit 2, PL2) plusplus sehr gut  plus gut neutral zufriedenstellend minus schlecht

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