Konzerngeheimnisse
Entschlüsselt: Ein Brief der Niederländischen Ostindien-Kompanie
Nicht nur Klerus und Adel benutzten im 17. Jahrhundert Chiffren, auch Unternehmen leisteten sich Verschlüsselung. Als ein Beamter der Niederländischen Ostindien-Kompanie 1673 seinen Lebenstraum zerbrechen sah, schickte er seinen Sekretär auf eine 10.000 Kilometer lange Reise. Den verschlüsselten Brief hatte dieser in der Tasche und den Schlüssel im Kopf.
Die Großkonzerne unserer Zeit heißen Facebook (Meta), Google (Alphabet), Amazon und Microsoft und haben zweifelsohne einen erheblichen Einfluss auf unsere heutige Gesellschaft und unseren Staat – wie nicht nur die Diskussionen um europäische digitale Souveränität und die Kontrolle der sozialen Netzwerke beweisen, über die wir immer wieder berichten. Einflussreiche Großkonzerne sind aber kein Phänomen des Internetzeitalters, existierten schon lange vor Meta & Co. und hatten teils so viel Einfluss und Macht angehäuft, dass selbst Zuckerberg neidisch werden könnte. Das weltgrößte Unternehmen im 17. Jahrhundert war die „Vereenigde Oostindische Compagnie“ (VOC), zu Deutsch „Niederländische Ostindien-Kompanie“. Sie existierte fast 200 Jahre lang von 1602 bis 1798. Ein privates multinational operierendes Handelsunternehmen mit 20.000 Mitarbeitern, das ein Monopol auf den Handel mit „dem Osten‟ hatte. Anteile an der Kompanie konnten mittels der ersten Aktien bereits gehandelt werden. In ihrer Blüte befehligte die VOC über 150 Schiffe und hatte 200 bis 250 Standorte quer über die Küsten Asiens verteilt. Etwa 40 Prozenz der Beschäftigten des Niederländischen Unternehmens waren Deutsche.
Die große Macht der VOC manifestierte sich unter anderem in den Privilegien, Kriege zu führen, Sträflinge zu inhaftieren und sogar hinzurichten und ihre eigenen Münzen zu prägen. Und weil die Kommunikation der Kompanie nicht weniger Auswirkungen als die von Staaten hatte, setzte sie wie staatliche Stellen manchmal auf Verschlüsselung für wichtige Nachrichten.