c't 1/2023
S. 120
Wissen
c't deckt auf: Ampeln fremdgesteuert
Bild: Wingedbull | Destina | stock.adobe.com | Composing: c‘t

Grüne Welle

Viele Ampeln sind per Funk einfach manipulierbar

Busse und Bahnen surfen vielerorts auf einer grünen Welle durch den Stadtverkehr. Das ist kein Zufall: Sie steuern die Ampeln über Funk an. Die verwendete Technik stammt allerdings aus den 80ern – und ist nicht ausreichend gegen Missbrauch geschützt. Mit überschaubarem Aufwand könnte jeder die Kontrolle übernehmen.

Von Ronald Eikenberg und David Wischnjak

Vielen Autofahrern kommt das bekannt vor: Man steht ewig vor einer roten Ampel. Doch kaum taucht ein Linienbus auf, schaltet die Ampel auf Grün, noch bevor der Bus zum Stehen kommt. Dahinter steckt ein System zur Beeinflussung der Ampelphasen – und so mancher hätte diese Technik wohl gern in seinem Pkw. c’t hat in einer gemeinsamen Recherche mit den Politikmagazinen Panorama 3 (NDR) und Kontrovers (BR) untersucht, wie das System funktioniert und wie sicher es ist – schließlich sind Ampeln ein kritisches Angriffsziel für Hacker.

Die magische Technik verbirgt sich hinter der sperrigen Bezeichnung Lichtsignalanlagen-Beeinflussung. Lichtsignalanlage (LSA) ist Behördendeutsch für Ampel. Viele Nahverkehrsbetriebe statten ihre Fahrzeuge mit Systemen zur LSA-Beeinflussung aus. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Fernbedienung, mit der Ampeln beliebig geschaltet werden können: Das ÖPNV-Fahrzeug (zum Beispiel ein Bus) meldet sich darüber bei der Ampel an, bevor es sie erreicht, um gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern bevorzugt zu werden und schneller voranzukommen.

Kommentieren