c't 20/2023
S. 164
FAQ
Beocreate

FAQ

HiFiBerryOS, Beocreate und Boxengebastel

Beim Bastelprojekt „Soundbeere“ in c’t 20/2022 ging es um die Kombination selbstgebauter Lautsprecher mit HiFiBerrys Vierkanal-DSP-Verstärker Beocreate – hier beantworten wir Fragen, die Sie dazu hatten.

Von Jan Schüßler

Speaker-Presets unvollständig?

Ich vergleiche verschiedene Abstimmungen meiner Lautsprecher mithilfe verschiedener „Speaker Presets“, die ich im gleichnamigen Untermenü von „Sound“ abspeichern und später komfortabel hin- und herschalten kann. Bloß: Das Menü „Sound Design“ unterhalb von „Parametric Equaliser“ wird partout nicht mitgesichert. Was mache ich falsch?

Gar nichts, oder anders gesagt: Das soll so. Die DSP-Filter unter „Sound Design“ rechnet HiFiBerry nicht zur Lautsprecherabstimmung, sondern zur Anpassung an Raumeinflüsse und Hörgeschmack. Das mag verwirrend klingen, ist aber durchaus sinnvoll. Denn so können Sie beispielsweise ein Pärchen sauber abgestimmter Lautsprecher im Gesamtklangbild verändern oder an eine geänderte Aufstellung anpassen, ohne dafür in den einzelnen (Frequenzweichen-)Filterzweigen herumbasteln zu müssen. Individuelle Sound-Designs können Sie trotzdem abspeichern – direkt am Fuß des Menüs mit einem Klick auf „Save listening mode“.

Andere Radiosender

Ich höre gerne den Sender KEXP aus Seattle per Stream, aber die Suche in der HiFiBerryOS-Datenbank findet ihn nicht. Kann man ihn (oder andere) hinzufügen?

Das System hat keine komfortable Funktion dafür, aber mit einem kleinen Eingriff per Kommandozeile gehts trotzdem. Alles, was Sie dafür brauchen, ist die URL des Livestreams. Im Beispiel mit KEXP gibts AAC-Streams mit zwei unterschiedlichen Bitraten; der bessere mit 160 kbit/s funktioniert ohne Probleme (siehe ct.de/yhjs).

Fügen Sie Ihren Radio-Favoriten in der HiFiBerryOS-Oberfläche zunächst per Klick aufs Sternchen irgendeinen Sender hinzu, den Sie nicht brauchen. Melden Sie sich nun per Kommandozeile an HiFiBerryOS an, in einem Windows-Terminal zum Beispiel per ssh root@hifiberry.local. Das Root-Passwort lautet werksseitig „hifiberry“. Öffnen Sie nun die Favoritendatei per nano /etc/beocreate/radio.json. Diese Textdatei ist unübersichtlich, vor allem dann, wenn Sie schon mehrere Sender in Ihren Favoriten gespeichert haben – den eben hinzugefügten Sender finden Sie am Ende der Datei. Ersetzen Sie in diesem Beispiel hinter "title": den Sendernamen durch "KEXP" und hinter "url": die vorhandene Stream-URL durch die von KEXP. Überall gilt: Anführungszeichen nicht vergessen. Wenn Sie möchten, können Sie hinter "img": auch noch die URL des passenden Senderlogos einfügen – erforderlich ist es aber nicht.

Nach einem Neustart des Systems sollte der Sender in den Radiofavoriten auftauchen und per Klick auch anfangen zu streamen.

Andere Module

Ist das Beocreate-Modul nicht arg teuer für das, was es kann?

Stimmt, billig ist es nicht. Hersteller wie Sure Electronics (auch bekannt als Wondom) und ähnliche bieten eine breite Palette an Einzelteilen wie Class-D-Module, DSPs, Ein- und Ausgangsstufen, vorkonfektionierte Kabelsätze und so weiter. Damit den Funktionsumfang eines Beocreate zusammenzustellen, kann preislich spürbar günstiger werden. Allerdings: Um die Anbindung des DSP zur Konfiguration an einen Raspi (oder einen anderen Rechner) per USB oder I2C-Bus müssen Sie sich selber kümmern. Auch Komfortfunktionen von HiFiBerryOS wie live veränderbare DSP-Filter müssten Sie mühsam selber zusammenkonfigurieren.

Teuer – beziehungsweise zu teuer – ist das Beocreate-Modul daher vor allem dann, wenn Sie sowieso lieber alle Module selbst zusammenlöten und auch Zeit und Lust haben, sich in eine aufwendigere (aber auch mächtigere) DSP-Software wie SigmaStudio hineinzufuchsen. Steht jedoch das Basteln und Experimentieren mit verschiedenen Lautsprecherboxen und -chassis im Vordergrund, ist der Komfort von HiFiBerryOS mit dem Beocreate-Modul schwer zu schlagen.

Sub/Sat-System vorhanden

Ich habe noch ein Lautsprecherset aus den 90ern, bestehend aus einer Subwoofer-Box und zwei kleinen Satelliten. Alle Boxen sind passiv, also ohne eingebauten Verstärker. Das Set klingt eigentlich super – kann ich es mit dem Beocreate wiederbeleben?

Ja, das Modul ist recht flexibel einsetzbar – auch dafür. Die Auftrennung von Bass- und Mittel-/Hochtonfrequenzen erfolgt bei solch älteren Sets im Regelfall über eine Frequenzweiche im Subwoofer-Gehäuse. Die können Sie komplett umgehen. Die Subwoofer-Tieftöner schließen Sie direkt an die 60-Watt-Buchsen des Beocreate an; die Satellitenboxen klemmen Sie an die 30-Watt-Ausgänge.

Für eine solche Konfiguration ist es dann unerlässlich, den DSP mit Filtern zu füttern, sodass weiterhin der Subwoofer nur Tieftöne wiedergibt und die Satelliten nicht durch Bassfrequenzen überlastet werden. Mit den Filtern sollten Sie ein wenig experimentieren; als Basis empfehlen sich Butterworth-Filter mit 24dB/Oct. – für den Subwoofer als Tiefpass bei 120 Hz und für die Satelliten einen Hochpass bei 150 Hz. Je nach verwendeten Boxen und deren Aufstellung müssen Sie eventuell die beiden Satelliten verpolen, damit sich an der Trennfrequenz (also bei der Tonhöhe, bei der Subwoofer und Satelliten gleich laut spielen) alle Schallanteile addieren, statt sich gegenseitig auszulöschen. Zum Verpolen müssen Sie übrigens nicht die Kabel umstecken – Sie können die Polarität auch direkt im „Advanced“-Bereich der Kanalkonfiguration drehen.

Es klingt komisch

Ich nutze ein Beocreate-Modul, aber die Musik klingt auf seltsame Weise zerrissen. Es entsteht keine saubere Räumlichkeit im Klangbild. Gesangsstimmen kommen eher von den Seiten als aus der Mitte.

Möglicherweise haben Sie eine sehr seltsame, aber wichtige Macke des Beocreate übersehen: Einer der beiden 30-Watt-Kanäle – in der HiFiBerryOS-Kanalkonfiguration heißt er „Channel D“ – ist innerhalb des Moduls falsch herum gepolt. Das müssen Sie zwingend berücksichtigen, sonst kommt es genau zum beschriebenen Klangproblem. Die einfachste Methode: Achten Sie darauf, dass Kanal D in der Kanalkonfiguration stets andersherum gepolt ist als Kanal C.

Ob es sich bei dieser Macke um einen Konstruktionsfehler im Modul oder um eine Eigenart des DSP-Chips selbst handelt, entzieht sich unserer Kenntnis.

Boxsim-Datensätze beziehen

Die Methode, mit WebPlotDigitizer Messschriebe aus der Zeitschrift Klang+Ton zu digitalisieren, erscheint mir doch sehr frickelig. Geht das nicht besser?

Inzwischen: Ja! Die Redaktion der Klang+Ton stellt seit Anfang 2023 ein paar hundert Chassis-Messdatensätze aus den Ausgaben vergangener Jahre im Onlineshop des Brieden-Verlages bereit. Sie können die Datensätze dort für rund 7 Euro pro Chassis-Typ kaufen und herunterladen. Eine kleine Anleitung für den Import solcher Datensätze in Boxsim gibt es vom Entwickler der Software (siehe ct.de/yhjs).

Spezielle Fragen

Ich habe noch diese ganz spezielle Frage zum Beocreate und zu HiFiBerryOS ...

Bei HiFiBerry-Produkten und deren Betriebssystem erweist sich auch der Hersteller selbst immer wieder als hilfreich. Falls wir Ihre Frage nicht beantworten können, stehen die Chancen nicht schlecht, dass HiFiBerry oder die Community es können (siehe ct.de/yhjs). (jss@ct.de)

Alle Links: ct.de/yhjs

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