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Handschuh liest Blindenschrift

Mit LED und Kamera ausgestattet erkennt eine neuartige Lesehilfe namens BrailleWear Buchstaben in Blindenschrift und gibt sie akustisch aus.

Forscher des Start-ups ORama AI, einer Ausgründung der Cornell University in Ithaca im US-Staat New York, haben einen Handschuh entwickelt, der Sehbehinderten hilft, die international verbreitete Brailleschrift zu erlernen. Das System mit der Bezeichnung BrailleWear umfasst ein Elektronikmodul zwischen Daumen und Zeigefinger. Dieses leuchtet mit einer LED das Papier vor dem Zeigefinger schräg an, sodass eine kleine Kamera die Schatten der erhaben geprägten Braillepunkte aufnehmen kann. Ein einfacher Machine-Learning-Algorithmus erkennt die Buchstaben und eine Sprachausgabe liest sie laut vor. Zudem kann das Gerät auch ganze Wörter erkennen, wobei sich allerdings Erkennungsfehler summieren.

BrailleWear leuchtet die Blindenschrift auf dem Papier seitlich an und kann dann die Buchstaben erkennen. Der Leser hat zur Kontrolle die Fingerkuppen frei.

Bild: ORama AI

Die Fingerkuppen des Anwenders sind nicht vom Stoff des Handschuhs bedeckt. So kann er das Zeichen ertasten und prüfen, ob seine Einschätzung mit den in Echtzeit vorgelesenen Buchstaben übereinstimmt. „Viele Sehbehinderte haben Schwierigkeiten, die Brailleschrift zu erlernen, weil man dafür in der Regel einen Tutor benötigt“, sagt Orama-AI-Mitgründer Kushagra Jain. Der Handschuh soll es ihnen ermöglichen, sich die Blindenschrift im Selbststudium zu erarbeiten.

Außer einer LED und einer kleinen Kamera besitzt das Elektronikmodul am Handschuh eine Sprachausgabe, um die erkannten Braillebuchstaben vorzulesen.

Bild: ORama AI

Die Entwickler haben ihren Prototyp zusammen mit der Perkins School of the Blind in Watertown, Massachusetts, entworfen und im Januar auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas vorgestellt. Derzeit erreicht der Handschuh laut seinen Entwicklern eine Trefferquote von 90 Prozent. Bis Dezember 2023 plant das Start-up, eine serienreife Version zu bauen und mit Industriepartnern zu vertreiben. (agr@ct.de)

Tool entlarvt Propaganda

Mit einem eigens entwickelten Beobachtungs-Tool für Social Media spürt ein Forscherteam um Ulrich Schade am Fraunhofer Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) Mechanismen der Meinungsmanipulation auf Twitter auf. Die Forscher untersuchten deutschsprachige Tweets zum Ukraine-Krieg. Ihr Tool NewsHawk unterstützt Suchen mittels KI-Textanalyse, indem es Tweets zunächst sammelt und dann inhaltlich kategorisiert und clustert.

Manipulative Anomalien offenbarten sich weniger in den Tweet-Inhalten selbst, sondern vor allem in Metadaten und Interaktionsmustern. Während Teilnehmer einen Tweet in nicht gesteuerter Diskussion über eine gewisse Zeitspanne retweeten, kommentieren und zitieren, lassen sich auch andere Muster beobachten. Auffällig ist zum Beispiel eine besonders hohe Zahl an Retweets – das verzerrt die öffentliche Wahrnehmung eines Standpunkts. Eine starke Reaktion vieler Teilnehmer innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums lässt vermuten, dass Bots am Werk sind. Diesem Verdacht kann der Anwender dann nachgehen.

NewsHawk visualisiert seine Suchergebnisse und unterstützt interaktive Analysen. Den Prototyp wollen die Entwickler an individuelle Einsatzszenarios anpassen. So könnten Anwender damit beispielsweise beobachten, ob Angreifer zu einem Thema oder einer Institution aktuell Desinformationen verbreiten. (agr@ct.de)