c't 14/2024
S. 3
Standpunkt
Bild: Hans Jürgen Marhenke

Nextcloud: Back to Basics, bitte!

Jahrelang haben wir unsere persönlichen Daten in die Cloudspeicher großer Tech-Unternehmen geschaufelt. 5 Gigabyte gratis hier: "Ach, das ist schon installiert, na gut." 10 Gigabyte umsonst dort: "Ich habe ja eh schon einen Account, was solls?“ So langsam setzt sich allerdings die Erkenntnis durch, dass man selbst das Produkt ist, wenn diese Dienste nichts kosten. Cloud-Müdigkeit macht sich breit.

In einer Zeit, in der die Trainingsdaten für KI-Modelle immer knapper werden, droht der Datenmagen von Microsoft, Google & Co. bald stärker denn je zu knurren. Man könnte meinen, die Stunde von Alternativen wie Nextcloud sei gekommen. Einfach die eigene Cloud machen, DSGVO-konform beim deutschen Hoster oder – wenn man die Skills mitbringt – sogar auf der eigenen Hardware. Der Artikel auf Seite 26 gibt Starthilfe.

Dem Projekt ist zu wünschen, dass es die Gunst der Stunde nutzen kann. Viele wollen Software, die zuverlässig funktioniert, nicht spioniert und, wichtiger denn je, einen auch einfach mal in Ruhe lässt. Bei Nextcloud habe ich aber leider den Eindruck, dass die Entwickler sich immer mehr dazu verleiten lassen, an der "Everything App" zu arbeiten. Ein Vorhaben, bei dem Elon Musk mit X scheitert, und der hat wesentlich mehr Ressourcen zur Verfügung.

Ich sehe mehr Integrationen mit anderen Webdiensten, mehr Plug-ins im Appstore, mehr – Sie ahnen es bereits – KI-Assistenten. Höher, schneller, weiter. Auf der anderen Seite schimmeln bei GitHub Berichte über klaffende Probleme vor sich hin, und im Appstore prangen vernichtende Rezensionen von Nutzern, die durch ein Update Daten verloren haben.

Open-Source-Projekte haben es nicht leicht. Und wenn die Ressourcen begrenzt sind, bin ich als Nutzer bereit, etwas Milde walten zu lassen, falls es mal hakt. Ich kann aber nicht verstehen, warum die Entwickler schon wieder zum Spatenstich ansetzen, obwohl die aktuelle Baustelle noch nicht fertig ist. Meine Bitte an Nextcloud: Konzentriert Euch aufs Wesentliche!

Niklas Dierking
Niklas Dierking

Niklas Dierking

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