c't 17/2024
S. 162
FAQ
Linux-Umstieg

FAQ

Linux-Umstieg

Der Umstieg auf Linux ist heute einfacher als je zuvor. Viele Leserinnen und Leser haben die in c’t 12/2024 empfohlenen Linux-Distributionen ausprobiert und uns von ihren Erfahrungen berichtet. An einigen Stellen gibt es weiterhin Stolpersteine, die Sie mit dieser FAQ aus dem Weg räumen.

Von Keywan Tonekaboni

Warum kein Ubuntu?

So ganz habe ich in der Serie zu Linux nicht verstanden, warum Ubuntu nicht für den Umstieg empfohlen wurde. Liegt das daran, dass Ubuntu das von Euch vorgestellte Flatpak standardmäßig nicht unterstützt, sondern auf Snap setzt? Zumindest in der Vergangenheit wurde Ubuntu viel genutzt, auch wegen der Long-Term-Support-Versionen. Was spricht gegen Ubuntu?

Es spricht prinzipiell nichts dagegen, Ubuntu zu verwenden, wenn man das System schon kennt, die Bedienoberfläche mag oder hilfsbereite Ubuntu-Nutzer im Bekanntenkreis hat.

Tatsächlich war der Sonderweg, den Ubuntu in Sachen Snap/Flatpak beschreitet, ein Kriterium. Eine einfache Bezugsquelle von aktuellen und beliebten Apps war uns wichtig. Das bietet neben Flathub zwar auch Snap, aber dessen geschlossener Store snapcraft.io zentralisiert eine wichtige Komponente. In Ubuntu lässt sich Flatpak zwar nachinstallieren, aber für die Zielgruppe der Einsteiger ist das eine zusätzliche Hürde.

Recht früh stand fest, dass wir Linux nicht nur als eine Art Windows-Klon präsentieren wollen. Um einen modernen, eigenständigen Desktop zu zeigen, erschien uns Fedora geeigneter.

Dennoch bevorzugen viele Umsteiger offenbar eine Bedienoberfläche, die jener von Windows ähnelt. Hierfür fiel die Wahl auf Linux Mint Cinnamon, welches durch pragmatische Entscheidungen für Umsteiger sehr benutzerfreundlich ist. Unter der Haube ist Linux Mint aber praktisch ein Ubuntu.

Um den eigenen Snap-Store zu forcieren, erschwert Ubuntu seinen Nutzern, Flatpak zu verwenden.
Um den eigenen Snap-Store zu forcieren, erschwert Ubuntu seinen Nutzern, Flatpak zu verwenden.

Windows-Partition nicht zu verkleinern

Auf Ihren Artikel in c’t 12/2024 hin habe ich versucht, Fedora Workstation auf meinem Laptop zu installieren, aber scheitere daran, Platz auf der SSD zu schaffen. Ich habe eine zusätzliche Datenpartition (Laufwerk D:). Wenn ich die verkleinern möchte, erscheint die Fehlermeldung, dass sich darauf nicht verschiebbare Dateien befinden. Haben Sie einen Tipp für mich?

Wenn eine Datei oder ein Datenblock als unverschiebbar gilt, bleibt Ihnen leider nichts anderes übrig, als die Daten zu sichern und das Volume zu löschen. Legen Sie die Partition dann direkt in der gewünschten Größe an und kopieren Sie anschließend Ihre Dateien wieder zurück.

Anderen Lautsprecher verwenden

Ich habe mir Fedora Workstation installiert und meinen Monitor via DisplayPort angeschlossen. Leider kommt die Tonausgabe nur aus den Gehäuselautsprechern. Wie kann ich den Sound über DisplayPort auf den Lautsprechern meines Monitors ausgeben?

Den aktuell verwendeten Soundaus- und -eingang können Sie über das Systemmenü in der oberen rechten Ecke des Desktops bestimmen. Öffnen Sie es und klicken Sie auf den Pfeil rechts neben dem Lautstärkeregler. Daraufhin klappt eine Liste mit den verfügbaren Audiogeräten auf. Fehlt der Pfeil, so hat Ihr Computer nur ein Audiogerät erkannt.

Neben dem Soundkanal gibt es noch Audioprofile, etwa für Surround-Sound. Öffnen Sie die Einstellungen, beispielsweise über das Zahnrad im Systemmenü, und wählen Sie aus der linken Liste den Abschnitt Audio aus. Probieren Sie dort die unterschiedlichen Audiogeräte aus und wählen Sie bei „Einrichtung“ das passende Audioprofil aus.

Weitere Einstellungen bietet das Tool „PulseAudio Volume Control“ (PulseAudio Lautstärkeregler), welches Sie über Gnome Software installieren können. Im Lautstärkeregler können Sie im Reiter „Output Devices“ für jedes Audiogerät auch den Ausgabeport (Kopfhörer, Lautsprecher, HDMI-Port) festlegen und unter Configuration detailliert die Audioprofile wählen. Wenn dort etwa das Profil „Analog Stereo-Eingabe“ festgelegt ist, sendet die Soundausgabe gar keinen Ton Richtung Monitor. Probieren Sie dann „Digital Stereo Ausgabe“ oder ein Duplex-Profil.

In seltenen Fällen sind die Ausgänge intern gar nicht aktiviert. Das forcieren Sie mit dem etwas altbackenen, grafischen Tool HDAJackRetask, was Sie im Paket alsa-tools-gui (Linux Mint) oder alsa-tools (Fedora) finden.

Erkennt das System mehrere Audiogeräte, bietet Gnome neben dem Lautstärkeregler ein Menü zum Umschalten an.
Erkennt das System mehrere Audiogeräte, bietet Gnome neben dem Lautstärkeregler ein Menü zum Umschalten an.

Medion-Notebook tönt nur als Dell

Einer unserer Leser berichtet von einem beim Discounter gekauften Medion-Notebook mit einer Intel-CPU der 12. Generation. Die Installation von Ubuntu 23.10 klappte reibungslos. Nur die eingebauten Lautsprecher gaben keinen Ton von sich, während angesteckte Kopfhörer tadellos funktionierten.

Im Terminal rief er Informationen zu seiner genauen Hardware ab. Eine gute Fundstelle ist /proc, ein virtuelles Dateisystem mit Informationen zum System und laufenden Prozessen. Dort klapperte er die Audiogeräte ab (/proc/asound/card*/codec*) und suchte mit dem Befehl grep nach allen Stellen, wo „Codec“ vorkam:

grep -H Codec /proc/asound/card*/codec*

Dadurch fand er heraus, dass als Audiogerät ein Realtek ALC269VC erkannt wurde. Mit der Produktbezeichnung im Gepäck fand er nach langer Suche im Internet eine skurrile Behelfslösung.

Damit der Sound auch aus den Lautsprechern herauskommt, musste er dem Treiber (snd_hda_intel) vorgaukeln, sein Medion-Notebook sei ein Dell Inspiron 7559. Dazu hat er in der Konfigurationsdatei /etc/modprobe.d/alsa-base.conf die entsprechende Zeile angepasst:

options snd_hda_intel model=dell-inspiron-7559

Nach einem Neustart des Rechners funktionierten dann endlich auch die eingebauten Lautsprecher.

Office-Alternative

LibreOffice ist zwar vorinstalliert, aber mir ist die Bedienung zu ungewohnt. OnlyOffice fällt für mich raus, da mir die Verbindung nach Russland unklar ist. Gibt es andere Office-Alternativen für Linux?

Falls Sie nur das Aussehen von LibreOffice ungewohnt oder altbacken finden, bietet LibreOffice auch andere Bedienoberflächen an. Sie aktivieren sie nicht in den Einstellungen, sondern unter Ansicht/Benutzeroberfläche. Dort gibt es auch eine Variante mit Menüband, die der Ribbon-Oberfläche von Microsoft Office ähnelt.

Falls das nicht ausreicht oder LibreOffice von Ihnen verwendete Microsoft-Office-Dokumente regelmäßig nicht korrekt anzeigt, könnte Softmaker Office eine Alternative sein. Das kostenpflichtige Office-Paket aus Nürnberg behauptete sich in vergangenen c’t-Tests (siehe ct.de/yv8g). Auch mehrere Leser berichteten von positiven Erfahrungen. Die proprietäre Software gibt es als Kaufversion (100 bis 130 Euro) oder im Abo (circa 30 bis 50 Euro pro Jahr). Softmaker bietet für Linux Mint, Fedora und weitere Distributionen Repositories mit Linux-Paketen an, über die auch automatisch Updates eingespielt werden. Weitere Versionen gibt es sowohl für Windows und macOS als auch für Android und iOS.

Booten pausiert für 90 Sekunden

Damit Linux meine Windows-Partition automatisch einbindet, habe ich diese in der /etc/fstab eingetragen. Seitdem bekomme ich beim Booten für 90 Sekunden die Meldung „Job dev-disk-by\x2duuid-1234\x2dAB12.device/start running (0s / 1min 30s)“. Was bremst meinen Bootprozess aus?

Die Meldung gibt an, dass das System auf einen Datenträger wartet, den es während des Bootprozesses einbinden soll. Überprüfen Sie in der /etc/fstab die Einträge, ob alle noch aktuell sind und nicht Laufwerke oder Partitionen automatisch eingebunden werden sollen, die temporär oder dauerhaft nicht vorhanden sind. Eine Fehlerquelle sind veraltete UUIDs, etwa weil Sie zwischenzeitlich eine Partition neu formatiert haben.

Öffnen Sie parallel Gnome Disks (Laufwerke) und vergleichen Sie die Einträge (beispielsweise den Pfad oder die UUID) dort mit den Zeilen in der fstab. Kommentieren Sie mit einem vorangestellten Doppelkreuz (#) überflüssige Einträge aus und testen Sie das Resultat mit einem Neustart. Verändern Sie aber nicht die Systemeinträge wie /, /boot, /boot/efi oder /home, weil Sie sonst Ihr System gar nicht mehr starten können.

Mint-Installer stürzt ab

Ich habe versucht, Linux Mint zu installieren, aber anders als im Video-Tutorial wurde mir im Auswahlmenü „Linux Mint neben Windows Boot Manager installieren“ gar nicht angeboten. Die Laufwerksliste war leer und als ich versuchte, eine Partition hinzuzufügen, stürzte das Installationsprogramm ab. Woran liegt das?

Aus der Ferne ist so eine Diagnose leider nicht einfach. Unsere Vermutung wäre, dass der USB-Stick beziehungsweise das ISO-Image defekt ist oder aber die aktuellen Treiber fehlen, um Ihre Laufwerke anzusprechen.

Versuchen Sie zunächst, einen anderen Stick zu nehmen, und dort das Installations-Image noch einmal aufzuspielen. Manchmal hilft auch ein anderer USB-Port, wenn etwa der Stick nicht fehlerfrei an einem USB3-Port bootet. Laden Sie im Zweifel auch die ISO-Datei erneut herunter.

Falls Treiberprobleme die Ursache sind, probieren Sie von Linux Mint 21.3 Cinnamon das „Edge“-ISO aus. Dieses enthält schon im Live-System einen neueren Kernel und bringt somit eine bessere Treiberunterstützung mit.

Falls auch das nicht hilft, probieren Sie testweise Fedora Linux oder Ubuntu 24.04 LTS, die beide auch neuere Linux-Kernel samt aktuellen Treibern mit an Bord haben.

Installiertes Linux bootet nicht

Ich habe diverse Linux Distributionen ausprobiert, neben Mint und Fedora auch Arch, Ubuntu und Debian. Egal, welches Linux ich ausprobiere: Nach der Installation wollen Sie alle nicht starten. Was kann die Ursache sein?

Wenn gar kein Linux booten will, ist manchmal die UEFI-Firmware (auch UEFI-BIOS genannt) schuld. Die Qualität der UEFI-Implementierungen variiert zwischen den unterschiedlichen Herstellern von Mainboards, Komplettsystemen und Notebooks. Wenn eine Firmware mit allzu heißer Nadel zusammengestrickt und nur mit Windows getestet wurde, bleiben alternative Systeme manchmal auf der Strecke.

Dann bleibt leider nur eine Suche anhand von Modellbezeichnung, Firmware-Name und -Version im Internet, ob Leidensgenossen schon auf eine Lösung gestoßen sind. So besaß der Autor dieses Artikels privat ein Notebook, welches Linux-Bootloader erst startete, wenn deren Pfad- und Dateiname denen des Windows-Bootloaders entsprach.

Hilfreich bei der Lösung von so diffizilen Problemfällen sind gegebenenfalls auch kundige Freiwillige auf regionalen Linux-Treffen und in Hackerspaces oder Repair-Cafés vor Ort. Man sollte sich aber bewusst sein, dass dies engagierte Freiwillige sind und keine Dienstleister, und sich auch dementsprechend benehmen.

Windows formatiert USB-Stick nicht

Ich habe wie von Ihnen beschrieben das Linux-Installationsimage auf den USB-Stick aufgespielt und Linux ausprobiert. Jetzt kann ich den Stick aber unter Windows nicht mehr verwenden. Versuche ich diesen zu formatieren, beschwert sich Windows, der Stick sei schreibgeschützt.

Wenn der Explorer oder die Windows-Datenträgerverwaltung sich weigern, den USB-Stick neu zu formatieren, haben Sie zwei Alternativen.

Mit wenigen Klicks geht es unter Linux, ganz gleich ob Fedora oder Mint. Starten Sie dazu Gnome Disks, indem Sie die Windows-Taste drücken und im Suchfeld „Disk“ oder „Laufwerke“ eingeben. Wählen Sie in Gnome Disks in der linken Liste den gewünschten Datenträger aus und klicken Sie dann in der Titelleiste des Fensters auf die drei Pünktchen. Aus dem Menü wählen Sie den Eintrag „Laufwerk formatieren“. Es reicht die schnelle Formatierung und beide Typen der Partitionierung, MBR/DOS oder GPT, sind geeignet. Anschließend fügen Sie über das Plus-Symbol eine neue Partition hinzu, die Sie mit NTFS, FAT oder Andere/exFAT formatieren. Wenn die neue Partition angelegt und formatiert ist, deaktivieren Sie über den Ausschaltknopf in der Titelleiste den USB-Stick und ziehen ihn ab. Anschließend sollte Windows mit dem Stick wieder umgehen können. Zur Sicherheit können Sie den Stick noch mal mit Windows formatieren.

Wenn Sie nur ein Windows zur Hand haben, müssen Sie einige Befehle im Terminal eingeben. Drücken Sie Windows+R, geben Sie diskpart ein und klicken Sie auf OK. Bestätigen Sie die Rückfrage, ob DiskPart Änderungen vornehmen darf. Rufen Sie mit list disk eine Liste der Datenträger auf. Merken Sie sich die Nummer, die der Stick zugewiesen bekommen hat (zum Beispiel „Datenträger 2“). Wählen Sie diesen Datenträger aus und lassen Sie sich dessen Partitionen anzeigen:

sel disk 2
list part

Wenn Sie sicher sind, dass es der richtige Datenträger ist, löschen Sie die Partitionstabelle, erzeugen Sie eine neue primäre Partition und formatieren diese:

clean
create part primary
format fs=exfat quick

Achtung: Der Befehl clean löscht die Partitionstabelle des ausgewählten Laufwerks unwiederbringlich und ohne vorherige Sicherheitsabfrage! Sie sollten sich also wirklich sicher sein, dass Sie auch den gewünschten Datenträger ausgewählt haben. (ktn@ct.de)

Während unter Linux USB-Sticks mit ein paar Mausklicks formatiert sind, muss man unter Windows manchmal ein Terminalprogramm bemühen.
Während unter Linux USB-Sticks mit ein paar Mausklicks formatiert sind, muss man unter Windows manchmal ein Terminalprogramm bemühen.

Links zu Tests, Downloads und Anleitungen: ct.de/yv8g

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