c't 17/2024
S. 30
Aktuell
Apple

Vom Baum der verwehrten Erkenntnis

Apple verweigert neue KI-Funktionen in der EU

Noch vor Wochen hatte Apple keine generative KI im Produktspektrum und schien weit abgeschlagen hinter Marktführern. Nun hat der Konzern die Technik, setzt sie aber als Faustpfand gegen Auflagen der EU ein.

Von Dušan Živadinović

A pple will sich in Sachen generative KI mit einem vorbildlichen Privatsphärenschutz an die Spitze der Branche setzen. Dafür hat der Konzern nicht nur wie bisher lokale KI-Funktionen auf leistungsfähigen Geräten vorgesehen, sondern verzahnt diese für schwierige Aufgaben mit seiner eigens entwickelten Cloud, die KI-Funktionen abgesichert auf hauseigenen Servern und Chips ausführt. Unter Privacy-Gesichtspunkten hat Apples KI-Cloud daher den Rang eines Fort Knox (siehe ct.de/yr97). Fachleute überschlagen sich mit Lob und nicht nur Apple-Apologeten warten ungeduldig darauf, die Technik zu nutzen.

Doch Apple nimmt sein KI-Paket „Apple Intelligence“ inzwischen als Faustpfand im Kampf gegen EU-Auflagen. Wegen „regulatorischer Unsicherheiten durch den Digital Markets Act“ verzögere sich die Einführung in der EU, erklärte der Konzern überraschend Ende Juni. Eine Umsetzung von Interoperabilitätsforderungen der EU könnte sich nachteilig auf den Privatsphärenschutz auswirken. Aus gleichem Grund will Apple den EU-Kunden neben seinem Baum der KI-Erkenntnis auch das viel beachtete iPhone-Mirroring auf Macs und Verbesserungen der Fernwartung über SharePlay vorenthalten.

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