c't 20/2024
S. 3
Standpunkt

Windows on ARM: Gewollt, aber auch gekonnt?

Seit mehr als zehn Jahren müht sich Microsoft an Windows-Notebooks mit ARM-Prozessoren ab. Jetzt gibt es attraktive Geräte mit dem Qualcomm-Prozessor Snapdragon X Elite. Die neuen Windows-on-ARM-Notebooks zielen vor allem auf potenzielle MacBook-Käufer. Sie sollen letztere zu Windows locken oder wenigstens verhindern, dass genervte Windows-Nutzer zu macOS desertieren. Die neuen Windows-on-ARM-Notebooks laufen viel länger mit Akkustrom als x86-Klapprechner mit Chips von AMD oder Intel.

An die bündige Verzahnung der Hard- und Software von MacBooks kommen real existierende Windows-on-ARM-Geräte jedoch nicht heran. Das liegt vor allem an Windows selbst. Denn Microsoft bügelt seit Jahrzehnten bekannte Schwächen nicht aus, sondern flickt sie bloß schlecht. Beispiel Backup: Für macOS gibt es seit Ewigkeiten TimeMachine, für Windows nix. Stattdessen soll man seine Daten per OneDrive in die Cloud pumpen.

Weiterhin bleibt die Treiber-Auswahl für Windows-on-ARM begrenzt und manche Software läuft schlecht oder gar nicht. Doch für viele Windows-Nutzer ist Kompatibilität der Knackpunkt: Vertraute Software und uralte Hardware bleiben mit aktuellem x86-Windows meistens nutzbar.

Windows-Apps, die von der neuen ARM-CPU deutlich profitieren, sind Mangelware. Ob sich das ändert, hängt am Eifer der Programmierer. Denen sendet Microsoft aber widersprüchliche Signale: ARM ja, aber x86 auch. Bei Apple ist die Richtung klar: ARM.

Um von den weiter vorhandenen ARM-Nachteilen abzulenken, zündet Microsoft die Nebelkerze Copilot+. Angeblich kommen irgendwann tolle KI-Apps. Was bisher zu sehen ist, schreckt jedoch eher ab.

Es gibt jetzt also schöne ARM-Hardware für Windows 11, aber weiterhin diverse Softwareprobleme. Ob und wann sie gelöst werden, verspricht Microsoft nicht. Und falls die ARM-Geräte keinen großen Marktanteil ergattern, kommen wohl nur wenige optimierte Apps nach. Dieses Risiko tragen die heutigen Käufer, weil Microsoft sich nicht entscheiden will. Wer bei Apple abschaut, muss schon genau hinschauen.

Christof Windeck
Christof Windeck

Christof Windeck

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