iX 8/2020
S. 52
Titel
Digitalethik
Adobe Stock; Montage iX; Lisa Hemmerling

Ethische Säulen einer verantwortungsvollen digitalen Transformation

Mit Bedacht

Prof. Dr. Sarah Spiekermann

Die Digitalisierung führt zu großen Veränderungen in der Gesellschaft. Unternehmen müssen sich der Frage stellen, was gutes und richtiges Handeln auszeichnet. Zertifizierungen und Standards können dabei helfen, wertebasierte Technologien zu fördern.

Wenn heute zur digitalen Ethik Stellung bezogen wird, so besteht die Quintessenz oft in einer mehr oder weniger langen Liste von Forderungen an die Entwicklung und den Betrieb der IT. Auf diesen Wertprinzipienlisten und in den dazugehörigen Manifesten stehen Einhaltung von Datenschutz, Sicherheit und Privatsphäre beim Bau und Betrieb von IT, Sicherstellung von Transparenz der Datenverarbeitung, Fairness und Abwesenheit von Vorurteilen bei KI.

In einem kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Machine Intelligence erschienenen Artikel mit dem Titel „The global landscape of AI ethics guidelines“ fanden die Autoren tatsächlich 84 nationale und internationale Institutionen, die in den letzten zwei bis drei Jahren eine solche oder ähnliche Liste erstellt haben [1]. Dieses Nachdenken über die Ethik der Technik ist sehr wertvoll, vor allem wenn man ­bedenkt, wie mühsam und langwierig es war, auch nur einen dieser Werte auf die Straße zu bringen: den Datenschutz. Die neuen Wertelisten sind also ein großer Fortschritt im Denken. Die Frage ist, ob solche Wertelisten den großen ethischen Herausforderungen des digitalen Zeitalters gerecht werden.

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