Der nutzlose Streit

Stellen Sie sich vor, Sie flanieren über Shanghais Einkaufsmeilen und werden von den Einheimischen schief angeguckt, sobald Sie Ihr iPhone oder iPad zücken. In China gelten Apple-Produkte nämlich seit Kurzem als ausgesprochen peinlich. Schuld daran trägt der groteske Handelsstreit mit den USA, für den Apple ohne eigenes Verschulden in Haftung genommen wird.

Genau genommen liegt das am Telekommunikationsnotstand, den US-Präsident Trump ausgerufen hat: Amerikanische Firmen dürfen nur noch per Sondergenehmigung mit entsprechenden Unternehmen aus dem Reich der Mitte kooperieren. Google entzog Huawei die Lizenz für wesentliche Teile von Android; Microsoft, Intel und ARM folgten auf dem Fuß.

Den amerikanischen Companys dürfte das nicht besonders viel Vergnügen bereiten, gehen die Launen ihres Präsidenten doch mit erheblichen Umsatzeinbußen einher. Mit weltweit über 200 Millionen verkauften Einheiten steht Huawei immerhin an Platz drei der Smartphone-Hersteller.

Dass noch nicht einmal Apple als Mitbewerber von dieser Schnapsidee profitiert, machen bereits die gerade geschilderten Ressentiments auf chinesischer Seite deutlich. Schlimmer noch stehen massive, mutmaßlich staatlich gesteuerte Boykottaufrufe einer Verbesserung der eh schon maroden Apple-Bilanz in China entgegen.

Die Kunden von Huawei können einem leid tun, ihnen bleiben neue Android-Versionen verwehrt. Da lobe ich mir Apple: Mein in Ehren ergrautes iPhone 5S genießt zwar längst seinen Ruhestand, wird aber auch sechs Jahre nach dem Kauf immer noch mit aktuellen iOS-Versionen versorgt. Es zahlt sich eben aus, wenn Hard- und Software Hand in Hand entwickelt werden und so auch ältere Geräte überdurchschnittlich lange Support erhalten. Ohnehin zeigt der Fall, wie gut Apple letztlich daran tut, sich von Zulieferern zu emanzipieren – angefangen beim Betriebssystem bis hin zu selbst entwickelten CPU-, GPU- und Controller-Chips. Produktionsausfälle, Lieferengpässe und quälende Lizenzstreitgkeiten lassen sich so effektiv minimieren.

Nun gut, Huawei wird’s überleben – und Apple natürlich auch. Dennoch zeigen diese Vorgänge sehr deutlich die großen Vorteile des Apple-eigenen Ökosystems, das Kunden nicht nur vor solchen Desastern wirkungsvoll schützt. Eines wird allerdings ebenfalls deutlich: Gegen die Torheiten eines überkandidelten Staatsoberhaupts kann selbst Apple nicht viel ausrichten.

Kai Schwirzke