Mac & i 5/2020
S. 3
Editorial

Nennt die Dinge beim Namen!

Eigentlich macht Apple es genau richtig: Jedes neue iPhone ist schneller als der Vorgänger. Die teuerste Version mit allen Funktionen heißt „Pro“ oder mit dem großen Display „Pro Max“. Wer trotz schmalem Budget nicht auf aktuelle Technik verzichten mag, greift zum günstigen iPhone SE: Da baut Apple den modernen Prozessor in ein älteres Gehäuse ein und positioniert es preislich am unteren Ende.

Nun versucht sich der Konzern auch bei der neuen Apple Watch SE in der Kombinationsrhetorik: Prozessor und Gehäuse entstammen dem Vorjahresmodell der Series 5, aber das EKG und das Always-On-Display gibt es nur noch in der Series 6. Die Watch SE kostet 80 Euro mehr als die im Vergleich unattraktive Series 3 mit kleinem Display, S3-Prozessor, weniger Speicher und dem alten Bluetooth – doch Apple bietet die Series 3 weiterhin an. Verwirrend, oder?

Auch beim iPad würfelt Apple Bestehendes zu Neuem zusammen, nennt es aber seit Jahren „Air“ statt „SE“. Das iPad Air 4 erbt Design und Stift vom teureren iPad Pro, hat aber den brandaktuellen ARM-Chip A14 Bionic an Bord, den man noch in keinem anderen Gerät kaufen kann. Dennoch kostet es rund 200 Euro weniger als das iPad Pro. Und dann gibt es da noch das nette, aber teure iPad mini.

Beim Mac ist es wieder anders: Das MacBook Air – eigentlich als besonders kompaktes Notebook gedacht – rangiert seit ein paar Jahren als Einsteigergerät unterhalb der MacBook Pros. Der iMac gräbt dem teuren iMac Pro das Wasser ab, aber nur in der 27-Zoll-Version (siehe S. 36). Der 21-Zöller ist weiterhin auf dem alten Stand.

Kommen Sie da noch mit?

Durch die willkürliche Namensgebung lassen sich die Produkte immer schwerer miteinander vergleichen. Apple sollte seine Einsteiger- und Profigeräte wieder mit einheitlichen Namen taufen, die jeder unterscheiden kann. Als Steve Jobs einst das Zepter bei Apple wieder in die Hand nahm, lautete sein Erfolgsrezept: Modellpolitik vereinfachen, übersichtlicher machen, Überflüssiges streichen. Aus meiner Sicht täte Tim Cook gut daran, sich auf diese Idee zu besinnen.

Holger Zelder

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