Mac & i 4/2022
S. 108
Test
macOS: Audio-Tuning

Stimmenstimmer

Melodyne bringt Gesang und Instrumente auf die richtige Tonhöhe.

Eine Audioproduktion ist oft ein großes Puzzle. Mit Melodyne bekommt es noch viel mehr Teile: Die Software spaltet einen Ton in Bestandteile wie Tonhöhe, Vibrato, Lautstärke, Timing und Zischlaute für die manuelle Bearbeitung auf, was besonders bei Gesangsstimmen hilfreich ist. Selbst innerhalb einer polyphonen Spur, bei einem mehrstimmigen Instrument wie der Gitarre, schlüsselt Melodyne gleichzeitig gespielte Töne auf. So kann man unter anderem einen Dur- in einen Mollakkord ändern. Diese „DNA“ genannte Funktion hat zur Einführung 2008 in der Branche für Furore gesorgt und sich mittlerweile viele Jahre bewährt.

Mit Version 5 hat Hersteller Celemony vor allem die Bearbeitung des Gesangs verbessert. 5.2 lieferte im Frühsommer die Apple-Silicon-Unterstützung nach. Melodyne schließt nun Atem- und andere Geräusche von der Bearbeitung weitgehend aus. Ein Beitrag, um mehr Natürlichkeit zu erhalten. Selbst wenn das eine Stärke der Software ist, gilt aber auch hier: Je stärker man einen Ton verändert, desto künstlicher klingt er. Manche Töne einzelner Chorstimmen wären in unseren Versuchen als Solostimme nicht mehr zu retten gewesen (als Testdatei verwendeten wir aus dem letzten Jahr das Corona-Projekt eines Amateurchores, bei dem alle Sängerinnen und Sänger ihre Stimmen zu Hause als Einzelspur selbst aufnahmen). Im Ensemble eingebettet fanden wir dagegen einen unauffälligen Kompromiss zwischen Natürlichkeit und sauberer Intonation.