Make Magazin 2/2016
S. 22
Was uns inspiriert

Marble Machine

Martin Molin von der Band Wintergatan spielt das selbstgebaute Instrument. Die monatelange Handarbeit hat sich gelohnt: Das Video ist auf Youtube mit über 15 Millionen Views ein großer Erfolg. Bild: Samuel Westergren

Die schwedische Band Wintergatan hat eine Vorliebe für außergewöhnliche Instrumente. So kommt die Melodie ihres Tracks „Sommarfågel“ von einer Spieluhr, für die eigens ein schmuckes Resonanzmöbel gezimmert wurde; und in „Starmachine2000“ erfüllt ein Diaprojektor eine Doppelrolle als Präsentations- und Perkussionsinstrument. In ihrem neusten Werk kommt mit der „Marble Machine“ nur ein einziges, dafür aber vollständig selbst gebautes, polyphones Instrument zum Einsatz.

Von einer Handkurbel angetrieben transportiert die Maschine mit einem Förderband Murmeln nach oben. Gleichzeitig treibt der Kurbelmechanismus aber auch eine große Registerwalze an, auf der die zu erklingenden Töne wie bei einer Spieluhr durch senkrechte Stifte kodiert sind. Die Stifte je einer Spur der Walze bewegen einen Hebel, der eine Haltevorrichtung löst und die entsprechende Murmel nach unten fallen lässt. Diese trifft dann auf eines der vielen tonerzeugenden Elemente des Instruments: zum Einsatz kommen ein Vibraphon mit elf Metallplatten, ein viersaitiger E-Bass, ein Becken und mehrere Schlaginstrumente. Nach dem Aufprall auf das Element springt die Metallmurmel dann in einen Auffangtrichter und wird durch die Schwerkraft zurück auf das untere Ende des Förderbandes geleitet – der Prozess beginnt von vorne.

Die Maschine besteht der Band zufolge aus 3000 Einzelteilen und nimmt 2000 Stahlkugeln auf. Große Teile wie die Zahnräder sind aus Holzfaserplatten gefertigt; für das Tonregister wurden geschickt die Steckverbinder von Lego Technic genutzt. Wer den Bau des Instrumentes nachvollziehen will, findet im YouTube-Kanal der Band zusätzlich einen mehrere Videos umfassenden Baubericht. Roland Hieber/phs

Strahlturbine aus Zement

Feuerfester Zement eignet sich sogar für die Düse eines Strahltriebwerks, wie der Bastler Axel Borg beweist. Die maßgeschneiderte Gussform lieferte ein 3D-Drucker. Bild: Axel Borg

Wer gerne tagelang in seiner Garage verschwindet und dann mit den unglaublichsten Konstruktionen wieder herauskommt, wird gerne mit Daniel Düsentrieb verglichen. Bei Axel Borg aus Schweden passt dieser Spitzname allerdings wortwörtlich: Er hat nichts Geringeres als ein bulliges Strahltriebwerk selbst gebaut, das ein Elektromotor auf Knopfdruck auf Touren bringt, bevor ein elektrisch erzeugter Funken Feuerzeuggas aus der großen Nachfüllflasche zündet. Es lohnt sich, sein Video davon bis zum Ende zu schauen – im zweiten Testlauf gibt der furchtlose Erbauer noch mal richtig Gas.

Die Lager sollen handelsüblich sein und normalerweise in Skateboards zum Einsatz kommen. Diverse Metallteile im Inneren wurden von Hand zugeschnitten, die ummantelnde Düse selbst hingegen stammt indirekt aus dem 3D-Drucker: Der hat eine Gussform gefertigt, mit deren Hilfe das eigentliche Teil aus feuerfestem Zement gegossen wurde. Auch die ganze Baugruppe für den Lufteinlass (wo die Temperatur auch im Betrieb noch gemäßigt bleibt) hat Borg direkt in 3D gedruckt. Die STL-Dateien für eigene Nachdrucke gibt es online zum Download, außerdem ein E-Book, das den Nachbau genau beschreibt pek

Pop-Art-Kaffee-Plotter

Bild: makezine.com

Der Plotter von Ted Kinsman produziert einmalige Bilder: Der Assistant Professor für Fotografie am Rochester Institute of Technology hat eine Tropfmaschine gebaut, die im strengen Raster Tröpfchen definierter Größe aufs Papier bringt und so großformatige Unikate im Stil der Pop-Art erzeugt. Sie schafft dabei etwa einen Tropfen pro Sekunde.

Unsere Kollegin Sophia Smith von der US-Make hat sich die Maschine genauer angesehen und mit ihrem Erbauer gesprochen. Der erzählte ihr, die Idee sei ihm gekommen, weil er zum einen schon seit Jahren von einer Maschine geträumt habe, die für ihn male, und zum anderen immer kalter Kaffee in seiner Kanne zurückbliebe. Sein 2D-Plotter auf Arduino-Basis bringt jetzt den Wunsch und das vorhandene Material zusammen. Dabei arbeitet die Maschine potenziell mit allem, was flüssig und farbig ist – auch Rotwein oder gefärbtem Wasser. In den Speicher des Arduino passen zwar nur Bilder mit rund 8000 Pixeln, für ein wiedererkennbares Porträt reicht das aber offensichtlich. pek