Make Magazin 2/2016
S. 134
Community-Projekte

Das Bobby-Car im Eigenbau

In seiner klassischen Form ist das Bobby-Car über 40 Jahre alt: Zeit für ein Maker-Update aus dem FabLab! Ich habe meinem Patenkind ein etwas anderes Tretauto gebaut.

Über 40 Jahre nach Erscheinen des Originals wurde es Zeit, das Bobby-Car in Maker-Manier neu zu denken: Patenkind Kalle wollte mobil sein und ein Standard-Fahrzeug kam natürlich nicht infrage.

Ein Tretauto in Bootsbauweise, passend zum Hafen
Kalle (B.) an Bord seines nagelneuen KB – garantiert ohne Abgasskandal und auch in geschlossenen Räumen fahrbar.

Also ein Eigenbau: Das Tretauto sollte im FabLab zu fertigen sein und viel Platz für Ergänzungen unter der Haube bieten. So entstand die Idee eines Fahrzeugs, das man mithilfe von 3D-Drucker und Co. (nach-)bauen und individuell anpassen und erweitern kann. Durch viel Platz unter der Karosserie sollten auch die Eltern beschäftigt werden, die den Nachwuchs mit neuen Erweiterungen des Funktionsumfangs dauerhaft begeistern können: Die erste Tuningmaßnahme ist mit Einbau einer Unterbodenbeleuchtung in meinem Fahrzeug gleich mit dabei, geplant sind weiterhin ein Blaulicht und ein Elektroantrieb… mal schauen, wohin die Gedanken noch so gehen!

Die erste Tuningmaßnahme wurde bereits durchgeführt, weitere folgen.

Nachdem die Designspinnereien einigermaßen sortiert waren, konnte ich die Vorüberlegungen zu ergonomischen Dimensionen wie Sitzhöhe, Länge und Größe des Lenkrades anstellen, erste Skizzen erstellen und die Konstruktion beginnen. Das Rutschauto sollte möglichst vollständig in CNC-Fertigung entstehen und ohne zu großen Aufwand mit FabLab-Mitteln umsetzbar sein. Aus ersten Konstruktionsanfängen entstand eine 37-teilige Baugruppe mit vier Zukaufteilen (den Rädern), die eine gesteckte und verleimte Sperrholz-Karosserie aus dem Lasercutter mit gefrästen Radaufhängungen aus Aluminiumprofilen und Verbindungselementen aus dem 3D-Drucker verbindet. Das Design ist in dieser Bauweise so steif, dass das Auto (gerade so) auch einen Erwachsenen, auf jeden Fall aber auch mehrere Kinder in allen Belastungssituationen trägt.

Die Karosserie ist in Bootsbauweise in Form beplankter Spanten und eines Mittelstringers aufgebaut, von unten sieht man auch die Unterbodenbeleuchtung.

Die Fertigung des Tretautos konnte vollständig im FabLab Lübeck stattfinden; lediglich die Größe der Karosserie brachte selbst den dortigen Lasercutter an seine Grenzen. Das Team des FabLabs ist (bei Nachbau-Interesse) Anfragen gegenüber aber aufgeschlossen. Für Nachbauvorhaben sind die Details im Forum des FabLabs beschrieben und die entsprechenden Dateien zum Download verfügbar. Bei Änderungs- und Erweiterungsideen und deren Umsetzung werden sie dort laufend aktualisiert. phs

RetroPC64: 64-bit im 8-bit-Look

Sieht aus wie ein C64, spielt sich wie ein C64, das muss ein C64 sein … stimmt nicht, unter der Haube steckt moderne PC-Technik. Andreas Wagener baut sie in klassische Heimcomputer wie den C64 von Commodore ein.

Sieht aus wie ein C64, im Gehäuse steckt aber ein moderner PC. Dank Emulator verhält sich der Computer auf Wunsch wie ein echter C64.

Vor vier Jahren kaufte ich über eBay einen C64 mit PC-Innenleben. Das Teil lief unter Windows XP, war laut, langsam und laienhaft zusammengeschustert. Das muss doch besser gehen! Mein Ziel war es, maximale Leistung bei minimalem Betriebsgeräusch in ein klassisches C64-Gehäuse einzubauen. Der Rechner sollte extrem sparsam und über die originale Tastatur zu bedienen sein.

Dieser Retro-C64 hat sogar einen Blu-ray-Brenner eingebaut. Links im Bild die zusätzlichen Platinen für Einschaltknopf und Joystick-Buchsen.

Die entstandenen Geräte kann man durch ihr kaum hörbares Betriebsgeräusch als extrem sparsamen Mediaserver oder auch einfach nur als Alltags-PC nutzen. Der Clou ist, dass auf jedem RetroPC64 ein Emulator installiert ist, mit dem man sämtliche Original-Programme und -Spiele nutzen kann.

Beim C128D hat man die Wahl: Original-Feeling von 1986 oder Nutzung als moderner Gaming-Rechner dank der verbauten GTX970-Grafikkarte.

Die Herausforderung ist, die passenden Komponenten zu finden, die auch ins Gehäuse passen. Ganz wichtig war mir, dass alles möglichst im Originallook bleibt, also keine extra Löcher gebohrt wurden oder hässliche Zusatzschalter zum Einsatz kamen. Innen habe ich die Verwendung von Heißkleber vermieden, alle Komponenten sind mit Senkkopfschrauben befestigt. Äußerlich baute ich den Einschalter auf einen Taster mit der originalen Tastenkappe um.

Im Hybrid-Modell wird der C64 nicht emuliert, hier verbergen sich tatsächlich zwei Computer in einem Gehäuse. Die zusätzlichen Schnittstellen stecken im Steckmodul.

Auch die Joystickports sind originalgetreu und werden über ein käufliches Interface von Sinchai.de mit dem PC verbunden. Eine größere Schwierigkeit war es, die Originaltastatur vernünftig ans Laufen zu bekommen. Mit existierenden Interfaces war ich nicht zufrieden und habe mir deshalb selber ein Interface auf Lochrasterplatine gebaut. Dazu habe ich einen ATmega8 mit entsprechender Software über das Atmel-Evaluationsboard 2.1 von Pollin programmiert.

Andere Rechner folgten seitdem, es gibt nun Retro-PCs in den Gehäusen von Amiga 600, Atari ST und Commodore 128D, außerdem ein Blu-ray-Laufwerk im Gehäuse der 1541-Floppy. Aktuell baue ich den RetroPC64-Hybrid, darin ein originaler C64 und zusätzlich ein PC mit Windows 10. Beide Rechner teilen sich Originaltastatur und -netzteil. Die Tastatur schaltet je nach Verwendung automatisch zwischen PC und C64 um. An dem Rechner selbst wurde keine zusätzliche Bohrung oder Veränderung vorgenommen, weiterhin ist alles steckbar und vollständig rückrüstbar aufgebaut. Die zusätzlichen Schnittstellen (HDMI, USB, Audio und Joystickports) habe ich in ein Modulgehäuse ausgelagert. phs