Make Magazin 3/2016
S. 28
Was uns inspiriert

FrozenBottle: LED-Gehäuse aus Altglas

In diesem Jahr ist im Makerspace „Freies Labor Hildesheim“ das Projekt FrozenBottle entstanden: ein Display aus Altglas, RGB-LEDs, Aluminium- und Frischhaltefolie. Um schönere Lichteffekte zu erzeugen, kamen Maker auf die Idee, die Böden von Glasflaschen anzurauen, so dass das Licht der LEDs diffus wird. Die außen um das Glas gewickelte Alufolie und innen in die Gläser geknüllte Frischhaltefolie verstärken die Lichtstreuung und Brechung noch. In der aktuellen Version besteht das Display aus sechseckigen Schraubgläsern, so dass es für die Herstellung nicht mehr nötig ist, Glas zu schneiden und zu entgraten, wie noch beim Prototyp. Die neue Variante soll außerdem aus 200 einzelnen Glasmodulen bestehen – beim Prototyp waren es nur 33. Bei GitHub werden bereits erste Spiele und Visualisierungen gesammelt. Über Gläserspenden freuen sich die Bastler mit Sicherheit. esk

Gamer Girls

Bild: Studio E Photography, Models: Carolynne Scoffield & Eloise Yaskiw, Hair: Allison-Love Hair By J, Makeup: Tara Smith

Ein interaktives Kleidungsstück wollten die Macherinnen von Phi: Illuminated Design entwickeln. Daher gibt es das Kleid „Gamer Girls“ auch nur im Doppelpack. Denn die mit über 400 LEDs besetzten schwarzen Vorderseiten sind jeweils das Display für ein 8-Bit-Videospiel. Als Game-Controller dienen zwei Smartphones, wobei Kleider und Handys über Bluetooth verbunden sind. Da jede Spielerin auf dem gegnerischen Display nur den eigenen Spielverlauf sieht, sitzen weitere LEDs auf den Schultern in transparenten Kristallen aus dem 3D-Drucker. Sie zeigen den gegnerischen Spielverlauf an.

Schließlich beleuchten 72 LEDs die Rockkonstruktion. Deren Muster stammt aus dem Lasercutter und soll an retro-futuristische Ideen erinnern. In den Kleidern werkelt jeweils ein Arduino Mega, unterstützt von einem Xadow Board. Phi ist ein kanadisches Wearable-Kollektiv der Künstlerinnen Stacey Morgan und Kenzie Housego sowie der Elektro-Ingenieurin Sophie Amin. Seit 2014 entwerfen sie Kleider, die auf Berührungen und Geräusche reagieren oder sich über Smartphone-Apps steuern lassen. —hch

Würfel-Weltrekord

Sub1 Reloaded: neuer Würfel, präzisere Halter

Ein später Nachmittag im Winter. Es dämmert bereits. Das Cubikon-Ladengeschäft in München ist noch hell erleuchtet. Die letzten Kunden werden Zeugen des ersten Probelaufs von „Sub1“. Der Roboter ist angetreten, den Weltrekord im Zauberwürfellösen zu brechen. Doch schon beim zweiten Probelauf riecht es merkwürdig: Eine der Schrittmotorendstufen hat sich zur Aufgabe entschlossen. Ist der Weltrekordversuch bereits vorzeitig beendet?

In Action: Speed Cubes sind auf besonders schnelles Lösen ausgelegte Zauberwürfel.

Einige Monate zuvor: Sub1 löst Zauberwürfel um Zauberwürfel. Nach dem Drücken des Startknopfs beginnt die Zeitmessung und zwei kleine Schrittmotoren bewegen Kameraabdeckungen zur Seite. Diese geben zwei Webcams den Blick auf je drei Seiten eines Speed Cubes frei. Sobald der Laptop von den Webcams die ersten Bilder des Zauberwürfels erhält, bestimmt er die Farbe jeder Fläche. Die Lösung des Würfels wird mit Tomas Rokickis Implementierung des Zwei-Phasen-Algorithmus in nur 10 ms ermittelt. Mit diesem Solver wurde 2010 der Beweis erbracht, dass jede der 43 Trillionen möglichen Farbkombinationen in maximal 20 Zügen gelöst werden kann.

0,887 Sekunden: Weltrekord! Die Ringsegmente des Rahmens waren früher übrigens Tortenringe.

Die Lösung wird per USB an ein Mikrocontroller-Board übergeben. Dieses steuert über Schrittmotorendstufen sechs Schrittmotoren im Halbschrittverfahren. Ein 24-V-Schaltnetzteil liefert bis zu 3 A je Motoren-Wicklung und ermöglicht damit Vierteldrehungen in 38 und Halbdrehungen in 55 ms. Gegenüberliegende Seiten des Zauberwürfels können sogar gleichzeitig gedreht werden. Nach dem letzten Zug stoppt die Zeitmessung. Am 23. Januar ergab sie nach 20 Zügen exakt 0,887 Sekunden.

Doch wie konnte der Weltrekordversuch trotz durchgebrannter Schrittmotorstufe durchgeführt werden? Im Geiste von Murphys Gesetz hatte ich diverse Ersatzteile und Werkzeuge im Gepäck und konnte somit den Roboter zügig reparieren. Seit dem 24. Februar sind die 0,887 s von Guinness offiziell als Weltrekord anerkannt. Und wie geht es weiter? Dafür prägte Monaco Franze den passenden Spruch „A bisserl was geht immer.“ Man darf also gespannt sein. Albert Beer/esk